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GEROLZHOFEN: Jagdhornbläser: Die Freude an den Naturtönen

GEROLZHOFEN

Jagdhornbläser: Die Freude an den Naturtönen

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    Eine der ältesten Aufnahmen der Gerolzhöfer Jagdhornbläser entstand 1965 bei einer Falkner-Prüfung. Der künftige Leiter Johannes Neumann ist vorne rechts zu sehen.
    Eine der ältesten Aufnahmen der Gerolzhöfer Jagdhornbläser entstand 1965 bei einer Falkner-Prüfung. Der künftige Leiter Johannes Neumann ist vorne rechts zu sehen. Foto: Foto: Archiv Johannes Neumann

    Wer weiß, wie viele Jägermärsche und Fanfaren Johannes Neumann in den 50 Jahren dirigiert hat, in denen er an der Spitze der Jagdhornbläsergruppe Gerolzhofen stand? Seit 1964 gibt es diese Gruppe, die einen Namen weit über das Gerolzhöfer Land hinaus hat. Zwei Jahre später übernahm der heutige Hundelshäuser das Dirigentenamt, das er erst vor kurzem an Bernd Geißel abgab (wir berichteten).

    Auch den Älteren fällt eigentlich nur ein Name ein, wenn das Stichwort Jagdhornbläser fällt: Johannes Neumann. Ob bei festlichen Anlässen, Einweihungen wie in Kürze am Baumwipfelpfad, bei Jagden, Adventsmärkten oder privaten Feiern, noch immer sind die Bläser und ihre Hörner mit den Naturtönen gefragt.

    Dabei ist es gar nicht einfach, Instrumenten wie dem Fürst-Pless-Horn oder dem Parforcehorn die richtigen Töne zu entlocken. „Das geht nur mit Üben, Üben, Üben. Wer das nicht tut, bleibt auf der Strecke.“

    Die Tonabstände sind viel größer als etwa bei der Trompete. Die meiste Zeit hat der Leiter deshalb in die Probenabende investiert. Das ganze Jahr über treffen sich die Bläser einmal die Woche, bis auf je drei Wochen in der Weihnachtszeit und im Sommer. Und immer ist Johannes Neumann da gewesen, um den Musikern etwas beizubringen.

    Er selbst ist schon mit 13 Jahren in einen Posauenchor eingetreten und spielte bei der Jagdhorngruppe Roth in Lohr mit. 1964 verschlug es ihn aus beruflichen Gründen in den Steigerwald. Er kam als Forstanwärter nach Geusfeld und Wustviel. Im gleichen Jahr entstand die Bläsergruppe.

    Oberförster Franz Siegl war ihr erster Dirigent. „Doch schon bald stellte mich Franz nach vorne und sagte, ich soll das mal machen“, erinnert sich Johannes Neumann. Kurz darauf war er mit 26 Dirigent.

    Was Johannes Neumann damals an den Jagdhornbläsern begeisterte, war die Kameradschaft und die Aufbruchstimmung unter Gleichgesinnten. „Viele wollten, dass wir zu ihnen kommen, wenn bei ihnen Jagd war“, erzählt Neumann aus den Anfangszeiten.

    Schon wenige Jahre nach der Gründung kam die Gebietsreform, die die Auflösung des Landkreises Gerolzhofen mit sich brachte. Wie viele andere Kreisverbände löste sich damit auch der Gerolzhöfer Kreisverband des Bayerischen Jagdverbands auf. Nicht jedoch die Jagdhornbläser. „Der Altlandkreis ist bis heute unser Kerngebiet. Das haben wir auch mit den Nachbarn so ausgemacht“, erzählt Johannes Neumann. Nach wie vor gelten die alten Grenzen zu Schweinfurt und Kitzingen.

    Einige Jagdhornbläser wollten im Laufe der Jahre mehr. Neben den kleinen Fürst-Bless-Hörnern sollten auch die großen Parforcehörner erklingen. So kam es 1976 zur Gründung des Parforcehornbläserkreises Steigerwald. Auch hier übernahm Johannes Neumann die Leitung. Das hat bis 2001 funktioniert, dann löste sich dieser Kreis wieder auf.

    Bei den Jagdhornbläsern blieb die Zahl der Aktiven immer relativ konstant bei etwa 25 Spielern. Vor zwei Jahren feierte die Gruppe ihr 50-jähriges Bestehen. Danach ging die Zahl auf etwa 20 zurück. Für Johannes Neumann war es angesichts der Altersstruktur keine Überraschung, dass einige das Jubiläum noch am Horn miterleben, danach aber Schluss machen wollten. Heute liegt das Durchschnittsalter bei 60, viel höher als in der Anfangszeit.

    Nicht nur Jäger spielten in der Gruppe mit. Auch an der Jagdhornmusik Interessierte ohne Jagdschein stießen immer mal wieder dazu. „Allerdings bleiben Jäger länger bei uns als Nicht-Jäger. Das liegt wohl an den Gesprächen, die wir führen. Da könne sich Nicht-Jäger oft nicht so recht beteiligen“, mutmaßt Johannes Neumann über den Grund. Stets in der Minderheit waren und sind Frauen. Drei Frauen war die Spitzenquote, heute ist noch eine in der Gruppe.

    An eine Anekdote aus den langen 50 Jahren erinnert sich Johannes Neumann besonders: Es gab einen Empfang in der Würzburger Residenz. Die Jagdhornbläser sollten die Gäste mit ihren Klängen begrüßen. Nachdem der letzte Gast begrüßt war, hieß es: „Ihr könnt jetzt zum Essen gehen.“

    Dass dafür ein Imbissstand aufgebaut war, haben die Musiker nicht bemerkt. So gingen sie ins beste Hotel der Stadt und ließen sich ordentlich auftischen. Sie bezahlten auch gleich und mussten dabei ihre letzten Groschen zusammensuchen. „Die Rechnung haben wir dann vorgelegt. Man hat es empört abgelehnt, die Summe zu begleichen. So haben wir bei diesem Auftritt ordentlich draufgelegt“, schmunzelt Johannes Neumann heute.

    Das letzte Halali ist für Johannes Neumann bei den Jagdhornbläsern nach dem Rückzug als Leiter noch nicht erklungen. Der 75-Jährige wird sich, wie in all den Jahren zuvor, weiter um die Ausbildung des Nachwuchses kümmern. Fünf bis sechs Bläser, die meist schon aus Kapellen kommen, lassen sich durchschnittlich ausbilden. Im Schnitt bleiben zwei danach der Gruppe treu.

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