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GRAFENRHEINFELD: „Ich bin fett und ich weiß das“

GRAFENRHEINFELD

„Ich bin fett und ich weiß das“

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    Mit „Darf er das?“ wurde Chris Tall bekannt.In der Kulturhalle begeisterte er mit seinem Programm über 500 Besucher.Foto: Daniela Schneider
    Mit „Darf er das?“ wurde Chris Tall bekannt.In der Kulturhalle begeisterte er mit seinem Programm über 500 Besucher.Foto: Daniela Schneider

    Mit politisch inkorrekten Witzen und dem Slogan „Darf er das?“ ist Comedian Chris Tall (25) bekannt geworden. Die Frage ist berechtigt. Vieles darf er sicher nicht. Aber seine Witzeleien über Rollstuhlfahrer, Schwarze und Schwule ziehen das Publikum an: Die Grafenrheinfelder Kulturhalle war gerammelt voll.

    Nur in der ersten Reihe herrschte auf der rechten Seite gähnende Leere, bis Tall einen Trupp Zuschauer – „bewaffnet“ mit einer Kiste Roth Bier – nach vorne holte. Das war vielleicht nicht seine beste Idee an diesem Abend.

    Für ein Selfie mit Chris Tall bildeten sich nach der Veranstaltung lange Schlangen.
    Für ein Selfie mit Chris Tall bildeten sich nach der Veranstaltung lange Schlangen.

    Kevin allerdings saß schon ganz vorne, doch weder um diesen Platz noch seinen Namen beneidete ihn einer der etwa 530 zumeist jugendlichen Besucher. Der Arme brauchte ein ziemlich dickes Fell und dafür gab's nachher nur einen Mini-Fanartikel. Und auch Katharina dürfte vorne sicherlich nicht gekichert haben über die Frage, ob sie Russin ist, weil sie so billig aussieht.

    Egal. Das Publikum weiß, worauf es sich bei Chris Tall einlässt. Sein Programm „Selfie von Mutti – wenn Eltern cool sein wollen“ ist Kult, seit der mit mehreren Comedy-Preisen dekorierte Hamburger es 2015 bei Stefan Raabs Talksendung „TV Total“ erprobte.

    An seinem derben Credo „Man darf keine Witze über Randgruppen machen, man muss“ scheiden sich die Geister.

    „Man darf keine Witze über Randgruppen machen, man muss.“

    Chris Tall, Comedien (24) aus Hamburg

    Als Stand-Up-Comedian ist der 25-Jährige jedenfalls klasse. Gleich die ersten gut 15 Minuten seines Programms in Grafenrheinfeld waren absolut spontan, das Intro muss eben „geil sein“. Er ist witzig und schlagfertig, ziemlich oft aber auch unterhalb des Schmerzgrenzniveaus frei nach dem Motto: „Wem das zu hart ist, überlebt den Abend eben nicht.“ Aber er nimmt sich selbst auch nicht so ernst, das macht ihn sympathisch.

    Viele Jokes gehen auf seine eigenen Kosten: Chris Tall ist nicht gerade zierlich und bringt – wie er selbst auf die „am häufigsten gestellte“ Publikumsfrage erläutert – 105 Kilo auf die Waage. „Ich bin fett und ich weiß das“, stellt er fest und erklärt weiter: „Das ist wichtig für den Abend.“

    Und so dreht sich in den über zwei Stunden „Selfie von Mutti“ vieles um Dinge, die ihm persönlich passiert sind: um Muttis, die gerne „goockeln“, und Väter, die meterlange, abgehackte WhatsApp-Sprachnachrichten schicken: typisch uncoole Eltern eben, wie die vom 13-jährigen Lean aus dem Publikum, auch wenn wohl laut dem Comedian trotzdem so manche scharfe Mutter, derb jugenddeutsch formuliert „MILF“, unter den Zuschauern weilt.

    Und natürlich geht es ums Tall‘sche Gewicht und seine Lieblings-Apps Lieferando und Pizza.de, BK und vielleicht die WeightWatchers, wie eine aus dem Publikum vorschlägt.

    „Pokemon go“ hat dagegen keine Chance, zu viel Bewegung für den drallen Buben. Nicht auszudenken, was ist, wenn Tall mal einen hartnäckigen Magen-Darm-Virus hätte: Dann geht das Programm den Bach runter: Denn welchen Sinn hätte sein T-Shirt „Fick die Dicken“ an einem Hamburger Spargeltarzan?

    Man braucht schon eine gewisse Bildung fürs Verständnis der Witze, denn wer sich nie bei RTL II verirrt, kennt natürlich auch Schwiegertochter Beate nicht und versteht bei der anscheinend höchst gelungenen Parodie nur Bahnhof.

    Die meisten kennen sie aber, die Stimmung in der Kulturhalle war bestens, und der Saal tobte den ganzen Abend. Das Gelächter war so groß, dass dem einen oder anderen vor Lachen die Tränen kamen und das, wo doch die Eintrittskarte oft „gerne verschenkt“ wird.

    Einen kurzen Auftritt hatte als Support Act übrigens Newcomer Kevin Ray mit netten Gags, mehr aber auch nicht.

    Zum Ende gab's begeisterte Ovationen und die Gelegenheit, sich mit Chris Tall fürs eigene echte „Selfie“ ablichten zu lassen. Wie es Chris Tall raushauen würde: „Ohne Scheiß“ – leider geil.

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