Markantestes Gebäude des Ebracher Hofes ist die Mitte des 15. Jahrhunderts errichtete Zehntscheune. Ihre Fläche reicht nicht aus, um die heute noch im Centrum beheimatete gesamte Stadtbücherei aufzunehmen. Das Architektentrio entschied sich freilich gegen einen Erweiterungsbau und plante ein weitläufiges "Basisgeschoss", das die Scheune unterirdisch umgeben und große Teile der Stadtbücherei aufnehmen wird.
Auf dem ehemals als Parkplatz genutzten Eckgrundstück zwischen Paul-Rummert-Ring und Brückenstraße, das Teil des Basisgeschosses wird, sind vor dem eigentlichen Baubeginn Untersuchungen deshalb nötig, weil die Existenz mehrerer Keller und Gänge bekannt ist. Bagger der Firma Riedel haben den Platz, der nach dem Abriss eines einstöckigen Flachdachgebäudes großzügiger geworden ist, metertief aufgegraben und Beton-Ringe in den Boden eingelassen, damit gefahrlos die Standsicherheit des Untergrunds und die statischen Voraussetzungen überprüft werden können. Eine weitere Aufgabe ist die Vermessung der Kellergänge. Einer führt sogar unter der Straße hindurch bis zum Bahndamm.
Weil während des Zweiten Weltkrieges in diesem Bereich zahlreiche Bomben einschlugen, war ein Mitarbeiter eines Spezialunternehmens aus Baden Württemberg im Einsatz, das sich mit der Beseitigung solch gefährlicher Überbleibsel beschäftigt. Zum Einsatz kam er nicht.
Dass Donatella Fioretti und Hosé Marquez diese Woche in Schweinfurt waren, hatte mehr mit der (europaweiten) Ausschreibung der Aufträge zu tun. Man will ja Ende September starten und ist auch wegen der erfreulich hohen Zuschüsse gehalten, das Projekt bis Ende 2006 fertigzustellen.
Die Sanierung des kompletten Ebracher Hofes ist mit sieben Millionen Euro veranschlagt. An Zuwendungen (Landesamt für Umweltschutz, Bibliothekswesen, Bayerische Landesstiftung, EU-Ziel-2) fließen rund fünf Millionen Euro, wobei aus EU-Mitteln mit 4,34 Millionen Euro der dickste Brocken kommt. An der Stadt bleiben also nur zwei Millionen Euro hängen. Mit rund 600 000 Euro für Planungen ist ein Drittel schon ausgegeben.
Saniert beziehungsweise neu gebaut wird der Ebracher Hof (2200 Quadratmeter Fläche) komplett, also auch das Vorderhaus mit Innenhof in der Rittergasse. Die Nutzung dieses Gebäudes steht noch nicht fest. Vorgesehen sind für das Erdgeschoss eine gastronomische Nutzung und für den ersten Stock ein kleines Altstadthotel. Hochbauamtsleiter Werner Küntzel bestätigte auf Anfrage Verhandlungen, die man hofft, erfolgreich abschließen zu können. Der Durchgang vom Innenhof zum Platz gegenüber dem Museum Schäfer wird öffentlich.
Im Museum übrigens, das bekanntlich vom Berliner Architekten Volker Staab geplant wurde, stellten sich die Berliner Architekten Fioretti und Marquez den Fragen dieser Zeitung. Wenn die Zeit zwischen Wettbewerb und Realisierung mit fünf Jahren auch lange sei, sei nie die Rede davon gewesen, dass "es vorbei ist". Marquez drückte damit seine Freude über den Baustart ebenso aus, wie er den stets guten Kontakt zur Stadt lobte.
Dass Architekten auch Künstler sind, bewies Marquez mit der Art seiner Antwort auf die Frage nach dem Grund für sein Hiersein: "Wir bereiten die Bühne, damit die Zehntscheune auftreten kann." An den Gesprächen mit Baureferent Jochen Müller und Küntzel war neben Statiker Immo Dorband der für die Bauleitung zuständige Bamberger Architekt Thomas Drescher beteiligt.
Das Erdgeschoss der Scheune wird Eingangshalle der Bücherei mit Empfang, Garderobe, Ausleihe, einem Café und Lesegarten. Der erste Stock wird die Fachbücherei aufnehmen, das erste Dachgeschoss die Kinder- und Jugendbibliothek. Ins Basisgeschoss führen ein Aufzug, eine Treppe und eine Rampe, die an der mit Bücherregalen bestückten Außenwand entlang in die Tiefe führt.
Im Basisgeschoss findet der Leser das Gros der Bücher, einen Lesesaal und den Zugang zum Gewölbekeller mit Vortragssaal. Tageslicht dringt via Oberlichter auf dem Vorplatz, eine Glaswand und das langgezogene Glas-Prisma ins Untergeschoss. Es bildet eine optische wie akustische Abgrenzung des Ensembles zum Rummert-Ring (siehe Modellfoto links).