Holger Laschka ist völlig entspannt. Bei hochsommerlichen Temperaturen sitzt er mit offenem Hemd in einem italienischen Café am Marktplatz. Vor sich hat er eine Johannisbeerschorle. Er ist trotz der Hitze zu Fuß gekommen. Von der Birkenstraße in die Innenstadt. Das sind gut 20 Minuten. Am Hochfeld-Steinberg hat er vor zwei Jahren ein Reihenhaus gekauft, das bislang sein Sohn Hendrik bewohnt hat. Seit letzter Woche haben Laschka, seine Frau Petra und die elfjährige Tochter Marie dort ihr Zuhause. Ihren Erstwohnsitz, was deshalb bemerkenswert ist, weil der 53-Jährige Laschka im März kommenden Jahres Schweinfurter Oberbürgermeister werden will.
Noch sind die Umzugskartons nicht völlig ausgepackt. Knapp zwei Wochen Zeit haben die Laschkas noch dafür. Dann muss er wieder seinen Dienst als Kommunikationschef der Landtagsgrünen in München antreten. In Bogenhausen hat ihm ein Grünen-Kollege eine kleine Wohnung vermietet. Der gebürtige Schweinfurter ist fortan ein Pendler. Als er Ende März überraschend seine Kandidatur anmeldete, sprach er von vier Wochen Urlaub, die er für den Wahlkampf nehmen wollte. Jetzt weitet er den Einsatz deutlich aus, sieht dank Bahncard 100 kein Problem auch unter der Woche einmal einen Termin in Schweinfurt wahrzunehmen.
"Wir müssen die Stadt fit machen, für immer heißere Sommer."
Grünen-OB-Kandidat Holger Laschka über seine Pläne für die Zukunft Schweinfurts.
Der Umzug dürfte auch sehr viel damit zu tun haben, dass Laschka seine Chancen und die seiner Partei deutlich gestiegen sieht. Die Grünen segeln im Aufwind. Im Bund, im Land und auch in Schweinfurt. "Wir haben deutlich Mitglieder gewonnen, als einzige Partei", sagt Laschka. Darunter seien auch viele jungen Leute. Im Oktober wird nominiert. Mit seinem neuen Wohnsitz kann er auf die Kandidatenliste für den Stadtrat. Nicht auf Platz eins. Der bleibt traditionell einer Frau vorbehalten. "Daran halten wird fest." Es wird wohl die Stadträtin Ayfer Rethschulte.
Irgendwo knapp dahinter wird Laschka platziert und als OB-Kandidat gewiss sehr viele Stimmen auch außerhalb des Grünen-Lagers sammeln. Laschka ist in Schweinfurt gut vernetzt. Viele Jahre hat er hier als Journalist gearbeitet. Beim Tagblatt, dem Markt, bei TV 1, für seinen eigenen Online-Auftritt swex.de.
Bei der Europa-Wahl haben die Grünen in Schweinfurt, wo sie eigentlich immer eher schwach waren, 14,5 Prozent der Stimmen erzielt. "20 Prozent sind möglich", sagt Laschka. Damit würden die Grünen wohl zweitstärkste Fraktion im Rathaus. Mit erheblichen Gestaltungsmöglichkeiten. Er hat dabei vor allem den Klimawandel im Auge. "Wir müssen die Stadt fit machen, für immer heißere Sommer."
Derzeit arbeiten sechs, sieben Mitglieder um die bisherigen Stadträte Rethschulte, Reginhard von Hirschhausen und Thomas Schmitt am Wahlprogramm. Es soll nicht nur die klassischen Grünen-Themen abdecken, sondern klar Stellung zum gesamten Spektrum der Kommunalpolitik beziehen. "Wir werden mit vielen guten Ideen um die Ecke kommen."
Während bei den anderen Parteien und Wählergruppen die Kandidatenfrage noch nicht abschließend geklärt ist, hat sich die CSU wohl auch auf Reaktion der Laschka-Kandidatur bereits einstimmig hinter Amtsinhaber Sebastian Remelé versammelt. Ihm wirft der Grünen-Kandidat vor, im Gegensatz zu seiner Vorgängerin Gudrun Grieser nicht zu gestalten, sondern nur zögerlich zu verwalten.
Dies lässt auf einen heißen Wahlkampf schließen. Zunächst einmal gilt es aber der Hitze beim Ausräumen der Umzugskisten in der Birkenstraße zu trotzen.