(–ein) Ein schwerer Verkehrsunfall auf der A 71, der Arbeitsunfall eines Gerüstbauers oder das Opfer eines Gewaltdeliktes mit Waffengebrauch. Alles mögliche Ursachen von schwersten Verletzungen. Im Leopoldina-Krankenhaus werden pro Jahr im Schnitt 60 Patienten behandelt, bei denen man nicht mehr nur von Schwer-, sondern von Schwerstverletzten spricht. Das sind Patienten mit massiven, multiplen Verletzungen an Organen, Knochen, Gefäßen und weiteren Körperteilen. Die Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie sowie die Klinik für Anästhesie haben vor diesem Hintergrund eine interprofessionelle Weiterbildungsreihe ins Leben gerufen, die sich an alle an Rettung und Versorgung Beteiligte richtet und Abstimmung und Zusammenwirken fördern soll.
80 Teilnehmer aus den Reihen der Rettungsdienste, aus den verschiedenen Berufsgruppen im Leopoldina-Krankenhaus und weiteren Funktionen waren jetzt gekommen, um die Vorträge von Dr. Karl-Heinz Rorzyczka, Dr. Christian Schmid und Prof. Dr. Hauke Rensing zu hören und die Inhalte auch gleich im Kontext tatsächlicher Fallbeispiele zu diskutieren, so eine Pressemitteilung.
Unfallchirurg Rorzyczka stellte die „Damage Contol Strategie“ zur Versorgung Schwerstverletzter vor. Dieser aus den USA kommende Ansatz zeigt, das Schwerstverletzte häufig an den Folgen von hohem Blutverlust, Unterkühlung und Azidose (Übersäuerung) sterben. Folglich gehe es in der Versorgung dieser Patienten darum, den Blutverlust einzudämmen, den Patienten zu stabilisieren und ein zu langes Verbleiben des Patienten im OP, wegen der damit verbundenen Auskühlung, zu vermeiden. Erst wenn sich der Patient auf der Intensivstation stabilisiert hat, erfolgen weitere Operationen. Die Stabilisierung Schwerstverletzter auf der Intensivstation beleuchtete Anästhesist Hauke Rensing. „Wir können auf unglaublich viel Technik zurückgreifen und bewährte Strategien anwenden, letztlich kommt es auf die Koordination und Zusammenarbeit aller Fachdisziplinen an.“ Der Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Dr. Matthias Blanke betonte: „Je erfolgreicher und koordinierter die Erstversorgung vor Ort und in der Klinik, desto besser sind die Überlebenschancen.“