Zu viel Fleischkonsum ist nicht nur ungesund für den Menschen, er belastet auch die Umwelt und verbraucht zu viele Ressourcen. Proteinhaltige Hülsenfrüchte gewinnen daher immer mehr an Bedeutung für die Ernährung. Unter anderem Kichererbsen, Ackerbohnen, Lupinen oder Soja werden in der Öko-Modellregion Oberes Werntal bereits angebaut. Bio-Landwirt Udo Rumpel in Mühlhausen sieht auch in der Platterbse Potenzial für den Speisezettel.
Dass Linsenburger köstlich schmecken und Aufstriche aus Kichererbsen, Linsen und Platterbsen dem in nichts nachstehen, erlebten die Teilnehmer einer Infoveranstaltung der Öko-Modellregion. Eingeladen hatte deren Projektmanagerin Anja Scheurich interessierte Landwirte, Verarbeiter und Verbraucher zu Rumpels Leguminosen-Feldern. Rumpels Frau Beate hatte gemeinsam mit Koch Christoph Kruppa die Schmankerl zubereitet. Beide engagieren sich für den künftigen Unverpackt-Laden mit Bistro in Werneck.
Körnerleguminosen werden nicht nur für die menschliche Ernährung interessanter und daher als Anbaufrucht eine Alternative für die Landwirte. Ihre Vielfalt macht sie auch für Insekten attraktiv und im Öko-Landbau gelten sie als Stickstoffsammler.
Noch wird die Platterbse zur Gewinnung von Zwischenfrucht-Saatgut angebaut
Für die wärmebedürftige Kichererbse war dieses regen- und kältereiche Jahr allerdings schwierig, bekannte Udo Rumpel. Die hohe Feuchtigkeit ließ den Pilzdruck steigen und erschwerte die Ausbildung von Hülsen. Trotzdem wird der Naturland-Landwirt eine Ernte erzielen. Er war der Ansicht, dass die künftig wohl noch zunehmende Trockenheit infolge des Klimawandels den Kichererbsen-Anbau in Deutschland weiter begünstigen werde.
Neu und spannend bei der Felderbegehung war, dass Rumpel auch die Platterbse oder Wicke, die normalerweise als Zwischenfrucht angebaut wird, als Hauptfrucht kultiviert. Dabei dient Hafer als Stützfrucht und Ranke für die kletterfreudige Leguminose. Erträge von 20 bis 30 Dezitonnen pro Hektar erzielt der Landwirt auf diese Weise.
Derzeit vermarktet Rumpel seine Platterbsen hauptsächlich noch als Zwischenfruchtsaatgut. Aber der Öko-Pionier und Naturland-Fachberater Werner Vogt-Kaute sehen Potenzial, die Platterbse züchterisch weiterzuentwickeln, sodass künftig ein Markt für Platterbsen in der Ernährung entstehen könnte.
Unkraut-Kontrolle wichtig bei Sojaanbau, damit die Ernte nicht verunreinigt ist
Neben den in Deutschland angebauten Erbsen gewinnen auch Ackerbohnen immer mehr an Bedeutung für die Lebensmittelherstellung. Vor allem der heimische Sojaanbau erfährt einen starken Aufwind, informierte Liane Regner von der Naturland-Marktgesellschaft. Landwirtinnen und Landwirte würden für den Anbau regelrecht gesucht. Wichtig sei beim Sojaanbau aber eine gewissenhafte Kontrolle und Bekämpfung von Unkräutern im Feld, die tropan-alkaloidhaltig und somit giftig sind. Denn Verunreinigungen des Soja-Ernteguts könnten nur bedingt behoben werden.
Seine Soja-Ernte wird Landwirt Udo Rumpel auch dieses Jahr wieder als Saatgut vermarkten. Damit können sich viele andere Landwirtinnen und Landwirte für den Sojaanbau entscheiden. Und dadurch könnten noch mehr Verbraucher ihren Fleischkonsum reduzieren, um verstärkt auf pflanzliche Ernährung mit Tofu oder Sojamilch zurückzugreifen.
