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Im Zentrum der Allianz

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    Alt trifft neu: Im modernen Anbau eines Wohnhauses in Euerbachs Ortsmitte spiegelt sich das Fachwerkgebäude auf der gegenüberliegenden Seite.
    Alt trifft neu: Im modernen Anbau eines Wohnhauses in Euerbachs Ortsmitte spiegelt sich das Fachwerkgebäude auf der gegenüberliegenden Seite. Foto: Silvia Eidel

    Der Bau der Autobahn A 71 Schweinfurt-Erfurt war 2003 für damals sieben Gemeinden im Westen des Landkreises Schweinfurt sowie Oerlenbach im angrenzenden Landkreis Bad Kissingen der Anlass, sich enger zusammenzuschließen und ein gemeinsames Entwicklungskonzept zu erstellen. Die „Interkommunale Allianz Oberes Werntal“, eine der ersten Allianzen in Unterfranken, wurde offiziell am 6. Oktober 2003 gegründet und ist mittlerweile auf zehn Kommunen mit 51 000 Einwohnern erweitert: Bergrheinfeld, Dittelbrunn (2009), Euerbach, Geldersheim, Niederwerrn, Oerlenbach, Poppenhausen, Waigolshausen (2008), Wasserlosen, Werneck. Zehn Jahre danach blicken im Gespräch die Bürgermeister Arthur Arnold (Euerbach), Siegfried Erhard (Oerlenbach), Peter Pfister (Waigolshausen) und Willi Warmuth (Dittelbrunn) zurück.

    Frage: Sie wollten vor zehn Jahren die Region „Oberes Werntal“ mit ihren sehr unterschiedlichen Gemeinden profilieren und wollten enger zusammenarbeiten. Wie beurteilen Sie Ihre Situation heute?

    Arthur Arnold: In der Region Main-Rhön und darüber hinaus haben wir uns als ein Raum positioniert und überall große Aufmerksamkeit bekommen. Andere Regionen haben unsere Arbeit als Beispiel genommen. Für mich liegt der größte Wert der Zusammenarbeit in den monatlichen Treffen der zehn Bürgermeister.

    Willi Warmuth:

    Das ist wichtig. Das ist die vertrauensbildende Basis. Wenn etwas ansteht, dann kann das Projekt aus diesem Vertrauen heraus auch umgesetzt werden.

    Siegfried Erhard:

    Der Austausch ist ein Gewinn für alle, wir schöpfen aus der Fachkompetenz der einzelnen Gemeinden.

    Peter Pfister:

    Man erhält aus den Erfahrungen der anderen auch Anstöße für die eigene Gemeinde, beispielsweise bei der Dorferneuerung oder beim Radwegebau.

    In den Bereichen Freizeit, Erholung und Kultur haben Sie viele Gemeinschaftsprojekte auf den Weg gebracht: Wander- und Radwege, den Kultur- und Gastroführer, den jährlichen Radelspaß, den Tag des offenen Ateliers, den Regionalmarkt oder den Wanderspaß. Aber bei den „härteren“ Themen bleibt es schwierig, siehe Gewerbegebiete, Innenentwicklung oder gemeinsames Standesamt.

    Arnold: Am Anfang stand das gemeinsame Leitbild, die Belastungen der A 71 zu minimieren und die Chancen zu nutzen. Unser Ziel waren gemeinsame Gewerbegebiete an der Autobahn. Bei den Gemeinden Niederwerrn, Geldersheim und Euerbach hat es nicht geklappt, hier konnten wir die Interessensunterschiede nicht überwinden. Aber Oerlenbach und Poppenhausen haben's mit ihrem interkommunalen Gewerbepark geschafft.

    Ja, aber erst nach neun Jahren. 2004 wurde der Zweckverband für den Gewerbepark gegründet, jetzt baut dort die erste Firma.

    Erhard: Die Probleme lagen nicht bei den Gemeinden. Wir haben absolut gut und auf gleicher Augenhöhe miteinander gearbeitet. Da gab es keine Übervorteilung. Dass es so lange gedauert hat, liegt ausschließlich beim Straßenbauamt, wegen der Anbindung des Gewerbeparks. Und größere Probleme gab es auch wegen der Steuerhoheit: Schließlich liegt unser Gewerbegebiet in zwei verschiedenen Landkreisen. Wir waren die ersten Gemeinden im Freistaat, die hier eine Regelung gefunden und Rechtssicherheit geschaffen haben. Davon profitieren jetzt andere Kommunen.

    Synergieeffekte hat man sich erhofft, etwa durch die Zusammenarbeit der einzelnen Gemeindeverwaltungen. Gibt es messbare Erfolge?

