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SCHWEINFURT: Integrationsbeirat hält Kurs

SCHWEINFURT

Integrationsbeirat hält Kurs

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    Multikulturell: Beirats-Mitglied Berrin Aras ist der Überzeugung, dass sich die Entwicklung in Schweinfurt gegenüber der in größeren Städten nicht verstecken muss. Unser Symbolbild zeigt eine Beflaggung besonderer Art in Stuttgart.
    Multikulturell: Beirats-Mitglied Berrin Aras ist der Überzeugung, dass sich die Entwicklung in Schweinfurt gegenüber der in größeren Städten nicht verstecken muss. Unser Symbolbild zeigt eine Beflaggung besonderer Art in Stuttgart. Foto: Foto: Picture Alliance/dpa

    Es sind weniger die Worte als die Atmosphäre. Das Gespräch mit dem Vorstand des Integrationsbeirats stimmt optimistisch, weil die drei Frauen und der noch jüngere Herr weder den nötigen Realismus noch den genauso wichtigen Spaß an der Freude vermissen lassen.

    Ausblicke beginnen meist mit Rückblicken. Diesmal ist das Aufarbeiten des Geleisteten auch ein Ausblick. In drei Jahren wurde die Basis für alles geschaffen, was kommen mag. Der Beirat steht mitten drinnen in der Gesellschaft, – dort, wo die Arbeit nicht ausgehen wird, wo man sich auf Akzeptanz, Kontakte und auf seine Beiratskollegen verlassen kann.

    Vor dreieinhalb Jahren hatte man kein leichtes Erbe übernommen. Der frühere Ausländerbeirat hatte sich durch interne Streitereien ins Abseits gestellt, war handlungsunfähig, wurde aufgelöst. Harald Mantel von dem Projekt „gerne daheim in Schweinfurt“ argumentierte im Stadtrat schier endlos für den Integrationsbeirat, der nicht wie der Ausländerbeirat von den Ausländern und Neubürgern gewählt, sondern dessen Mitglieder vom Stadtrat – für den er der Beirat ist – berufen werden.

    Sitz und Stimme haben im Integrationsbeirat die Alevitische Gemeinde, der Deutsch-amerikanische Freundschafts-Club, das Diakonische Werk, das Ditib-Zentrum, der Evangelische Frauenbund, Fortuna 96, das Interkulturelle Begegnungszentrum, der Integrations- und Bildungsverein, der Albanisch-deutsche Kulturverein Iliria, die Initiativgruppe Freundschaft, die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, die islamische Gemeinschaft Milli Görüs, der Paritätische Wohlfahrtsverband, die Russisch-orthodoxe Gemeinde, der Sozialdienst katholischer Frauen und fünf Stadträte.

    Am Anfang wurde der Beirat genau beäugt, erinnert sich die alte und neue Vorsitzende Ayfer Fuchs. Die Geduld des Stadtrates und der Stadtverwaltung war damals überstrapaziert. „Wir betraten Neuland, wussten, was wir wollten, wussten nicht, wie wir unsere Ziele erreichen“, so Fuchs weiter. Recht schnell reifte die Idee der Arbeitsteilung. Arbeitsgruppen wurden gebildet, die sich aktuell um die Themen „Beruf und Arbeitsmarkt“ (Sprecherin Ljubow Hurlebaus), „Schulen und Bildung“ (Sorya Lippert), „Kultur, Feste und Veranstaltungen“ (Arbion Gashi), „Öffentlichkeitsarbeit“ (Berrin Aras) und „Neuankömmlinge“ (Saima Weber) kümmern.

    In den Gruppen wurden Anregungen und Anliegen aus den Vereinen und Organisationen und von überall her gesammelt und ausgewertet. Arbeitsprogramme wurden entwickelt. Langsam verlor der Beirat das Image eines Folkloreklubs mit Unterhaltungswert. „Wir sind mitten drinnen, wir wollen vermitteln“, sagt Ljubow Hurlebaus. Berrin Aras ergänzt, dass man auf die Stadt zugehe, Gespräche führe, viele Punkte auf der Agenda habe – auch noch so manche Altlast. Die Personalknappheit im Ausländeramt war eine Herausforderung. Auf die Aufenthaltstitel mussten die Landsleute nicht mehr ganz so lange warten, nachdem der Beirat vermittelt hatte.

    Die Vielfalt, die eingewandert sei, sei doch auch eine Chance für alle, sagt der Vorstand, der mit zwei Beinen in der Gesellschaft steht. Dass die Stadt dem Beirat „gerne daheim“ zur Seite gestellt hat, wird mit überwiegender, aber keinesfalls hundertprozentiger Zustimmung gesehen. Ergänzen ja, gängeln nein, heiße die Devise, an die sich jetzt auch beide Seiten halten würden, ist rauszuhören, was den Verdacht nahelegt, dass zwischen der geschäftsführenden Verwaltung und dem Ehrenamt Reibereien nicht ausgeblieben sind. „Es klappt recht gut“, so Ayfer Fuchs. Viel Lob gibt es für Erika Ketschik, Mitarbeiterin von Harald Mantel, die den Ehrenamtlichen Organisatorisches vom Hals halte. So bleibe Zeit für das Wesentliche, etwa für Netzwerke. Bei diesem Punkt freut sich Hurlebaus über die guten Kontakte zum Senioren- wie zum Behindertenbeirat, während Berrin Aras fasziniert ist, was in Schweinfurt und anderswo laufe, dass sich die Entwicklung in Schweinfurt gegenüber der in größeren Städten nicht verstecken müsse.

    Gute Noten bekommt Oberbürgermeister Sebastian Remelé, der seine Wahlkampfaussage umgesetzt habe und Kontakte aufbaue, der die Neubürger schätze, der diesen auch klarmache, dass sie auf die Schweinfurter zugehen müssten. Mit dem Beirat engagiere sich der OB für den Zugang der Kinder zur Bildung, was ein Anliegen vieler Stellen sei, darunter die Arbeitsagentur oder auch das Schulamt. Berührungsängste mit den Stadträten im Beirat gibt es nicht. Dass diese in der politischen Verantwortung stehen, dass die Stadträte Probleme und Anregungen in die Parteien bringen, wird positiv gesehen. Aktuell beschäftigen den Integrationsbeirat der Aufbau der Arbeitsgruppe „Neuankömmlinge“ und die Konversion, da viele Amerikaner auch ohne Army in Schweinfurt bleiben wollten, man ihnen helfen werde. Gegen Ende des Gesprächs häuft sich die Einschätzung, dass dieses und jenes „passt“. Es passt, dass im Team organisiert wird, es passt, dass sich mehr Einheimische an Aktionen beteiligen, es passt, dass zu den Festen alle Bürger kommen. Wenn etwas nicht passt, dann will der Beirat vermitteln. Das gehe heute viel leichter als vor drei Jahren, denn die passenden Kontakte hat man gefunden und ausgebaut.

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