Tue Gutes und sprich darüber – das war das Plädoyer des Sozialausschusses Richtung Stadtverwaltung, die Erfolge des Jobcenters bei der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen ins Arbeitsleben bekannter zu machen. Jobcenter-Leiter Roland Kotsch und sein Team arbeiten zwar lieber im Hintergrund, berechtigt wäre es aber allemal, ihre Bemühungen öffentlicher zu machen. In Schweinfurt ist es nämlich so, dass die Vermittlungsquoten für einheimische wie ausländische Langzeitarbeitslose mit 27 Prozent Erfolgsquote deutlich über dem Bundesschnitt liegen.
„Unsere Aufgabe ist es, Potenziale zu wecken und das Selbstvertrauen zu erhöhen bei denjenigen, die lange in der Arbeitslosigkeit sind, dass sie wieder einen Job finden“, beschreibt Kotsch das Aufgabengebiet, das mit verschiedenen Programmen zur Förderung einhergeht. Bis August betreute das Jobcenter 6426 Personen, darunter 1973 Kinder. Zum 1. September waren davon 5421 Personen (davon 1601 Kinder) im Leistungsbezug, also per Definition langzeitarbeitslos.
Zuwanderung von Migranten aus EU-Staaten spielt in Schweinfurt eine geringe Rolle, der Zustrom von Flüchtlingen hat stark nachgelassen im Vergleich zu 2015. 1836 Personen (davon 720 Kinder) hatten laut Kotsch 2018 einen Hilfebedarf, im August waren 1573 im Leistungsbezug.
Deutsch-Kurse essenziell
Am wichtigsten bei Flüchtlingen ist es, dass sie Deutsch lernen. Das wird intensiv betrieben und zeitigt Erfolge bei der Vermittlung in die Arbeitswelt. Kotsch merkte auch kritisch an, dass man daran arbeiten müsse, die Erwartungen der Flüchtlinge und die der Arbeitgeber in Deutschland anzugleichen und man sich um die Frauen kümmern muss, die wegen traditioneller Rollenbilder meist als Mütter mit kleinen Kindern zu Hause die Erziehungsarbeit leisten. Gut ausgebildete Frauen werden aber erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt vermittelt, so Kotsch.
„Insgesamt verläuft die Integration in den Arbeitsmarkt recht erfolgreich, einzelne Branchen hätten ohne die Zuwanderung ernsthafte Schwierigkeiten den Personalbedarf – auch an Hilfskräften – zu decken“, so das Jobcenter-Fazit. 469 Flüchtlinge wurde seit dem 1. Januar 2017 ein Job vermittelt, darunter 304 mit einer sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung. In Ausbildung – das umfasst von der Lehre bis zum Studium – kamen im gleichen Zeitraum 68 Flüchtlinge.
Herausforderung Umzug
Neben dem Kerngeschäft hatten die 82 Jobcenter-Mitarbeiter noch andere Herausforderungen zu bewältigen. Im ersten Quartal zog man ins Krönlein-Areal in die Lange Zehntstraße 17 um. Seit Februar sind alle Jobcenter-Abteilungen unter einem Dach. „Das neue Haus ist eine erhebliche Erleichterung der Organisation des Jobcenters und auch für die Kunden“, so Kotsch. Gleichwohl brauchte man am Anfang wegen der vielen Gänge und Stockwerke Lotsen, damit jeder seinen Berater fand. Außerdem werden einige Büroräume im Sommer sehr heiß, hier seien Nachbesserungen dringend nötig.
Dass der Beruf eines Jobcenter-Beraters stressig ist, kann man sich leicht vorstellen. Kotsch sprach offen an, dass es für das Jobcenter schwer sei, qualifiziertes Personal zu finden. Außerdem sei der Frust bei manchen Kollegen durch Rückstufungen aufgrund von Änderungen in der Entgeltordnung groß, sie denken darüber nach, sich beruflich zu verändern.
Streitfall Familiengeld
Zum 1. August kam eine Herausforderung dazu: das bayerische Familiengeld, das die CSU-Mehrheit einführte. Das erzeugte Streit: Der Freistaat sagt, das Familiengeld muss nicht als Einkommen auf Hartz-IV-Leistungen angerechnet werden, der Bund sieht das ganz anders. Bayern wies die Options-Kommunen (wie Schweinfurt), die seinem Weisungsrecht unterliegen, an, das Familiengeld jedem auszuzahlen und nicht anzurechnen.
Im Landkreis, wo der Bund weisungsberechtigt ist, bekommen Hartz-IV-Bezieher kein Familiengeld. Bisher kann man noch keinen gezielten Zuzug in die Stadt beobachten. Sozialreferent Jürgen Montag geht davon aus, dass, würde Bayern den Rechtsstreit verlieren, die Betroffenen in der Stadt das Geld nicht zurückzahlen müssten.