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Hühner als Heizung

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Hühner als Heizung

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    Was der Sennfelder Gemüsegärtner erstmals in diesem Winter erprobt, kann also getrost als Deutschlands erste lebende Bio-Heizung bezeichnet werden, wenn der Pilotversuch funktioniert.

    Konkret soll das Federvieh im Idealfall mit seiner tierischen Wärme die Raumtemperatur so weit erhöhen, dass die frei liegenden Wasserleitungen nicht einfrieren, ohne dass die ansonsten laufende Holz-Pelletsheizung weiter aufgedreht werden muss.

    Am Anfang stand die Überlegung, dass die Hühner zum einen (Körper-)Wärme ausstrahlen, und sie zum anderen im Winter hier genügend Auslauf haben, wenn die Gewächshäuser, wie zunächst nur das Versuchs-Gewächshaus, leer geräumt sind.

    Die Aktion hat zudem weitere positive Nebeneffekte für die Gärtnerfamilie in der Mollengasse. So erfährt der Boden im Gewächshaus durch die Hühner zusätzliche Düngung. Obendrein werden die reichlich vorhandenen Gemüseabfälle und Pflanzenreste von ihnen auf der Suche nach ständiger Beschäftigung bis auf den letzten Rest genüsslich verspeist. Dazu gehören besonders die Blätter der Salat- und Spinatpflanzen.

    Das spart dem Gärtner und seinen Mitarbeitern letztendlich Arbeit. Denn wo nichts mehr von den Vorkulturen im Gewächshaus übrig ist, muss auch später nichts mehr mühsam entfernt werden. Der Sennfelder Gärtner, der seinen Betrieb schon vor Jahren auf Bio, sprich ökologischen Anbau, umgestellt hat: „Da bleibt nichts mehr stehen und liegen.“

    Die glücklichen Hühner bei Gärtner Gustav Tietze haben in ihrem „Glas-Palast“ im Gegenzug neben Logis bei dem Gemüsegärtner eine vitaminreiche und damit äußerst gesunde Kost frei, die noch durch Körner ergänzt wird.

    So haben sich die Tietzes schließlich versuchsweise von einem befreundeten Züchter aus Schleerieth 29 Hühner und – damit sie auch wirklich an ihrem neuen „Arbeitsplatz“ ganz glücklich sind – obendrein einen Hahn für das in diesem Winter eigens früher geräumte Gewächshaus ausgeliehen.

    Gustav Tietze: „Wir wollen erst einmal klein anfangen und das Ganze testen. Wir wussten ja auch beispielsweise nicht, ob etwas passiert, wenn die Hühner bis hinauf an die Rohre und Leitungen unter der Decke schwingen. Sollte die Rechnung am Ende aufgehen, haben wir aber auf jeden Fall noch genügend weitere Gewächshäuser, um die Aktion auszudehnen.“ Neben Gemüse bauen die Tietzes Blumen, und im Frühjahr auch Beet- und Balkonpflanzen an.

    So laufen die Vögel jetzt erst einmal gackernd auf den abgeernteten Beeten innerhalb der Einzäunung fleißig auf der Suche nach Essbarem hin und her. Allerdings wird es mit dem großen Picken und Fressen im Gewächshaus schon im Februar für Hühner und Hahn vorbei sein, wenn der Boden gelockert und vorbereitet werden muss, um darauf wieder Gemüsekulturen anzubauen.

    Dann wird der Gärtnermeister auch einen endgültigen Überblick darüber haben, wie viel Brennstoff in Form von Holz-Pellets er mit Unterstützung der Hühner gespart hat.

    Funktioniert die unkonventionelle Hühner-Heizung auch und gerade bei sehr kalten Temperaturen, dann hält es Gustav Tietze, der auch die Bündnisgrünen im Schweinfurter Kreistag vertritt, durchaus für denkbar, im nächsten Winter die Zahl der Tiere aufzustocken.

    Stimmt die Berechnung des Sennfelder Gemüsebauern, bringen beispielsweise 200 Tiere im Gewächshaus einen Temperaturanstieg von rund zehn Grad Celsius; immer unter der Maßgabe, dass auch genügend Auslauf für die Dauer der befristeten Hühnerhaltung garantiert ist.

    Doch selbst mit der allein schon interessanten Einsparung von Heizkosten könnte noch nicht Eier-Abend sein. Bekanntlich setzt bei den Hühnern die Mauser als Regenerationsphase ein, wenn draußen die Tage zunehmend dunkler und damit für sie kürzer werden. Das heißt, sie legen immer weniger Eier, im Freien am Ende gar keine mehr.

    Durch die moderne Technik, sprich entsprechende Beleuchtung, um den Tag künstlich zu verlängern, und zusätzliche Wärme, für die sie ja teilweise selber sorgen, ließe sich das Lege-Geschäft im Gewächshaus ankurbeln.

    Und vielleicht prangt dann bald am Stand der Tietzes auf den Märkten vor dem Schweinfurter Rathaus im Winter über ein Schild „Frische Eier, garantiert aus Gewächshaus-Haltung“ . . .

    Wie auch immer, sie ist einfach tierisch: Die vielleicht bald noch reichlich eierlegende Hühner-Heizung. Vorausgesetzt, es kommt alles so, wie sich Isolde und Gustav Tietze das erhoffen.

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