    Arnold: Evaluiert haben wir das im Einzelnen noch nicht, das ist eine Aufgabe für die nächste Zeit. Aber greifbare, monetäre Vorteile gibt es natürlich. Wir erstellen derzeit beispielsweise ein gemeinsames Energiekonzept und erhalten dazu als Allianz auch eine 75-prozentige Förderung. Bei Einzelkonzepten wären maximal fünf Gemeinden gefördert worden. Und einen Informationsaustausch und gemeinsame Schulungen von Bauhof oder Feuerwehr gibt es sehr wohl. Auch wenn ein gemeinsames Standesamt mehrerer Gemeinden nicht zustande kam.

    Pfister: Wir haben dennoch dank der guten Zusammenarbeit in der Allianz unser Standesamt mit dem von Werneck zusammengelegt.

    Das Thema Innenentwicklung hat in den letzten Jahren Priorität erhalten. Allerdings gab es durch die Ausweisung neuer Baugebiete in einigen Gemeinden erheblichen Ärger innerhalb der Allianz, gerade weil sich alle in der Oerlenbacher Erklärung der Innen- vor der Außenentwicklung verpflichtet hatten.

    Arnold: Eines halten wir mal fest: Wir sind uns in der Allianz alle einig, dass Innenentwicklung Vorrang vor der Außenentwicklung hat. Der Euerbacher Gemeinderat sagt noch dazu, dass es bei uns keine Außenentwicklung gibt. Das gibt zwar Diskussionen, weil einige Gemeinden wegen der Nähe zur Stadt anders argumentieren. Disharmonie kam dann durch die gemeindlichen Stellungnahmen dazu auf. Aber das muss ein Gemeinderat auch aushalten können. Aus meiner Sicht gibt es keine Alternative zur Innenentwicklung, das bleibt ein spannendes Thema, an dem wir weiter arbeiten müssen.

    Erhard: Und es verliert nicht an Relevanz. Im Gegenteil!

    Reicht das, was Sie bisher geleistet haben oder wo müssen Sie in Zukunft noch nachlegen?

    Arnold: Wir müssen in Zukunft das „Werntalnetz“, den Informationsfluss, noch ausbauen. Die zehn Bürgermeister treffen sich schon regelmäßig. Die nächste Stufe muss sein, dass die Verwaltungsmitarbeiter selbstverständlicher miteinander sprechen. Und es bleibt immer eine Aufgabe, die Gemeinderäte an den Themen zu halten. Bei den Themen bleibt natürlich die Innenentwicklung, aktuell steht das Energiekonzept an. Hier hat die Gemeinde Dittelbrunn federführend das Projekt übernommen. Das soll künftig immer so sein, dass eine Gemeinde für ein Projekt verantwortlich ist.

    Manches ist auch zum Selbstläufer geworden: der Tag des offenen Ateliers oder die Laufserie, als die Sportvereine von sich aus auf uns zukamen. Das zeigt auch, dass wir mittlerweile in der Bevölkerung als eine Region wahrgenommen werden.

    Erhard: Wir sind immer wieder am Brainstorming, suchen Ideen oder sehen, wie es woanders gemacht wird. Das darf man sich schon abschauen. Und wir haben mit unserem Sprecher Arthur Arnold natürlich den Motor und mit der Allianzmanagerin Eva Braksiek eine hervorragende Begleitung.

    Warmuth: Ein Zukunftsthema wird angesichts der demografischen Entwicklung sein, das bürgerschaftliche Engagement zu fördern, Impulse zu geben. Denn wir wollen mit unserer Lebensqualität hier punkten.

    Arnold: Wir werden uns auch bei der Konversion einbringen, denn jede Gemeinde hier ist auch vom Abzug der Amerikaner betroffen und spürt die Auswirkungen.

    Im März 2014 werden bei den Kommunalwahlen fünf der heutigen zehn Bürgermeister der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal nicht mehr kandidieren. Bleibt es dennoch bei Ihrer Arbeitsgemeinschaft?

    Erhard (der nicht mehr antritt): Ich bin der Überzeugung, dass unsere Gemeinde Oerlenbach hier weitermacht. Denn auch in der Bevölkerung ist das Obere Werntal ein Markenbegriff geworden. Der Bezug über die Landkreisgrenze hinüber ist da.

    Arnold: Unsere Allianz ist auf Dauer angelegt und wir arbeiten ja auch in anderen Bereichen gut zusammen: bei der Rhön-Maintal-Wasserversorgung, im Abwasserzweckverband, auf der Schulebene. Natürlich kommen die Vorstellungen der neuen Bürgermeister ins Arbeitsprogramm. Da wird eine neue Dynamik entstehen.

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