Nach dem neuen Verbiss-Gutachten im Gemeinsamen Bürgerwald von Gerolzhofen, Rügshofen und Dingolshausen sind die Jagdpächter jetzt angehalten, die Abschuss-Rate für Rehwild erhöhen.
Die Bejagung des Gemeinsamen Bürgerwalds war erst im vergangenen Jahr organisatorisch auf neue Füße gestellt worden. Ziel war es schon damals, bei der Jagd waldbauliche Aspekte mehr in den Mittelpunkt zu stellen, sagte der für den Bürgerwald zuständige Förster Jochen Schenk.
Der Bürgerwald mit seiner Gesamtfläche von 800 Hektar ist in zwei Jagdbögen geteilt. Das Eigenjagdrevier Bürgerwald I mit 400 Hektar blieb im vergangenen Jahr unangetastet. Aus dem Eigenjagdrevier Bürgerwald II wurden zum 1. April 2021 vier Pirschbezirke mit jeweils rund 100 Hektar.
Gutachten zur Naturverjüngung
Ende vergangenen Jahres wurde für den Bürgerwald - wie alle drei Jahre - wieder ein forstliches Gutachten erstellt. Untersucht wurde, wie es um die Naturverjüngung im Wald steht. Vom Grundsatz her ist es so, dass die Verjüngung im Wald möglichst ohne Zäune möglich sein sollte, damit ein gemischter und zukunftssicherer Wald natürlich nachwachsen kann, erklärte Stephan Thierfelder, Bereichsleiter "Forsten" am Schweinfurter Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Bei der öffentlichen Inventur in den vergangenen Monaten wurden die Verjüngungsflächen unter die Lupe genommen und die Anzahl und die Größe der dort vorhandenen Pflanzen erfasst. Ein besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, ob der Leittrieb der jungen Bäumchen noch vorhanden ist.
Verbiss blieb praktisch gleich
Das forstliche Gutachten von 2018 hatte ergeben, dass im Bürgerwald in den nicht gezäunten Bereichen bei 16,9 Prozent aller jungen Bäumchen die Knospe am Leittrieb vom Rehwild abgebissen war. Die aktuelle Inventur von 2021 erbrachte jetzt eine nur minimale Verbesserung des Situation: 16,4 Prozent der Bäumchen sind verbissen.
Die allgemeine Verbiss-Quote wird ergänzt durch die so genannte "revierweise Aussage", wo Experten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in den einzelnen Revieren auch das "Klimarisiko" der dort vorhandenen Baumarten und das Ausmaß der Waldschäden durch Schädlinge in ihre Gesamtbeurteilung einfließen lassen. Stephan Thierfelder nannte dies eine "okulare Beurteilung".
Es gibt zu viele Rehe
Die durchschnittliche Verbiss-Quote und die "revierweise Aussage" führen dann zum Gesamtergebnis des Gutachtens: Bei der Verbiss-Situation ist in den vergangenen drei Jahren in den Revieren keine Entspannung eingetreten. Gleichzeitig hat sich aber auch die Lage bei der Waldgesundheit weiter verschärft. Deshalb muss die Abschuss-Planung beim Rehwild im Vergleich zu den Vorjahren erhöht werden, fordert das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in seinem Gutachten.
Diese Forderung wird nun an die Untere Jagdbehörde am Landratsamt Schweinfurt weitergeleitet. Dort legen die Jagdpächter dann die Anzahl der geschossenen oder gefallenen Tiere aus ihrem Revier vor.