Sowas schmeckt nicht nur Hobbits: Gleich am Eingang des „Street Food Festivals“ am XXXL Neubert gibt es einen Stand mit einer Gewürzmischung und geräuchertem Neuseelandsalz, zum Fingerreintippen. Die Firma des Importeurs Grant Mackay sitzt in Tschechien. Fettige Burger und ketchuptriefende Currywürste begrüßen einen schon mal nicht, auf der „Wiesn“, gleich neben dem großen Roten Stuhl des Möbelhauses. Eher herrscht, „oans zwoa streetfood“, Oktoberfestatmosphäre, nachdem Ende Juli schon einmal ein „Food Truck Round Up“ auf dem Parkplatz Station gemacht hat. Bei den Festivals wird mit „Understatement“ gebacken, gegrillt, gebraten. Auch die Preise schmecken mitunter nach Qualitätssalz.
Der Trend kommt natürlich wieder aus den USA, wo selbst hungrige Manager an mobilen Imbissständen mampfen: Das Verkaufsprinzip ist im Grunde dasselbe wie bei der klassischen Frittenbude, nur ist die Küche hier buchstäblich beweglicher als bei schnödem Fast Food.
Auch auf der „Wiesn“ sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein: Hot Dogs, Burger, besonders zartes Pulled Beef, Pulled Pork, Maultäschle, Crepes, Flammkuchen, Muffins, mexikanische, türkische oder auch einheimische Küche, Spiralkartoffeln ebenso wie Barbecue. Der heimische Bacon Bomber ist gelandet, die Würzburger Gourmet-Piratn haben ebenfalls angelegt. Der FrankenGrillA hat die offiziell beste Bratwurst Deutschlands auf dem Rost, aus Möhrendorf. Nebenan wird Lachs in den Döner gepackt. Es gibt ein großes Festzelt und die Monkey Bar, ebenso wie eine besonders koffeinhaltige Kola aus Hamburg.
Außerdem noch etwas kulinarische Lebensweisheit obendrauf: „Die meisten jagen so sehr dem Genuss nach, dass sie an ihm vorbeilaufen“, heißt's bei „Feinkost Cerez“ aus Stuttgart, der osmanische Süßigkeiten feilbietet, die jeden Sultan entzücken müssten.
Hier, im Quadrat, kann der Schlemmer dem Genuss schwerlich entkommen: Rund dreißig Trucks bilden eine Wagenburg des Wohlgeschmacks, im Sommer waren es noch deutlich weniger. Der Veranstalter hat gewechselt: Nun fährt die Walhalla Events & Concerts GmbH das volle Geschütz auf, in Form rauchender Grillröste und feuriger Öfen.
Die Betonung liegt auf „Street Food“ – es geht weniger um Lifestyle, als um bodenständiges, straßennahes und internationales Flair. Aus dem slowenischen Maribor etwa sind Adnan Saiti und Marijo Mehmedovic angereist, für das „Romani Kafenava“, ein rollendes Restaurant mit Romaküche: Das von der EU geförderte Sozial-Projekt unterstützt die ethnische Minderheit, in dem sie das Talent vieler Roma zum Kochen nutzt. Die Balkangerichte haben zwar schwer aussprechliche Namen, sind aber lecker.
Davon überzeugt sich auch der Chef des Ganzen, Ernst Brock von der „Walhalla“, mit Sitz nahe Regensburg. Seine Event-Firma hat mittlerweile auch die fahrbare Ruhmeshalle des Streetfoods im Programm. Angefangen hat der Oberpfälzer mit der Organisation von Mittelaltermärkten, und dann von der Dudelsack- auf die Donut und Hotdog-Branche umgesattelt. „Ich bin überrascht, wie stark das angenommen wird“. Man war unter anderem schon in Regensburg und Giebelstadt, plant pro Monat eine Veranstaltung. Drei Tage, ein Wochenende, stehen die Gourmet-Laster nun im Maintal, Manager Bobby Gebhardt rechnet mit über 10 000, wahrscheinlich sogar 15 000 Besuchern. Viel Lob gibt es für die Stadt Schweinfurt, die unbürokratisch gewesen sei bei der Genehmigung, anders als anderswo. Die Auflagen des Gesundheitsamts seien hoch. Bis die Strom- und Wasserleitungen liegen, braucht es viel Vorlauf, manch edles Grillgut rekelt sich schon mal 18 Stunden im Smoker. Eine junge Szene sei das, weiß Gebhardt. Die 70- bis 80 000 Euro, die ein Truck kosten kann, müssen erst erwirtschaftet werden: „Wir bieten den Jungen eine Plattform“, sagt der Münchner: Die Food Trucks brauchen solche Festivals.
Regionalität sei ebenfalls wichtig, wegen der Frische, aber auch das Soziale spielt an der Grillzange eine große Rolle: „Du kommst mit dem Nachbarn ins Gespräch.“ Ein paar Sorgen gibt es ebenso: „Viele springen auf, die gastronomisch nicht so bewandert sind.“ Zudem würden nun die Fast-Food-Ketten versuchen, in den Markt zu drängen, zum Ärger der kreativen Kochstraßenkünstler.
Vor allem am verkaufsoffenen Sonntag drängen sich dann die Besucher auf der Wiesn. Für den Rest fühlt sich Janine Burger zuständig: Die junge Schweinfurterin und ihre Mitstreiter betreiben Food-Sharing. An ihrem Stand werden kostenlos Lebensmittel „fairteilt“, die sonst weggeworfen würden. Bon Appetit.