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Gerolzhofen: Kabarettistische Lesung: Per Bolzenschuss in den Schweinehimmel

Gerolzhofen

Kabarettistische Lesung: Per Bolzenschuss in den Schweinehimmel

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    Autor Joschi von Sárközy stellte am Donnerstagabend im Spitalgarten während einer kabarettistischen Lesung im Spitalgarten in Gerolzhofen sein im November erscheinendes Buch "Das Unvermeidliche kommt unvermeidlich" vor.
    Autor Joschi von Sárközy stellte am Donnerstagabend im Spitalgarten während einer kabarettistischen Lesung im Spitalgarten in Gerolzhofen sein im November erscheinendes Buch "Das Unvermeidliche kommt unvermeidlich" vor. Foto: Michael Mößlein

    Das Trommeln des Regens auf die Pavillon-Zelte als akustische Konkurrenz, die Temperaturen am Donnerstagabend, die nur knapp im zweistelligen Bereich lagen und die mit 25 Besuchern nicht eben üppig gefüllten Plätze im Spitalgarten: Joschi von Sárközy hat's mit Humor genommen und das Beste daraus gemacht. Etwas anderes blieb ihm schließlich auch nicht übrig – war sein Programm doch mit "kabarettistische Lesung" überschrieben.

    Für den in Bad Kissingen geborenen Autor brachte der Abend im Rahmen des Jubiläumswoche zum 40-jährigen Bestehen der Gerolzhöfer Stadtbibliothek im Bürgerspital immerhin gleich zwei Premieren mit sich. Zum einen las er erstmals aus seinem Buch "Das Unvermeidliche kommt unvermeidlich", das erst im November auf dem Markt erscheinen wird. Zum anderen war er vorher noch nie in Gerolzhofen gewesen.

    Allerhand schräge Typen

    Das Werk, das er vorstellte, handelt in einzelnen Geschichten von allerhand schrägen Typen, die eines gemeinsam haben: einen gewissen Bezug zum Tod, sei es über ihre Arbeit auf dem Friedhof, wie die beiden Bestatter, die sich trotz 30-jähriger Zusammenarbeit in die Wolle kriegen, sei es, dass sie vom Sensenmann urplötzlich gepackt werden, wie der reiche Bauer aus dem Spessart, der selbst nach seinem Ableben an seinen Nachkommen kein gutes Haar lässt.

    Joschi von Sárközy nähert sich dem Thema "mit feinem Humor", wie Doris Pfaff als Mitarbeiterin der Stadtbibliothek dessen Auftritt anmoderierte. Doch am besten war es, die Zuhörer überzeugten sich in der nicht unbedingt zum Witzigsein einladenden Atmosphäre selbst von dem angekündigten "satirisch-humoresken Buch".

    Die Geschichten in Joschi von Sárközys neuestem Buch handeln von schrägen Typen, die auf unterschiedliche Art und Weise eine Beziehung zum Tod haben.
    Die Geschichten in Joschi von Sárközys neuestem Buch handeln von schrägen Typen, die auf unterschiedliche Art und Weise eine Beziehung zum Tod haben. Foto: Michael Mößlein

    Denn gleich in der ersten Geschichte, aus der Joschi von Sárközy las, befanden sie sich inmitten einer Schilderung, deren Protagonisten jedem im Publikum sofort bekannt waren, wenn auch von einer anderen Bühne. So erzählte Oberministrant Horst Seehofer im stolzen Brustton, wie er, der als Erster unter allen Messdienern "ganz oben angekommen ist", gerade bei Beerdigungen zur Hochform aufläuft. Alles wäre für ihn also ganz famos, gäbe es da unter den ihm untergebenen Minis nicht so nichtsnutzige Läushammel wie Alexander D. ("aus dem wird nie was") oder Alexander S., der nur mit seiner pomadigen Frisur und als Schleimer auffällt.

    Männer im besten Alter

    Einen Hauch Selbstironie bewies der Autor, als er von Männern "im besten Alter", also zwischen 40 und 85, berichtete, die zufrieden feststellen könnten, dass der männliche Körper kaum merklich altere – von geistigem Stillstand und Rückfällen in pubertäres Gehabe abgesehen. Äußeres Kennzeichen dieser Spezies vom Typ Moschusochse sei hautenge Sportkleidung. Und sie neigten dazu, ihren Einfluss – vor allem auf junge Weibchen – übermäßig zu überschätzen.

    Humorig gehalten waren auch die Einblicke, die ein Trauerredner in die Kunst seines Könnens gewährte. Seinen Job hatte er einem Gespräch mit seinem Friseur, dem Holzheimer Franz, zu verdanken. Die als Trauerredner notwendige Gabe der beruhigenden Worte hatte er sich in seinem vorherigen Beruf angeeignet, als Akkordschlachter im größten Regionalschlachthaus. Dort hatte er, bevor er die "glücklichen Schweinderl" per Bolzenschuss in den Schweinehimmel beförderte, den Tieren sanft und vertraulich ins Ohr geflüstert.

    "Da habe ich quasi geübt für Texte mit Gefühl", stellte der Trauerredner in der Geschichte fest. Dass nach dem Tod nichts mehr kommt ("tot ist tot"), das wusste dieser übrigens auch sicher, denn er habe noch nie ein Schwein mit Flügeln auf irgendeiner Wolke sitzen sehen.

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