Sehr modern und innovativ, aber trotzdem fränkisch präsentieren sich die beiden Entwürfe für einen Neubau neben dem Alten Rathaus mitten im Altort von Euerbach. Als ihre Bachelor-Arbeit haben zwei Architektur-Studentinnen der Bauhaus-Universität Weimar die Gestaltung eines multifunktionalen Gebäudes ausgearbeitet. Bei der Ergebnispräsentation im neuen Rathaus war das Publikum begeistert.
Mitglieder des Arbeitskreises (AK) „Unser Dorf hat Zukunft“, der Gemeindebücherei, der Nachbarschaftshilfe und einige Gemeinderäte ließen sich von Josephine Baatzsch und Theresa Müller ihre Lösungsansätze erklären. Denn tatsächlich steht ein Ersatzbau neben dem historischen Rathaus von 1537 vor vielen Problemen.
Nach einer ersten Planung 2014, die nicht nur aufgrund der hohen Kosten verworfen wurde, hatte man einen Neuansatz gesucht, erklärte Bürgermeister Arthur Arnold den 25 interessierten Euerbachern.
Dass die Lücke, die durch den Abriss des baufälligen Hauses entstand, unbedingt wieder geschlossen werden müsse, stellten die beiden jungen Frauen an den Anfang ihrer Ausführungen. Anhand von historischen Karten, der Entwicklung der Struktur und dem Grundstücksplan des Dorfes wiesen sie auf die Notwendigkeit einer klaren Straßenkante hin, einer durchgängigen Straßenflucht.
Ausgangspunkt war für die Planerinnen, den alten Gewölbekeller des bisherigen Hauses zu erhalten, für die Gemeindebücherei im danebenliegenden Alten Rathaus mehr Platz zu schaffen, das Brandschutzthema zu beachten, einen Treff für die Nachbarschaftshilfe zu kreieren und Räume für Vereine wie den Trachtenverein vorzusehen.
Allerdings hatten es die Studentinnen einfacher als in einer echten Planung: Die Kosten durften sie dabei außer Acht lassen. Und auch die statische Prüfung ihrer Entwürfe blieb erstmal außen vor.
Dennoch beeindruckte die junge Sichtweise. Beide Entwürfe beinhalten schlichte, leichte Holz-Konstruktionen für einen Neubau mit steiler fränkischer Dachform, die Fassaden vertikal mit Holzlatten verkleidet. Bei Theresa Müllers Planung verläuft die Lattung sogar über die dahinter liegenden großflächigen Fenster, wodurch diese etwas versteckt werden. Innovative, transparente Polycarbonatplatten im Giebel sorgen für Helligkeit im Haus.
Beide Entwürfe verlegen den barrierefreien Eingang der Bücherei weg von der Straße, hin zur Nordseite. Ein Lesecafé dominiert im Erdgeschoss, ein Durchgang verbindet ins Erdgeschoss des Alten Rathauses. Dort wird die Heizung mitten im bisherigen Eingangsbereich wegverlegt, dort findet - neu – die Bücherei weiteren Platz, dort kommen nun die historischen Balken zur Geltung.
Im Obergeschoss des Neubaues, aber auch des Alten Rathauses denken die Planerinnen an Platz für die Bücherei oder auch an vermietbare Bürofläche. Im Dach sind Lager oder Archiv vorgesehen.
Von den verschiedenen Ansätzen und Materialvorschlägen zeigte sich Bürgermeister Arnold ebenso angetan wie Johannes Krüger, Mitarbeiter beim Amt für Ländliche Entwicklung. Es gleiche den Problemstellungen bei Dorferneuerungen, wofür hier Lösungsansätze gefunden wurden. Gerade weil das Nutzungskonzept Leben, Treffen und Arbeiten mitten im Dorf verbinde, sei es interessant und spannend, lobte Bürgermeister Arnold.
Bevor man weitere Schritte wie Projektplanung, Detailplanung und Finanzierung gehen könne, müsse allerdings ein abgestimmtes Konzept mit den beiden Treffpunkten der Kirchengemeinden gefunden werden, mahnte der Bürgermeister.