Pro Jahr und Hektar wächst im Energiewald eine Holzmenge heran, deren Verbrennung 5000 Liter Heizöl einspart, – weshalb die Kurzumtriebskulturen den Beinamen „Hochleistungsplantagen“ haben. Die Pflanzungen kommen ohne Dünger, chemische Schädlingsbekämpfung und fast ohne Unkrautvernichter aus. Sie verbessern den Boden und sind für vieles, was auf der Flur kreucht und fleucht, Rückzugsgebiet.
Im Landkreis Schweinfurt gibt es nur wenige Energiewälder: auf etwa 100 Hektar. Nur fünf bis sieben neue Anträge bearbeitet das zuständige Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Jahr, weil mit den Holzschnitzeln (auf dem Markt kostet eine Tonne zwischen 75 und 100 Euro) weit weniger Geld als mit anderen Feldfrüchten zu verdienen ist. Der Anbau lohnt sich vor allem zur Hackschnitzelerzeugung für die eigene Heizanlage – für einen großen Bauernhof, eine Schule oder das Rathauses samt Kindergarten.
Zum Selbstversorger
Ein Hof, der der 10 000 Liter Heizöl im Jahr verbraucht, kann sich mit 14 Hektar Energiewald als Selbstversorger aufstellen. Allerdings muss man Ackerland bereitstellen, denn die Kurzumtriebskulturen sind nur auf den Flächen der Landwirtschaft, nicht auf Waldflächen erlaubt. Dass in anderen Regionen und insbesondere außerhalb Bayerns deutlich häufiger Energiewälder anzutreffen sind, liegt auch an der hierzulande nicht gewährten staatlichen Förderung, an den Interessenskonflikten mit dem Naturschutz (etwa bei wirtschaftlich weniger interessanten Feuchtgebieten) und an den wertvollen Ackerböden in der Region am Main.
Zur Bestockung geeignet sind alle schnell wachsenden Baumarten, die nach dem Fällen des Stammes aus dem verbliebenen Wurzelstock erneut ausschlagen (also kaum Nadelholz). Am besten geeignet ist die Pappel, die zu 98 Prozent in den deutschen Kurzumtriebskulturen steht.
Mit der Motorsäge
Die Niederwaldbewirtschaftung für die Brennholzgewinnung gibt es in Mitteleuropa seit 2000 Jahren. Neu sind in erster Linie die Erntemethoden. Nach sechs bis acht Jahren kommt entweder der Gehölzmähhäcksler, der im Winter wie ein Mähdrescher die dann blattlosen und trockenen Stämme, Äste und Zweige zu Holzschnitzeln verarbeitet. Dicker als 14 Zentimeter dürfen die Stämme bei dieser Erntemethode nicht sein.
Wer später ernten will, der setzt die Motorsäge in einer Höhe von zehn bis zwanzig Zentimeter über dem Boden an und braucht einen Häcksler. Zum Einsatz kann auch der Vollernter der Forstwirtschaft (Harvester) kommen, ehe das Holz in den Häcksler wandert.
Stechlinge aus Triebholz
Vor der Pflanzung ist die landwirtschaftliche Fläche wie beim Getreideanbau (Bodenlockerung) zu bearbeiten. Anschließend werden die Stechlinge (aus dem Triebholz der Pappeln) gesteckt. Nur in dieser Phase kommt Unkrautvernichter zum Einsatz. Gedüngt wird nie. Je nach Baumart werden zwischen 2000 und 10 000 Stecklinge auf einem Hektar eingebracht. Bodenvorbereitung, Stecklinge und Herbizid für einen Hektar summieren sich bei der Anlage auf etwa 1800 Euro.
Die Pappeln haben lange Wurzeln, die drei vier Meter tief reichen (je nach Wasserangebot). Die Wurzeln ziehen die Nährstoffe aus diesen Schichten. Über das im Herbst fallende Blattwerk kommen die Nährstoffe auf den Boden, der so unter der Bodenkante verbessert wird. Auch kann der durch die Wurzeln gelockerte Boden besser „durchschnaufen“, sagt Jürgen Hahn vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt. Und: Energiewälder reuzieren die Nitratbelastung im Grundwasser, weil der Luftstickstoff nicht in den geschützten Boden eindringen kann.
Der Holzzuwachs in den Schnellumtriebskulturen übertrifft den des Hochwaldes um das Vierfache. Ökologisch gesehen ist der Hoch- oder Mittelwald jedoch weit wertvoller – was auch für die Erholungsfunktion für den Menschen gilt. Gegenüber dem traditionellen Ackerbau bieten der Sauerstoff produzierende Energiewald eine zehnfach größere Artenvielfalt in der Begleitvegetation.
Fällung spätestens nach 20 Jahren
Per Gesetz ist geregelt, dass der Energiewald spätestens nach 20 Jahren zu ernten ist. Ein Abstand von sieben bis zwölf Jahren zwischen den Einsätzen von Motorsäge oder Erntemaschine ist die Regel. Versuchsflächen in Bayern haben gezeigt, dass der Austrieb selbst nach der achten Ernte noch nicht nachlässt. Soll wieder eine Feldfrucht angebaut werden, muss die Fläche mit einem Tiefenfräser behandelt werden, der das Wurzelwerk bis in eine Tiefe von 40 Zentimetern zerstört. Ein Austrieb findet dann nicht mehr statt.
Allerdings ist dann auch der Schutz der Felder vor Wind verschwunden, den der Agroforst bietet.