Christoph Simon war schon immer ein Mann der Jugendarbeit. Die Jugendgruppe ist für ihn neben Elternhaus und Schule eine Möglichkeit für einen jungen Menschen, eine positive Persönlichkeit zu entwickeln. Deshalb war die Arbeit mit jungen Leuten für den 23-jährigen Gerolzhöfer seit jeher eine Herzensangelegenheit, die er zunächst bei den Gerolzhöfer Pfadfindern umsetzte. Jetzt steht er an der Spitze der Jugendarbeit im Landkreis Schweinfurt. Seit Mai ist er Vorsitzender des Kreisjugendrings.
„Man rutscht da so rein“, sagt er auf die Frage, wie er zu diesem Amt gekommen sei. Er wurde gefragt, ob er kandidieren möchte, sagte Ja und die Delegierten des Kreisjugendrings wählte ihn für die nächsten zwei Jahre als Nachfolger von Andreas Müller.
Das Ehrenamt als Basis
Christoph Simon freut es, dass es den Kreisjugendring als Interessensvertretung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen überhaupt gibt. Er ist auch absolut überzeugt davon, dass nur die Ehrenamtlichkeit der richtige Weg in der Jugendarbeit ist. Nicht zuletzt ist auch seine neue Position eine ehrenamtliche.
Noch gibt es diese Menschen, die ohne materielle Gegenleistung etwas für die Jugend tun. 5000 Gruppenleiter im Landkreis betreuen 22 000 junge Menschen, die in 2100 Gruppen Mitglieder von Jugendverbänden und Jugendorganisationen sind.
Die Bandbreite der Jugendarbeit ist groß im Landkreis. Sie reicht über kirchliche und gewerkschaftliche Jugend, den Nachwuchs von Rettungsdiensten über den Alpenverein bis zur Bläser-, Trachten-, Geflügelzüchter- und Fischerjugend.
Große Differenzen zwischen den verschiedenen Herkünften hat der neue Vorsitzende bisher nicht ausgemacht. „Für alle gelten die gleichen Regeln, etwa bei den Zuschüssen“, sagt Simon.
Etat mit 115 000 Euro
Der Kreisjugendring als Körperschaft des öffentlichen Rechts hat einen öffentlichen Jugendhilfeauftrag. Dafür steht dem siebenköpfigen Vorstand mit Christoph Simon an der Spitze ein Haushalt von rund 115 000 Euro im Jahr zur Verfügung. Den Löwenanteil von rund 80 000 Euro gibt der KJR für örtliche Jugendfreizeiten, Jugendbildungsmaßnahmen und Jugendmitarbeiterbildungen aus.
Der Großteil der Mittel kommt mit 85 000 Euro vom Landkreis. Der Rest rekrutiert sich aus vielen Kleinsummen bis hin zu Geldauflagen, die das Amtsgericht verhängt und die an den KJR gehen.
„Dass kein Geld mehr da ist, hatten wir noch nicht“, verrät Simon. Allerdings passiert es, dass zu viele Zuschussanträge für zu wenig Geld vorliegen. „Dann wird halt für alle prozentual gleich gekürzt.“
Neu ist für Christoph Simon auch, dass er jetzt Verantwortung für Personal hat. Im KJR-Büro im Landratsamt arbeiten mit Geschäftsführerin Sabrina Leske und Marion Hahn zwei hauptamtliche Kräfte, die das Landratsamt stellt.
Grundsatz seiner Arbeit ist für den jungen Vorsitzenden die Stärkung der ehrenamtlich geführten Jugendarbeit vor
Ort. Jugendarbeit kommt für ihn von unten. Natürlich hat auch Christoph Simon längst registriert, dass auch im Landkreis Schweinfurt die feste Bindung an ein Ehrenamt rückläufig ist. „Für Einzelprojekte sind junge Leute schon noch zu haben, weniger aber für eine dauerhafte Verbindlichkeit.“ Einen Grund dafür sieht Simon in den gestiegenen Anforderungen in der Schule, beim Lernen und bei Hausaufgaben. „Da ist viel verloren gegangen. Junge Menschen haben kaum noch die Chance, Kind oder Jugendlicher zu sein.“
Studenten fahren zur Gruppenstunde heim
Trotzdem gebe es noch Studenten, die an Wochenenden in ihre Heimatorte zurückkommen, um eine Gruppenstunde zu halten.
Noch eins, das der Vorsitzende für wichtig hät: Der KJR darf zwar nicht parteipolitisch agieren, aber er darf politische Bildung fördern. Jugendarbeit steht in den Augen Simons für Toleranz, Integration und gegen Rassismus. Dazu stellt der KJR Materialien zur Verfügung. etwa zum Argumentieren gegen Stammtischparolen. An Schulen im Landkreis hat der KJR vor der Bundestagswahlen die U-18-Wahlen angeboten. Da, wo Christoph Simon dabei war, haben die Schüler mit großer Ernsthaftigkeit mitgemacht und stellten teilweise verblüffende Fragen.
Hinter solchen Aktionen sieht der Gerolzhöfer viel Sinn: „Schulklassen sind ein Querschnitt der künftigen Wähler.“ Und: Schüler sollten auch schon unter 18, vielleicht mit 16 wählen dürfen, denn viele von ihnen sind bereits Steuerzahler und sollten mitentscheiden, was mit ihrem Geld passiert.
Mit 23 schon Beamter
Mit 23 ist Christoph Simon schon Verwaltungsbeamter. Er arbeitet in der Sozialhilfe am Landratsamt Kitzingen. Seine Vorgesetzten und Kollegen dort lobt er. Denn er bekommt immer frei, wenn er mal für einen halben oder gar ganzen Tag zu einer KJR-Veranstaltung muss. Die Zeit bekommt er allerdings nicht geschenkt.
Wie ein überkorrekter Beamter wirkt der KJR-Chef allerdings nicht. Zum Beispiel bei den Zuschussanträgen, die ohne Belege anerkannt werden. „Ich vertraue unseren Leitern und will keine bürokratischen Hürden für Leute, die wertvolle Arbeit leisten.“
Wie viel Zeit Christoph Simon in sein Ehrenamt steckt, kann er nicht sagen. „Jeden Tag ist irgendetwas, da nimmt man die Zeit gar nicht so wahr.“