Erste Geschichten schrieb sie mit acht Jahren. Ihren ersten Roman veröffentlichte Tanja Kinkel mit 21 Jahren, „Wahnsinn, der das Herz zerfrisst“ – ein Roman über Lord Byron und seine Beziehung zu seiner Halbschwester Augusta. In ihren Büchern, die längst eine Millionenauflage erreicht haben, widmet sich Tanja Kinkel häufig historischen Themen und Persönlichkeiten. So auch in „Säulen der Ewigkeit“. Am Mittwoch, 11. November, ist Tanja Kinkel im Rahmen der Aktionswoche „Deutschland liest“ um 19.30 Uhr zu Gast in der Stadtbücherei im Ebracher Hof.
Frage: Welche Voraussetzungen muss eine Geschichte erfüllen, damit sie eine gute Geschichte ist?
Tanja Kinkel: Sie muss mich von den Personen und dem Thema her so fesseln, dass ich sie nach dem erstmaligen Lesen gleich noch einmal beginne, dass ich auch an sie denke, wenn ich nicht gerade lese, ganz einfach, weil sie mich derart fesselt.
Antikes Rom bis Gegenwart: Kaum eine Epoche, in der Sie noch kein Buch angesiedelt haben. Ist es eher der historische Kontext, oder sind es die Personen, die Sie eine bestimmte Zeit auswählen lassen?
Kinkel: Das kommt darauf an. Manchmal ist es eine ganz bestimmte Person, für die ich mich interessiere, wie etwa Eleonore von Aquitanien, manchmal ist es die Zeit, wie die Renaissance bei den „Puppenspielern“, und die Person ist fiktiv. Das läuft von Buch zu Buch verschieden. Wichtig ist mir, dass ich mich nicht wiederhole.
Es fällt auf, wie detailreich Sie das Leben der Menschen wiedergeben – wie nähern Sie sich den jeweiligen Zeitumständen, den Sitten, der Atmosphäre an, um sie so lebendig darstellen zu können?
Kinkel: Ich besorge mir so viel Material wie möglich, nicht nur biografisches, sondern auch über den Alltag und die großen Debatten der Zeit. Bei manchen Epochen habe ich Glück, und es gibt sogar Kochbücher und Kleidungsbeschreibung, wie zum Beispiel für das augustäische Rom. Bei anderen liegt vielleicht bestenfalls das eine oder andere Relikt vor, und es herrscht sehr viel Spekulation unter den Historikern, was etwa für das siebte Jahrhundert vor Christus gilt.
Mit „Säulen der Ewigkeit“ sind wir wieder im frühen 19. Jahrhundert in England, Ort und Zeit auch Ihres Erstlings, in dem Byron die Hauptrolle spielt – Ihre Lieblingsepoche?
Kinkel: Nein. Was Sie auch daran erkennen können, dass es elf Bücher gedauert hat, bis sie für mich wieder in Frage kam! Ich habe mehrere Epochen, die mich mehr als andere faszinieren, aber das frühe 19. Jahrhundert zählt eigentlich nicht dazu. Ursprünglich wollte ich über David Roberts' Reise durch Ägypten schreiben, die 1838/39 stattfand, aber dann entdeckte ich bei der Recherche Sarah Belzoni, die mich so faszinierte, dass der arme Mr. Roberts außen vor blieb. Dass Sarah und ihr Mann Giovanni Zeitgenossen von Byron waren, ist also reiner Zufall. Es amüsierte mich allerdings sehr, herauszufinden, dass Giovanni Belzoni und Byron den gleichen Verleger hatten, John Murray.
Ihre Bücher sind für viele Leser Reisen durch Zeit und Raum – reisen Sie selbst gerne? Besichtigen Sie die Schauplätze Ihrer Bücher?
Kinkel: Größtenteils, da verbinde ich das Angenehme mit dem Nützlichen. Ja, allein schon wegen der Detailtreue. Es macht deswegen auch ungeheueren Spaß, wenn meine Bücher dadurch auch in Reiseführern auftauchen oder mich Informationen erreichen, man sei auf den Spuren von Eleonore, Sarah oder Richard Artzt gereist.
Sie sind bekannt für akribische Recherche. Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie eine Figur nicht so handeln lassen konnten, wie Sie wollten, weil Sie herausbekommen haben, dass sich das nicht mit der historischen Wahrheit vertragen hätte?
Kinkel: So was hat Schiller und Shakespeare nie gestört, aber mangels Literaturgenie habe ich tatsächlich größere Skrupel. Natürlich sind meine Romane Romane, keine Sachbücher, das heißt, ich habe einen gewissen Freiraum. Aber ich bemühe mich, immer im Rahmen dessen zu bleiben, was ich aufgrund meiner Recherche für möglich halte. Außerdem gibt es auch Ausweichmöglichkeit. Zum Beispiel wollte ich Richard Artzt in den „Puppenspielern“ ursprünglich das Forum Romanum sehen lassen, als er nach Rom kommt, stellte jedoch fest, dass es in den 1490ern noch nicht wieder ausgegraben war. Also bekommt Richard eben andere Ruinen aus der Antike zu sehen.
Auf der Frankfurter Buchmesse war viel vom elektronischen Buch die Rede – glauben Sie, dass es unsere Lesegewohnheiten verändern wird?
Kinkel: Teilweise. Ich glaube nicht, dass längere Texte von vielen Lesern auf dem elektronischen Buch gelesen werden - also Romane oder mehrhundertseitige Sachbücher. Bei Kurzgeschichten oder Zeitschrifttexten dagegen sieht die Sache schon anders aus. Foto FinePic
In „Säulen der Ewigkeit“ geht es um die Anfänge der Archäologie in Ägypten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dem italienischen Artisten und Abenteurer Belzoni gelingt es, einen Geldgeber zu finden und eine Grabungserlaubnis zu erwirken. Er hat mit Lokalherrschern, unwilligen Arbeitern und europäischen Konkurrenten zu kämpfen; und er hat so gut wie keine technischen Hilfsmittel. Begleitet wird Belzoni von seiner Frau Sarah, einer Engländerin mit einem starken Willen und unbändigem Abenteurergeist. Sie ist die eigentliche Hauptperson des Buches. Vorverkauf: 9 Euro, an der Abendkasse 10 Euro, ermäßigt 4 Euro. Die Autorin im Internet: www.Tanja-Kinkel.de und www.brotundbuecher.de