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REGION STEIGERWALD: Jogger im Steigerwald von Bussard attackiert

REGION STEIGERWALD

Jogger im Steigerwald von Bussard attackiert

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    Im Landeanflug: Angst um die aufwachsende Brut verleitet derzeit einen Mäusebussard im Wald bei Mutzenroth Scheinangriffe auf Jogger im Umgriff seines Nestes zu fliegen.
    Im Landeanflug: Angst um die aufwachsende Brut verleitet derzeit einen Mäusebussard im Wald bei Mutzenroth Scheinangriffe auf Jogger im Umgriff seines Nestes zu fliegen. Foto: Foto: Thinkstock

    Es kommt buchstäblich von hinten über mich wie der lautlose und unangekündigte Blitz aus heiterem Himmel. Erst als es knapp über meinem Kopf urplötzlich „wusch“ macht und ich noch einen letzten Luftzug verspüre, nehme ich den großen Vogel wahr, der sich kurz darauf auf einen der nächsten hohen Bäume am Wegesrand schwingt.

    Noch glaube ich an einen Zufall und kann mir nicht vorstellen, dass es der Greif hier im Klingentännig auf meinem Rückweg von der Stollburg hinunter ins Tal kurz vor dem Waldparkplatz unterhalb der Waldesruh bei Mutzenroth ausgerechnet auf einen Jogger abgesehen haben sollte. Doch als sich das gleiche Schauspiel nur wenige Hundert Meter weiter noch einmal wiederholt, wird mir langsam mulmig zumute. Mich immer wieder umdrehend, und den Blick bange nach oben richtend, erreiche ich schließlich unbehelligt den Waldausgang.

    Dass es kein Zufall war, was mir hier im Wald widerfahren ist, wird mir spätestens eine Woche später klar, als es am gleichen Ort und an der gleiche Stelle wieder zweimal kurz hintereinander bedrohlich knapp über mir „wusch“ macht, und das eigenartige Geräusch die nur vom Gezwitscher der Waldvögel übertönte Ruhe im Wald jäh durchbricht.

    Zu meinem Glück hat der Mäusebussard jeweils nur Scheinangriffe auf mich geflogen. Spätestens jetzt gibt es aber keinen Zweifel mehr, dass es ratsam ist, die Route als Jogger zu meiner eigenen Sicherheit in der nächsten Zeit am besten zu meiden.

    Normalerweise haben es Mäusebussarde, wie der Name schon sagt, neben einigen zusätzlichen Delikatessen wie Insekten, kleinen Vögeln oder auch Fröschen überwiegend auf Feldmäuse abgesehen, über denen sie ihre Kreise ziehen, bevor sie zum Sturzflug auf ihre Beute am Boden ansetzen.

    Der Mensch gehört gewiss nicht zum Beutespektrum des Bussards und anderer Greifvögel. Aber so wie im Klingentännig, gilt es derzeit auch im übrigen Steigerwald auf der Hut zu sein.

    Doch was ist der Grund für Bussard-Attacken aus dem Nichts auf Jogger, Radfahrer und auch schon einmal auf zügig laufende Wanderer? Die Scheinangriffe und Attacken sind nach Aussage von Ornithologen „eine Form von Territorialverteidigung“ in der Zeit der Brut und Aufzucht, mit denen der Mäusebussard versucht, fremde Eindringlinge aus dem Revier um den Baum mit seinem Horst zu vertreiben.

    Schutz für die Brut

    Die Altvögel haben Angst um ihre Brut, die gerade aufwächst. Deshalb dulden sie keine andere Arten, eben auch keine Menschen, in ihrer Nähe. Denn die Jungvögel sind noch sehr unselbstständig, wenn sie beginnen, das Nest zu verlassen.

    Die erwachsenen Tiere begleiten und beschützen sie deshalb in dieser Zeit, in der die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass der Bussard unwillkomene Eindringlinge in seinem Revier angreift. Meist geschehen diese Zwischenfälle demnach in den Monaten Mai und Juni.

    Nähert sich ein „Feind“ dem Horst und damit den Jungen, bleibt dem Bussard nur eine Option, um ihn in die Flucht zu schlagen: Angriff. Würde er fliehen, müsste er sein Nest und seinen Nachwuchs im Stich lassen.

    Warum greift er aber in der Regel vorwiegend Jogger und Radfahrer an, aber keinen normalen Spaziergänger? Der Grund ist folgender: Jogger und Radfahrer haben ein ähnliches Tempo wie die natürlichen Feinde der Greifvögel, weshalb es offenbar vogelseitig zu einer „Verwechslung“ kommt, wenn sich schnell bewegende Menschen in der Nähe befinden.

    Im Normalfall fliegen die „Alten“ dabei wie im Klingentännig bei Mutzenroth eher Scheinangriffe und brechen diese kurz über dem Menschen wieder ab. Es kommt aber auch vor, dass besonders aggressive Vögel mit ihren Krallen die attackierten Menschen am Kopf verletzen.

    Wie kann man sich gegen einen Angriff wehren? Eine Mütze, noch besser ein Hut oder Helm, schützen vor den scharfen Krallen. Wenn man sich der Gefahr bewusst ist, kann man auch einen Stock, Ast, Regenschirm oder etwas Ähnliches über dem Kopf in die Höhe halten. Der Bussard greift nämlich immer den höchsten Punkt an.

    Wer auf Nummer sicher gehen will, der umgeht oder umfährt im wahrsten Sinn des Wortes während der Brutzeit und Aufzuchtphase das Bussardrevier, das seine Lauf- oder Fahrstrecke kreuzt.

    Der Mäusebussard

    In Europa streng geschützt zählt er hierzulande zu den am häufigsten vorkommenden Greifvögeln. Er erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 130 Zentimetern und ein Gewicht von mehr als einem Kilogramm. Oft kann er bei seinen kreisenden Segelflügen oder bei der Ansitzjagd beobachtet werden. Vorzugsweise ist der Mäusebussard in kleinen Waldgebieten mit angrenzenden offenen Landschaften wie Wiesen, Feldern oder Äckern daheim. Novo

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