Viele große Dome haben sie: Mädchenkantoreien. Einen reinen Mädchenchor in evangelischer Trägerschaft hingegen gibt es in Bayern nur einmal: in Schweinfurt. Das Vokalensemble junge stimmen schweinfurt übt an der Dekanatskirche St. Johannis. Dazu reisen die Sängerinnen aus weiten Teilen Frankens zu den Probewochenenden an. Und das seit zehn Jahren.
Im Gemeindehaus am Schweinfurter Martin-Luther-Platz treffen sich drei einheimische Mädchen mit der Dekanatskantorin und junge-stimmen-Leiterin Andrea Balzer. Die 17-jährige Alexandra Bruckmann hat sich dem Chor mit neun Jahren angeschlossen, als sie ein Konzert der jungen stimmen schweinfurt (jss) gehört hatte „und von dem Niveau beeindruckt war“.
"Ich wollte da auch hin"
Sie findet das monatliche Zusammenleben im Schweinfurter Jugendgästehaus „besser als bei einer Freundin zu übernachten“. Schließlich ist sie da „mit Mädchen zusammen, die die gleiche Art von Musik mögen“. Johanna Garsky (14) bestätigt das gerne. Sie ist so begeistert, dass sie ihre zehnjährige Schwester angesteckt hat: „Ich habe gehört, was meine große Schwester kann, und wollte da auch hin“, sagt Magdalena Garsky.
Das Repertoire des Chores hat einen Schwerpunkt bei geistlicher Musik, enthält aber auch säkulare Stücke, Volkslieder und Jazz. Tourneen und die Teilnahme an internationalen Wettbewerben bescheinigen den derzeit 30 jungen Stimmen ein sehr gut gepflegtes Talent.
Der Klang ihres Chores soll „schlank, klar und zielgerichtet“ sein, sagt Andrea Balzer, „ohne Tremoli“. Damit fällt zugleich eine Repertoire-Entscheidung, denn für ein solches Klangideal gibt es besonders in der Neuen Musik viele Kompositionen. Und, so Balzer: „Der Klang passt zu einer bestimmten Art von osteuropäischen Chorwerken, die auf Wettbewerben oft Pflichtstücke sind.“
Orientierung am Nachbarsänger
Balzer und die drei jungen Sängerinnen im Gemeindehaus suchen Beispiele für die „Fähigkeit, die eigene Stimme richtig kennenzulernen“ – wenn die sich doch „von innen“ ganz anders anhört, als die Mitsängerinnen sie „von außen“ wahrnehmen.
Alexandra Bruckmann hat erkannt: „Das Wichtigste bei den Proben ist es, dass man ein Gespür dafür entwickelt, wie man sich am Nachbarn orientiert und gemeinsam einen ausgewogenen Klang schafft, ohne dass die Leiterin einem das immer extra sagen muss.“ Das Ideal ist ein Chor, der sich selbst korrigiert.
In den Gründungsjahren machte das Ensemble seiner Leiterin mehr Arbeit. Da hieß es noch junge stimmen windsbach. Andrea Balzer etablierte den Mädchenchor im Haus des berühmten Windsbacher Knabenchors. Nach zwei Jahren verlegte sie den Arbeitssitz der jungen Windsbacher Stimmen nach Schweinfurt. 13 zogen mit, zehn Neue stießen dazu, die Arbeit konnte ohne Unterbrechung fortgesetzt werden.