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GEROLZHOFEN: Hunderte Flecken auf Autos: Waren es Vögel?

GEROLZHOFEN

Hunderte Flecken auf Autos: Waren es Vögel?

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    „Mein Auto sah aus, wie wenn es die Masern hätte“, berichtete die Besitzerin dieses Wagens, der wie andere am Freitag auf dem NKD-Parklatz mitten in der Gerolzhöfer Altstadt stand, als dort ein Flecken-Regen über die Parkfläche niederging.
    „Mein Auto sah aus, wie wenn es die Masern hätte“, berichtete die Besitzerin dieses Wagens, der wie andere am Freitag auf dem NKD-Parklatz mitten in der Gerolzhöfer Altstadt stand, als dort ein Flecken-Regen über die Parkfläche niederging. Foto: Norbert Vollmann

    Es muss schnell gegangen sein, ohne dass es jemand richtig bemerkt hat. So stehen vor allem diejenigen, die am Freitag ihre Autos auf dem sogenannten NKD-Parkplatz des Anwesens Schild an der Weiße-Turm-Straße ihr Auto geparkt hatten, vor einem Rätsel und suchen nach einer Erklärung für das Phänomen mitten in der Altstadt.

    Tatsache ist, dass die komplette Fläche mit nur ganz geringen Überschreitungen zur Straße und zum Auslagenbereich des NKD-Marktes hin mit großen bläulich-schwarzen „Pflatschen“, wie der Franke zu sagen pflegt, übersät war, inklusive der dort parkenden Autos. Es mögen Hunderte von Flecken oder mehr gewesen sein.

    Zweimal durch die Waschanlage

    Eine betroffene Frau schildert treffend: „Mein Auto schaute aus, als hätte es die Masern.“ Zweimal musste sie mit dem weißen Wagen durch die Waschanlage, bis der letzte Fleck mit der auf dem Lack festgeklebten Masse verschwunden war.

    Asphalt und Autos auf dem NKD-Parkplatz an der Weiße-Turm-Straße waren am Freitag mit diesen bläulich-schwarzen Flecken übersät.
    Asphalt und Autos auf dem NKD-Parkplatz an der Weiße-Turm-Straße waren am Freitag mit diesen bläulich-schwarzen Flecken übersät. Foto: Norbert Vollmann

    Wenn der erste Eindruck nicht täuscht, sieht alles ganz nach Flecken von Holunder- oder schwarzen Johannisbeeren, Brombeeren oder sehr ähnlichen Früchten aus. Doch woher sind die Flecken auf Autos und Asphalt gekommen?

    Hat ein Flugzeug Flüssigkeit abgelassen?

    Von einem in Frage kommenden Baum in der Nähe ist weit und breit nichts zu sehen. Oder kamen sie buchstäblich aus heiterem Himmel von einem Schwarm Vögel, die dazu aber praktisch gleichzeitig wie auf Kommando ihren Kotballast abgeworfen haben müssen? Oder wurden hier gar, was immer wieder vorkommt, von einem Flugzeug irgendwelche Flüssigkeiten aus großer Höhe abgelassen?

    Im NKD-Markt hatte man von all dem, was sich vor dem Geschäft in kurzer Zeit abgespielt haben musste, nichts bemerkt. Allerdings meinte eine Mitarbeiterin vernommen zu haben, dass es kurzzeitig einmal draußen gestürmt habe. Sollte das „Aufbrausen“ im Zusammenhang mit den Flecken stehen, die zweifelsohne von irgendwo, auf jeden Fall aber von oben gekommen sein müssen?

    Doch wie schafft man es so eine genaue und örtliche begrenzte Punktlandung auf dem NKD-Parkplatz hinzubekommen, so dass nur ein paar Spritzer abseits der ansonsten damit gesprenkelten Parkfläche landen? Ein Phänomen.

    Vogelattacke wie im Hitchcock-Thriller

    Eine plausible Erklärung für das Geschehen am Freitag in Gerolzhofen könnte ein Vorfall aus Dingolshausen liefern. Dort hatte Edeltraud Heck bei der Geburtstagsfeier ihres Enkels am 29. Juli, einem heißen Sonntag, ein Erlebnis, das sie so schnell wohl nicht mehr vergessen wird. „Wenn ich einen Vogelschwarm sehe, kriege ich den Horror, und ducke mich instinktiv weg“, sagt sie. Und den Horror hat sie jetzt just an dem Tag wieder bekommen, an dem der NDK-Parkplatz quasi die Masern bekam, indem er mit den dunklen Flecken übersät wurde.

    Platsch! Dieser Treffer auf dem Scheinwerferglas von oben hat gesessen.
    Platsch! Dieser Treffer auf dem Scheinwerferglas von oben hat gesessen. Foto: Norbert Vollmann

    Edeltraud Heck hatte an diesem Tag einen Termin beim Friseur nur eine Straße unterhalb des NKD-Parkplatzes in der Salzstraße. Sie schätzt, dass es gegen 10.30 Uhr herum war, als im großen Spiegel vor ihr plötzlich ein Vogelschwarm auftauchte, der draußen am Salon Eva vorbeiflog und auch erklären würde, dass die besagten Flecken zu einem geringen Teil auch noch in der Centgasse zu beobachten waren.

