Nein, für sieben Euro Stundenlohn wollte Yvonne Ferner nicht im Altenheim arbeiten. Also jobbte die gelernte Sozialbetreuerin lieber in der Merkur Spielothek.
Eines Tages kam Ausbildungsleiterin Annika Matheika vorbei, ausgerüstet mit Flyern über einen völlig neuen Ausbildungsberuf. Diese schaute sich Ferner nicht zweimal an, sondern entschloss sich spontan, die Ausbildung zur Fachkraft für Automatenservice anzufangen. „Ich finde es wichtig, im Leben nicht stehenzubleiben“, erklärt sie ihren Entschluss, den sie bis heute nicht bereut hat.
Diesen Ausbildungsweg gibt es erst seit 2008, er dauert zwei Jahre; wer noch ein Jahr draufsetzt, kann sich zum Automatenfachmann weiterqualifizieren. Ein guter Hauptschulabschluss genügt als Voraussetzung. Wichtiger als Schulabschlüsse sind Umgangsformen, die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen, „das kann nicht jeder“, stellt Ferner fest, und eine gute Auffassungsgabe. Und obwohl das alles sehr technisch klingt und die Technik auch einen Großteil der Ausbildung ausmacht, brauche man vor allem „Spaß am Service“, erklärt Matheika. Das bestätigt auch Ferner: „Der Kontakt zu Menschen war mir schon immer wichtig.“
Die Firma Gauselmann, bei der die junge Frau ihre Ausbildung macht, ist spezialisiert auf Unterhaltungsautomaten. Sie hat für die Spielothek in Werneck heuer vergebens nach einer Auszubildenden gesucht. Ein Problem sei, sagt Matheika, dass die jungen Leute mindestens 18 Jahre alt und bereit zu Schichtbetrieb und Wochenendarbeit sein müssen. Ferner, die im zweiten Ausbildungsjahr ist, empfindet gerade den Schichtbetrieb als „Vorteil“. Er mache ihre Arbeit auch so abwechslungsreich. Gearbeitet wird in drei Schichten. Früh, berichtet die Auszubildende, seien vor allem die Hausfrauen da, mittags die Rentner und abends dann das jüngere Publikum. Je nach Schicht fielen andere Arbeiten an. Während der Frühschicht hat sie mehr kaufmännische Arbeiten. Dann müssen Bestellungen erledigt werden, Essen, Getränke und vor allem Hartgeld müssen angefordert werden. Mittags steht die Kundenbetreuung an erster Stelle und in die Nachtschicht fallen die Reinigungsarbeiten und die Kassenabrechnungen.
„Unsere Auszubildenden erhalten viele Einblicke“, erklärt Matheika, „Service, Technik und das Kaufmännische gehören zum Lernfeld.“ Karoline Diem ist Filialleiterin, sie genießt den abwechslungsreichen Beruf. „Das ist nicht so stupide“, meint sie und betont: „In meinen alten Beruf als Bankkauffrau möchte ich nie mehr zurück.“
Neben der praktischen Arbeit besucht Ferner die Berufsschule in Offenburg. Die Firma Gauselmann zahlt ihr während des Blockunterrichts dort ein Hotelzimmer. Den Unterricht genießt die junge Frau besonders. „Es ist toll, immer wieder neue Sachen zu lernen“, freut sie sich. Zusätzlich zum regulären Unterricht gibt es dann noch die betriebliche Ausbildung im Stammsitz der Firma in Espelkamp. Da lernen die Auszubildenden auch, wie man mit einem Pfefferspray umgeht. „Das ist uns wichtig“, betont Matheika. Die jungen Leute sollten nach der Schicht ja auch sicher nach Hause kommen und sich notfalls zu wehren wissen. Die jungen Mitarbeiter möchte sie im Betrieb halten, erst als Mitarbeiter, dann als Team- und Filialleiter.
Am Ende ihrer Ausbildung können die Fachkräfte für Automatenservice dann die Spielautomaten bedienen, reinigen, kleinere Reparaturen durchführen und Kunden die Funktion der Geräte erklären. Sie beherrschen Prozesse der betrieblichen Warenwirtschaft und haben kaufmännische Grundkenntnisse. Vor allem aber betreuen und beraten sie die Gäste, dazu gehören auch Kontrollen im Zusammenhang mit dem Jugendschutzgesetz und dem Alkoholverbot in Spielotheken.
Yvonne Ferner hat ihre Berufswahl nicht bereut. „Hier gibt es nichts Unangenehmes, sonst hätte ich die Ausbildung gar nicht erst angefangen“, sagt sie, und erinnert sich an ihren Einstieg in der Merkur Spielothek: „Ich war so stolz, das war mein erster richtiger Arbeitsvertrag. Ich hab mich gefreut wie Keks!“