Das Jugendhaus in Gerolzhofen ist schon seit Jahrzehnten eine feste Institution im Stadtbild. Eröffnet im April 1974, damals noch im Gerolzhöfer Spital, und nach mehreren Umzügen, hat es seit 1990 seinen festen Sitz an der Ecke Dreimühlenstraße/Bahnhofstraße. Doch seit der Sanierung des Gebäudes vor fast vier Jahren ist es recht still um den Jugendtreff geworden. Täuscht dieser Eindruck oder ist im Jugendhaus nichts mehr los?
„Still ist es überhaupt nicht“, versichert Jugendhausleiter Kurt Röder-Rienecker. Vor allem „im Winter war das Haus sehr stark frequentiert.“ Nach wie vor sind es immer noch vorwiegend Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren, die sich hier treffen. Sie stammen hauptsächlich aus Gerolzhofen und dem Umland.
Auch für viele Jugendliche mit Migrationshintergrund ist das Jugendhaus ein fester Treffpunkt und meist auch die erste Anlaufstelle, um sich in die neue Heimat zu integrieren. Dies liegt laut Röder-Rienecker insbesondere am Konzept der „offenen Jugendarbeit“, das das Jugendhaus verfolgt. Es darf „kommen, wer will.“
Den meisten Jugendlichen geht es in erster Linie darum, sich im Jugendhaus mit ihren Freunden zu treffen oder dort ihre Freizeit zu verbringen. Hier bietet das Haus viele Möglichkeiten, wie Tischtennis spielen, Musik hören, im Sommer mal im Garten zu grillen oder auch nur zu chillen.
Jannik Barthelme, 17 Jahre aus Gerolzhofen, macht gerade eine Ausbildung zum Industriemechaniker und kommt nach der Arbeit regelmäßig ins Jugendhaus, „normalerweise jeden Tag“. Jetzt im Frühjahr dauere es meist bis abends, bis die ersten Jugendlichen ins Jugendhaus kämen, aber „im Winter sind oft so viele Leute da, dass kaum Platz ist“, so Jannik.
Fast täglich kommt auch Rebecca Feller aus Gerolzhofen ins Jugendhaus: „Hier sind meine Freunde, hier hab ich Spaß“, sagt die 15-Jährige. Und auch Rebeccas Freundin Darline Wehner genießt die Zeit im Jugendzentrum, vor allem, weil sie dann ein bisschen Ruhe vor ihren Eltern hat.
Auch Marcel Frei, 15 und Schüler aus Gerolzhofen, geht gerne ins Jugendhaus. „Wir spielen meistens Billiard oder Dart. Es ist eigentlich immer lustig hier.“ Konflikte werden laut Marcel meistens von den Jugendlichen selbst geklärt.
Dabei ist vor allem Röder-Rienecker für die Jugendlichen eine wichtige Bezugsperson. „Kurt ist wie der zweite Patenonkel“, meint Jannik. Er helfe Konflikte zu lösen und auch sonst mache Röder-Rienecker fast alles möglich. „Vor kurzem war mein Fahrrad kaputt und Kurt hat mir geholfen“, erzählt Lenny Keller, 15, aus Gerolzhofen. Generell habe Kurt auch immer ein offenes Ohr für die Probleme der Jugendlichen.
Trotzdem gibt es in der Bevölkerung gespaltene Meinungen zum Jugendhaus. Gerüchte über Drogen und Gewalt im Jugendzentrum haben in der Vergangenheit die Runde gemacht. Röder-Rienecker findet jedoch, dass diese Behauptungen haltlos seien. Das würde auch die jahrelange Unterstützung des Jugendhauses durch den Stadtrat bestätigen. Viele negative Behauptungen stammten laut Röder-Rienecker meist „von Leuten, die noch nie im Jugendhaus waren.“ So entstünden oft Vorurteile ohne Grund. Klar gebe es im Jugendhaus „schon mal stressige Situationen“, meint Röder-Rienecker, aber auch daraus könnten die Jugendlichen lernen.
Schon seit über 20 Jahren arbeitet Röder-Rienecker als Sozialpädagoge. Auch nach so langer Zeit macht ihm die Arbeit mit den Jugendlichen im Jugendhaus immer noch Spaß, denn „Routine gibt es hier einfach nicht.“ Röder-Rienecker geht es bei seiner Arbeit in erster Linie darum, den Jugendlichen „die Möglichkeit zu geben, Dinge auszuprobieren“. Ideen könnten im Jugendhaus problemlos ausgelebt werden.
Auch in nächster Zeit ist im Jugendhaus wieder einiges geboten. Für Oktober plant Röder-Rienecker mit den Jugendlichen eine Ausstellung mit jugendkulturellen Inhalten. Unter dem Titel „Klangwellen und Traumwelten“ werden dann viele kreative Aktionen im Haus stattfinden. In den Sommermonaten widmet sich Röder-Rienecker aber zunächst als Koordinator dem Ferienspaßprogramm.
Für die Zukunft des Jugendhauses würde sich Röder-Rienecker noch mehr pädagogische Unterstützung wünschen, denn alleine sei es manchmal recht schwierig, größere Projekte mit vielen Jugendlichen zu betreuen. Über mangelnde Hilfe und Unterstützung durch die Gerolzhöfer Bürger könne er sich aber nicht beklagen.
Für Jugendliche und Bürger, bei denen jetzt immer noch Berührungsängste vorhanden sind hat Röder-Rienecker auch noch einen Tipp: „Einfach mal vorbeischauen.“