Seit April 2012 trafen sie sich zwölf Mal, veranstalteten einen gut besuchten Infoabend im Juli und führten einige Gespräche mit der Marktgemeinde sowie mit der Kirchenverwaltung. Nun ist die bisherige „Interessengemeinschaft Schloss Oberschwarzach“ als „Förderverein Schloss Oberschwarzach“ aktiv. Zur Gründungsversammlung kamen etwa 80 Bürger ins Sebastianihaus.
Dort legte der Verein seine Ziele dar, erläuterte die Satzung und ließ Vorstandsteam, Schriftführer sowie Kassenprüfer wählen. In ihren Grußworten sprachen Bürgermeister Josef Radler und Pfarrer Stefan Mai über den derzeitigen Stand der Dinge in Sachen Schloss. Schließlich stellte sich der für die Renovierung und für weitere Planungen vonseiten der Kirche beauftragte Architekt Georg Böswald- von Brunn vor.
Zunächst skizzierten Willi Groha und Andreas Zehner vom Förderverein die erreichten Ziele: So wurde das Schloss nicht an private Hände verkauft, man habe eine Diskussion über die Möglichkeiten der Nutzung angeregt und es zeichnen sich Mietanfragen ab. Ein zukünftiges Ziel sei die öffentliche Nutzung der gesamten Schlossanlage: Die Vorschläge reichten hierbei unter anderem von Weinfesten, über die 400-Jahr-Feier des Schlosses, bis hin zu Ausstellungsräumen.
Groha räumte jedoch ein, dass das letzte Wort der Eigentümer, die Kirchenstiftung Oberschwarzach, habe. Deshalb wolle der Förderverein zum einen mit eigenen Ideen beraten und unterstützen. Zum anderen möchte man eine vermittelnde Funktion zwischen der Markt- und der Kirchengemeinde einnehmen.
Letztere Rolle ist bereits in der Vereinssatzung berücksichtigt: Neben engagierten Bürgern und Mitgliedern anderer Vereine setzt sich der Beirat aus Vertretern von Kirchenverwaltung und Marktgemeinde zusammen. Bei wichtigen Anliegen wird dieser zu den Vorstandssitzungen eingeladen.
Die Wahl der Funktionäre des Vereins moderierte der zweite Bürgermeister Manfred Schötz, wobei die Besucher per Handzeichen einstimmig entschieden: Willi Groha, Dietmar Herold, Leo Niedermaier und Andreas Zehner bilden nun das vierköpfige Vorstandsteam. Kassenprüferin ist Gabriele Müller und Schriftführerin ist Helga Goldstein.
„Mit ihnen träume ich den Traum von neuem Leben in den Mauern unseres Echterschlosses“, sprach Pfarrer Mai in Zusammenhang mit dem Engagement der Dorfgemeinschaft. Hinzu kamen die Ergebnisse aus einem Gespräch mit der bischöflichen Finanzkammer.
Darauf ging Kirchenpfleger Karl Helmich näher ein: Die Kosten für eine Projektierung und Vorplanung (zum Beispiel Kanaluntersuchungen) belaufen sich auf circa 72 000 Euro. Die Diözese ist bereit, etwa 55 000 Euro davon zu tragen. Für den Rest seien noch Gespräche zur Bewilligung verschiedener Fördermittel nötig.
Kosten ermitteln
Weiterhin stellte sich der Architekt Böswald- von Brunn vor und ging auf die Abfolge der Maßnahmen rund ums Schloss ein: Nach einer Untersuchung unter anderem der Statik, des Kanals oder der Heizmöglichkeiten sollen Mietergespräche und die Erstellung eines Anforderungsprofils an die Räume erfolgen. Schließlich werde man die Kosten für das Gesamtkonzept schätzen und parallel dazu jene des Wasserschadens. Danach könne man mit der Versicherung in Verhandlungen treten.
Das Schloss selbst beschrieb er als „wahre Baugeschichte, die sehr unberührt ist“: Trotz langer Standzeit und den Wechseln der Besitzer habe das Bauwerk ohne wesentliche Veränderungen seinen ursprünglichen Charakter erhalten: „Wir können vom Weinkeller im Kellergeschoss, über die einzelne Säule in der Eingangshalle des ersten Obergeschosses, bis hin zum Sterngebälk unter den welschen Hauben und den schräg gemauerten Kaminen im Dachgeschoss Baugeschichte erleben.“
Gemeinde bremst
Radler dämpfte die Erwartungen in seinem Grußwort: „Im Moment kann die Gemeinde nur moralische Unterstützung geben.“ Dabei argumentierte er mit den finanziellen Belastungen für die kommenden Jahre. So hob er unter anderem die Kosten für die Kinderkrippe hervor. Entweder müsse diese neu gebaut werden oder sie werde in die alte Schule mit aufgenommen. In letzterem Fall sei eine vollständige Sanierung notwendig.
Ebenso erteilte er der Nutzung des Schlosses als Rathaus eine Absage. Hoffnung auf finanzielle Zuschüsse von der Gemeinde bestehe wahrscheinlich erst in einigen Jahren: „In drei bis vier Jahren, wenn die allgemeine Dorferneuerung kommt, können wir noch mal darüber reden.“
Schließlich wurden Mitgliedsanträge ausgeteilt. Daraufhin traten 42 Bürger dem Verein bei. Die Höhe der Beiträge wurde folgendermaßen festgelegt: Pro Jahr sollen Einzelmitglieder 25, Ehepaare 30, Vereine und Firmen 50, Schüler, Studenten und Auszubildende zehn sowie juristische Personen, beispielsweise Gemeinden, 120 Euro entrichten.
Wasserschaden
Ein wesentlicher Hintergrund für die Diskussion um das 1614 unter Julius Echter erbaute Renaissance-Schloss ist der massive Wasserschaden vom Juli 2010, der Teile des Schlosses renovierungsbedürftig machte. Zwar würde die Versicherung für den Schaden aufkommen, doch dahingehende Entscheidungen hängen mit der zukünftigen Nutzung des Gebäudes zusammen.