Dagmar Schneider und Gerhard Ziegler aus Wipfeld waren im August 2014 mit einigen weiteren Fahrrad-Enthusiasten zwölf Tage auf der legendären End-to-End-Strecke von Cornwall ins schottische Hochland unterwegs. Streckenlänge: 1352 Kilometer. 2015 folgte eine Alpenüberquerung nach Florenz. Heuer haben die Eheleute und ihre drei Rennrad-Mitfahrer Wolfgang Leibold (Grafenrheinfeld), Peter Wander (Falkenstein) sowie der Liegeradfahrer Karlheinz Scheiner (Urspringen/Main-Spessart) ein paar hundert Kilometer drauf gepackt. Barcelona war das Ziel, 1611 Kilometer.
9010 Höhenmeter überwunden
Zwölf Tage war das von Wolfgang Merz (Würzburg) im Begleitfahrzeug betreute Team unterwegs. Täglich saßen die Radler für die durchschnittlich 135 Kilometer knapp sechs Stunden im Sattel. Probleme? „Gab es keine“, lacht Gerhard Ziegler kurz nach der Rückkehr von einer Tour, die einfach „wieder Spaß gemacht hat“. Die insgesamt 9010 Höhenmeter klingen viel, es ging aber nur auf ein paar Pässe richtig hoch. Es gab auch nur zwei Plattfüße, obwohl die Gruppe, um möglichst viel Landschaft zu sehen, den einen oder anderen spontanen Umweg fuhr, wo auch mal eine Schotterstraße zu befahren war.
Der 66-jährige Ziegler ist Sportler durch und durch, liebt ein wenig das Extreme, wenngleich ihm der Begriff nicht gefällt. „Extrem ist nur, wenn du etwas nicht beherrschst.“ Logische Folge war, dass er sich dem Triathlon widmete. Mit 48 Jahren durchquerte er Finnland auf Langlaufski. „Da habe ich mich schon mal für verrückt erklärt“, räumt er ein, aber nur, weil er damals „am Leistungszenit angelangt war“.
Gastfreundschaft der Franzosen begeisterte die Radfahrer
Die Fernradtouren aber, das ist Freude pur. Man sieht und erlebt die Natur, hat den ganzen Tag Sauerstoffaustausch, „da fühle ich mich körperlich einfach wohler“. Und: Die Begegnung mit den Menschen. In Frankreich, in Spanien, überall sei man der Schweinfurter Radgruppe freundlich begegnet, hie und da haben „die Leute uns zugewunken“. Anekdoten erzählt er einige, etwa die vom Wirt einer Kneipe, die eigentlich geschlossen hatte. Die hungrigen Radfahrer vor Augen öffnete der Franzose aber seine Gaststätte und kochte einen „ganzen Topf Spaghetti Bolognese“.
„Extrem ist nur, wenn du etwas nicht beherrschst.“
Gerhard Ziegler, Triathlet aus Wipfeld
Bei der Jahresversammlung des Allgemeinen Fahrrad Clubs (ADFC) Ende letzten Jahres hatten Ziegler/Schneider mit einem Lichtbildervortrag über die Schottland-Tour berichtet und für den Barcelona-Trip geworben. Liegeradfahrer Scheiner gehörte schon zum Inventar, Leibold und Wander haben sich gemeldet. Nach zwei Probetouren (Ziegler: „ich musste ja schauen, wie die ticken“) war klar: „Die beiden Neulinge waren genau die Richtigen.“ Die Barcelona-Tour hat das bestätigt.
Start war am 17. September um 6.40 Uhr ab Wipfeld. Mit einem Durchschnittstempo von 25 km/h waren die 160 Kilometer nach Bad Friedrichshall nach sechs Stunden und 40 Minuten eingetütet. Als Tourplaner fuhr Ziegler meist an der Spitze, wenngleich das „Tempo der Schwächste bestimmt“. Jeden Morgen Lagebesprechung, mit Begleitfahrer Merz wurden die Standorte für die Brotzeiten und Pausen besprochen und geklärt, wo gefahren und übernachtet wird – meist kleine Pensionen oder Gasthöfe. „Wir wollten ja Land und Leute kennenlernen“, sagt Ziegler.
2017 führt die Fahrradtour nach Oslo
Am vierten Tag ging es nach einem Stück durch die Schweiz nach Frankreich, vorbei an Lyon, Valence und Nimes entschied sich das Team für die Route entlang dem Meer am Golf du Lyon und der Costa Brava. Die letzten zwei Tage waren Ziegler und Co. in Spanien unterwegs. Wo Radwege waren, hat die Gruppe diese auch benutzt, in Frankreich und Spanien sind viele Straßen erfreulicherweise so breit, dass Platz für abmarkierte Radspuren war. „Das ist sehr gut“, lobte Ziegler. Einige Tage hielten sich die fünf Radfahrer und ihr wichtiger Begleitmann in der katalanischen Metropole auf, dann ging es mit dem Auto retour.
Neue Pläne? Klar. „Wir sind lange genug Richtung Süden gefahren“, sagt der rastlose 66-Jährige und legt Landkarten vom nördlichen Europa auf den Tisch. Im Juli/August 2017 geht es in einer ersten Etappe von Wipfeld bis Oslo, 2018 folgt dann Teil zwei bis zum Nordkap. Insgesamt sind das 3600 Kilometer. Eine Kernmannschaft hat Ziegler dafür schon beieinander. Bis zu sieben Fahrer sind logistisch die Grenze, sagt Ziegler, den Interessenten am anrufen können.