Die ersten Schweinfurter siedelten im 8. Jahrhundert nicht am Fischerrain oder im Zürch, sondern am Kiliansberg.
Die neue Altstadt mit Marktplatz und Rathaus als Mittelpunkt (um die es in dieser Folge unserer Serie „Stadtteile im Portrait“ geht) wurde als Reichsstadt erst im 12. Jahrhundert in Konkurrenz zur eichstättischen Villa an der Peterstirn (Höllental) gegründet – wahrscheinlich unter Kaiser Friedrich I. (Barbarossa).
Reichsstadt 1802 aufgelöst
Diese Altstadt ist identisch mit dem bebauten Gebiet der 1802 aufgelösten Reichsstadt, die damals 879 Bürgerhäuser (ohne Hinter- und Nebengebäude), 21 Türme, 37 öffentliche Brunnen, drei Kirchen (St. Johannis, St. Salvator und Heilig Geist), ein Rathaus, die Mainmühle ein Brauhaus, das Zeughaus, ein Gymnasium und ein Spital hatte.
Bei der Reichsgründung 1871 hatte die Altstadt, die nur von kleineren Fabriken und zehn Industriellen-Villen umgeben war, 10 840 Einwohner.
In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg waren es noch 5000 Bewohner. Heute sind es keine 3000 mehr. Klare Bevölkerungsstrukturen sind in der Altstadt nicht erkennbar. Bis zur Altstadtsanierung wohnte man in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Altstadt auf einem bescheidenen Standard.
Das Bürgertum hatte das Viertel verlassen. Der Ausländeranteil stieg. Mit der Sanierung stellte sich ein völlig anderer Charakter ein. In jüngster Zeit mehrten sich Neubauprojekte – wie etwa durch die Neue Hadergasse.
Das älteste heute noch erhaltene Gebäude ist die St. Johanniskirche (begonnen vor 1200). Das Erste Stadtverderben ereignete sich um 1250 im Kampf zwischen den Grafen von Henneberg und dem Fürstbischof von Würzburg. Das Zweite Stadtverderben 1554 geschah durch den Zweiten Markgräflerkrieg.
Danach wurde die Altstadt von 1554 bis 1615 in heutiger Form wieder aufgebaut. Die Lücken, die die Luftangriffe der Alliierten ab 1943 rissen, sind bis heute noch nicht komplett beseitigt. Die Bebauung der Altstadt begann im 12. Jahrhundert im hochwasserfreien Zürch (15 Meter über dem Main). Mittelpunkt wurde alsbald der Marktplatz im Nordwesten, um den drei weitere Quartiere und damit eine mittelalterliche Stadtanlage entstanden waren: vier Stadtviertel auf der Sonnenseite des Flusses mit vier Stadttoren (und der Fischerpforte), mit der Straßenkreuzung am Markt, dem Rathaus und der gegenüberstehenden Stadtkirche.
Paläste waren nicht erwünscht
In der Reichsstadt mit frühdemokratischen Ansätzen waren Paläste nicht erwünscht. Adelige durften nicht mit Bürgerrecht in der Stadt wohnen. Die Reichsburg im Zürch wurde bereits 1427 abgebrochen.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wuchs die (Alt)-Stadt nach Westen und Norden, worauf noch die Straßennamen Am Graben und Bauerngasse hinweisen. In den 1640er Jahren wurde im Zuge des Dreißigjährigen Krieges die Stadtmauer von den Schweden zu einer damals modernen Befestigungsanlage mit Schanzen ausgebaut. Aus diesem Gürtel wuchs Schweinfurt erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Beginn der Gründerzeit.
Damals wurden die Stadttore abgebrochen. Der spätmittelalterliche Altstadtgrundriss blieb jedoch erhalten. Es gab weder Straßenverlegungen noch Durchbrüche. In der Altstadt existieren heute nur noch wenige Gebäude im Gründerzeitstil, darunter die Heilig Geist-Kirche, die Staatsbank und die Steinwegschule (heute Musikschule). Große Geschäftshäuser fielen nicht den Bomben, sondern der Spitzhacke zum Opfer: das Kroneneck, das Bavaria und der fünfgeschossige Gasthof Zum Roten Ochsen.
Altstadtsanierung beginnt
In den 1970er-Jahren begann die Altstadtsanierung. Der erste Abschnitt konzentrierte sich auf das ehemalige Gewerbeviertel zwischen Rathaus und Fischerrain. Es folgte der Zürch und der Bereich an und um die Krumme Gasse. Aktuell wird im Bereich Bauerngasse/Zeughaus saniert und die Erneuerung des Quartiers zwischen Spitalstraße und Zehntstraße ist angelaufen. Als besonders gelungen gelten die Grünverbindung zwischen Main und Obertor entlang der Wallanlagen sowie der südliche Stadteingang mit dem Museum Georg Schäfer, dem neuen Hauptzollamt und dem sanierten Ebracher Hof.