    Der Vogelschwarm im Friseurspiegel

    Da war es jedenfalls das Déja-vu-Erlebnis bei Edeltraud Heck. Schlagartig kam bei ihr wieder hoch, was sich am 29. Juli in ihr Gedächtnis eingegraben hatte. „Mein Gott, den Schwarm wenn ich sehe!“, entfuhr es ihr beim Blick in den Spiegel.

    Das Szenario das sich an diesem Sonntagnachmittag in Dingolshausen ereignete, erinnert in der Tat stark an den Hitchcock-Thriller „Die Vögel“. Bei der Tochter von Edeltraud Heck wurde an diesem Tag im Lindenweg der Geburtstag des Enkels in der Nachbarschaft des dortigen Spielplatzes gefeiert.

    Im Sturzflug über die Geburtstagsgäste

    Bereits kurz zuvor hatte ein Vogelschwarm die Siedlung im Westen Dingolshausen überflogen. Nun hat er nach einem Flugmanöver gedreht und kehrt zurück. In dem dicht bebauten Wohngebiet nimmt er direkten Kurs auf das Haus, in dessen Garten gerade die Geburtstagsfeier stattfindet. In der Schräge unter dem First kommen die Vögel offenbar nicht weiter, suchen hektisch nach einem Ausweg. Plötzlich taucht der ganze Schwarm ab und fliegt in hohem Tempo und unter lautem Gekreische im Sturzflug ganz knapp über die Köpfe der rund 20-köpfigen Geburtstagsgesellschaft hinweg davon. Zwischen dem Haus und einem großen Baum hat sich eine Lücke aufgetan, die der Schwarm zum Fortkommen nutzt.

    „Es war grausam, alle haben geschrien“

    Doch die Vögel stürzen sich nicht nur bedrohlich auf die Geburtstagsgäste herab, um vielleicht einen halben Meter über ihnen das Weite zu suchen, sondern sie koten in diesem Augenblick gemeinsam ab. Edeltraud Heck hat das Bild noch vor Augen: „Es war grausam und ging alles so schnell. Alle haben vor Panik zu schreien angefangen. Das glaubt uns keiner, habe ich danach gesagt."

    Auch dieses Auto auf dem NKD-Parkplatz hat noch einen Teil der „Pflatschen“ von oben abgekommen.
    Auch dieses Auto auf dem NKD-Parkplatz hat noch einen Teil der „Pflatschen“ von oben abgekommen. Foto: Norbert Vollmann

    Nachdem der erste Schock verdaut war, stellte sich das ganze Ausmaß der Vogelattacke heraus. Die Vögel hatten alles mit petrol- bis lila- bläulichfarbigen Flecken vollgekackt. Der Vogeldreck landete in Gläsern, auf der Tischdecke, auf dem großen Sonnenschirm, auf den Kleidern wie dem weißen Röckchen der Enkelin oder ihrer eigenen weißen Bluse und teils mitten im Gesicht.

    Die Dingolshäuserin: „Alles war voll und wir haben ausgesehen wie die Schweinchen“. So gab es ordentlich Arbeit für Waschmaschine und Dampfstrahler, um die Flecken vor allem aus Kleidern und Tischdecke, aber auch wieder vom Sonnenschirm zu bringen.

    Bürgermeister im Glück

    Eine der Glücklichen, die im Moment der Vogelattacke unter dem Sonnenschirm saßen, war Dingolshausens Bürgermeister Lothar Zachmann, der Bruder von Edeltraud Heck und Patenonkel des Geburtstagskindes. Er berichtet: „Man konnte richtig sehen, wie der Batzen runterkam, während alle geschrien haben. Auf dem Sonnenschirm hat es richtig geplatscht.“ Zumindest Zachmanns blütenweißes Hemd war unversehrt geblieben. Das hatte sich der Bürgermeister bereits angezogen, um anschließend noch dem Kapellenfest in Bischwind einen Besuch abzustatten.

    Liegen und Bademäntel mit Flecken übersät

    Offenbar sind derartige Kotattacken momentan kein Einzelfall. Ein auswärtiger Besucher des Saunagartens in Gerolzhofen hatte es sich mit anderen gerade im Außenbereich auf der Liege bequem gemacht, als ein durch Klatschen aufgeschreckter Starenschwarm, der sich auf einem großen Baum niedergelassen hatte, aufflog und die Vögel dabei ebenfalls kräftig Kot abließen. In dem Fall waren Liegen und Bademäntel mit den dunklen Flecken übersät. Der Augenzeuge: „Die Vögel müssen vorher im Holler gewesen sein.“

    Holunderbeeren als Leibspeise

    Der vom Naturschutzbund und dem Landesbund für Vogelschutz in Deutschland zum „Vogel des Jahres 2018“ gekürte Star frisst übrigens in der Tat im Sommer überwiegend Obst und Beeren aller Art. Ganz oben auf dem Speiseplan stehen bei ihm je nach Jahreszeit neben verschiedenen, meist rötlichen Beeren man höre und staune die mal mehr, mal etwas weniger blau gefärbten Beeren des schwarzen Holunders, der Schlehe, der Traubenkirsche, des Efeus oder des Hartriegels.

    Man sollte auf jeden Fall nicht unbedingt in die Hände klatschen, wenn sich ein Starenschwarm in der Nähe befindet. Es könnte hartnäckige Flecken zur Folge haben.

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