Kirchweih im Mainbogen scheint ein gottgefälliges Werk zu sein. Denn die aufkommenden Wolken luden ihre Regenfracht am Kirchweihsonntag vor dem Dorf ab. Lediglich ein paar Regentropfen drangen durch.
Die Gochsheimer ließen sich davon ihre Laune nicht vermiesen und feierten ihre „Kärm“. Bereits am Samstag hatten die Planburschen den Baum mit einem Pferdefuhrwerk aus dem Wald geholt und vor dem Rathaus aufgestellt. Jonas Räth stieg hinauf, um die Halteseile zu lösen. Mit einem lauten Jauchzer eröffnete er den Festreigen, der noch bis zum nächsten Wochenende die Gochsheimer in Feierstimmung hält.
Am Sonntag fanden sich einige Unentwegte bereits am frühen Morgen zum gemeinsamen Frühstück auf dem Plan. Später trafen sich viele Hundert Besucher in Gochsheims Mitte, um „Kärm“ zu feiern und den vielen Bräuchen, die mit der „Gochsumer Kärm“ verbunden sind, beizuwohnen.
Planburschen machten Pfarrer und Bürgermeisterin ihre Aufwartung
Seit nun schon 35 Jahren werden die Planpaare von den Mönchstockheimer Musikanten unter der Leitung von Alfred Glos begleitet. Die Planburschen machten dem Pfarrer und der Bürgermeisterin ihre Aufwartung und holten den Plankuchen ein. Auch die „Gennsdreckli“ bekamen einen Tanz.
Der Höhepunkt war aber der Einzug der Planpaare, angeführt vom „Plaahüpfer“ Philipp Wagner. „Plaaschenk“ Marius Rückel führte sie durch die Zeremonie: dreimaliges Anstoßen mit dem Kirchweihwein, jeweils begleitet von einem Tusch der Musik.
Der Planälteste Moritz Unteidig vergaß in seiner Rede bei aller Fröhlichkeit nicht das ehemalige Planmädchen Jennifer Rettner, die kürzlich bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Auf seine Bitte hin gedachte ihr der ganze Plan in einer Schweigeminute. Danach eröffneten die Planpaare mit Walzer, Rheinländer, Hüpfer und Drei-Schritt-Dreher den Plan. Viele Tänzer reihten sich ein und drehten Runde um Runde ums Planhäuschen.
Mit Muskelkraft hievten die Planburschen den 30 Meter hohen Baum hoch
Auch in Sennfeld begann am Samstagnachmittag mit dem Einholen des 30 Meter hohen Planbaumes durch die Planburschen ihre Kirm. Viel Muskelkraft war erforderlich, um mit Leitern und Stangen den schweren Baum (2,1 Festmeter) hoch zu hieven.
Den Auftakt am Sonntag bildete der Plangottesdienst, den Pastoralreferent Michael Pfrang mit Fürbitten unterstützte und den der Posaunenchor unter der Leitung von Christian Heinemann mitgestaltete.
In seiner Predigt ging Pfarrer Stefan Stauch von der Sennfelder Kirm als Friedensfest aus, das auch in die bayerische und deutsche Liste des immateriellen Unesco-Kulturerbes eingetragen ist. Frieden fange im Kleinen an, könne wachsen und die ganze Welt erfassen. Jesus lade immer wieder dazu ein, der Friedensvision zu trauen und sich von ihr leiten zulassen. Aus dem Kleinen könne etwas ganz Großes wachsen. Als Beispiele nannte er Mahatma Gandhi, Martin Luther King und die Montagsdemonstrationen in der ehemaligen DDR.
Planbursche ließ die Ehrengäste hochleben
Danach hielt der Planbursche Christoph Häckner die überlieferte Planrede, begrüßte die Ehrengäste und ließ sie hochleben. Viel Spaß gab es, als die jüngsten Einwohnerinnen die „Gänsdreckles“ mit den Planburschen aushätschten.
Mit Zylinder und Stöß (Gehrock) läuten um 14 Uhr dann die Planburschen den Kirchweihmontag ein. Eine Abordnung des Gochsheimer Gemeinderates mit Bürgermeisterin Helga Fleischer an der Spitze wird dazu erwartet. Der Gegenbesuch der Sennfelder in Gochsheim steht bei der Nachkirchweih an. Außerdem treffen sich Sennfelder und Gochsheimer zum Grenzsteinfest am Mittwoch, 9. September, um 15 Uhr am Grenzstein.