Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Gerolzhofen
Icon Pfeil nach unten

OBERSCHWARZACH: Kahlschlag im Pausenhof: Schüler verärgert

OBERSCHWARZACH

Kahlschlag im Pausenhof: Schüler verärgert

    • |
    • |

    Was Schüler und Lehrer in jahrelanger Arbeit im Pausenhof und im Umfeld der Oberschwarzacher Schule aufgebaut und betreut hatten, war am Dienstag innerhalb einer halben Stunde dem Erdboden gleichgemacht. Mitarbeiter des Bauhofs der Marktgemeinde rodeten Büsche und Sträucher, entfernten Weiden. Bei Schülern und Lehrern löste dies Entsetzen aus. Bürgermeister Josef Radler dagegen sagt, der Kahlschlag in der Ruhezone des Pausenhofs sei notwendig gewesen, um das Eindringen von Wasser ins Schulhaus zu verhindern.

    Preisgekrönte Projekte

    Für die Gestaltung dieses Teils des Schulareals wurde die Oberschwarzacher Schule, damals noch als Teilhauptschule I unter Leitung von Rektorin Gabriele Freiberg, mehrfach ausgezeichnet. 2002 beispielsweise waren die Oberschwarzacher unter 30 Preisträgern in Bayern, die sich stolz „Umweltschule in Europa“ nennen durften. Davor war die Schule als einzige in Unterfranken ausgewählt worden, um in einem Modellversuch die Ziele der Agenda 21 mit ihren ökologischen Zielen in die Praxis umzusetzen. Im Schuljahr 2005/06 gehörte Oberschwarzach zu den drei am höchsten dotierten Schulen mit drei Sternen im Wettbewerb „Umweltschule in Europa – Internationale Agenda 21 Schule“.

    Seit zehn Jahren gibt es an der Schule Projektwochen mit ökologischem Inhalt, darüber hinaus, das ganze Schuljahr über, Pflegemaßnahmen am Schulgrün.

    Teile dieses ökologischen Konzepts, wie das grüne Zelt, sind nun verschwunden. Lehrer Ansgar Willacker und seine Schüler sind traurig über dieses, ihnen gegenüber nicht angekündigte Vorgehen. Denise aus Willackers 6a sagt, viele Tiere werden jetzt wohl ihren Lebensraum verloren haben. Clarissa ergänzt, die Mitgestaltung dieses Teils des Pausenraums habe viel Spaß gemacht. Sebastian hat gern die Vogelstimmen aus dem Strauchwerk gehört. Robin forderte sogar, der ganze Pausenhof hätte unter Naturschutz gestellt gehört. Und René fürchtet um die Kräuterschnecke, die nun keinen Schatten mehr hat und wohl verdorren werde.

    In einer ersten Reaktion hat Ansgar Willacker seinen Schülern einen Beschwerdebrief gegen dieses Vorgehen als Hausaufgabe gestellt.

    Enttäuscht ist auch Willackers Kollegin Franziska Hutzel: „Ich wollte mit den Kollegen und Ehemaligen meinen Abschied von der Schule in dieser idyllischen Ecke feiern – und nun das.“

    Von einem Kommunikationsproblem spricht Karl-Heinz Lechner vom Bauhof Oberschwarzach. Auftrag war es vor allem, die Weiden zu entfernen, weil die auf einem unterirdischen Kanal stehen und ihn mit ihren Wurzeln verstopfen. So sei das mit der Bauleitung für die laufende Schulsanierung abgesprochen gewesen. „Wir haben dann aber wohl etwas zu viel weggemacht“, räumt Lechner ein. Einen hohen ökologischen Wert sieht er in dem gerodeten Bewuchs aber nicht. „In einem Jahr ist das alles wieder oben, das wird wieder ein schöner Urwald.“

    Schulleiter Alfred Bauer wusste zwar, dass wegen des Kanals Entfernung von Bewuchs bevorsteht, aber nicht, in welchem Umfang. Auch die alte Grasnarbe sollte nach seinem Kenntnisstand entfernt werden.

    „Das war unumgänglich. Wir mussten den Bewuchs wegmachen, um die Wurzeln der Weiden aus dem Kanal zu bringen, damit das Wasser wieder abläuft“, begründet Bürgermeister Radler die Rodung. Wegen des verstopften Kanals läuft bei Regen Wasser in den Schulkeller. „Das ist dann wie ein kleiner Brunnen“, sagt Radler. Die Gemeinde habe 5000 Euro für die Befahrung der Kanäle ausgegeben, doch an besagter Stelle sei die Verstopfung zu dicht gewesen, um sie ohne Aufgraben zu durchstoßen.

    Jetzt wird gebaggert

    Radler räumt ein, dass „einige Sträucher“ hätten stehen bleiben können. Das meiste von der entfernten Vegetation wird erneuert, nur die Trasse über dem Kanal bleibt künftig frei, kündigt er an. Dort wird jetzt gebaggert; die Wurzelstöcke der Weiden müssen aus dem Boden.

    „Das war keine willkürliche Maßnahme, sondern ist im Gemeinderat abgesprochen und mit dem für die Schulsanierung zuständigen Architekten abgestimmt“, rechtfertigt Radler das Vorgehen. Der Bürgermeister hält die betroffene Ecke des Schulhofs im Grunde für nicht sonderlich attraktiv. Beim Schulfest sei dort nie viel los gewesen.

    Außerdem verweist Radler auf seine Verantwortung. „Holz und Balken waren teils verfault oder abgebrochen und damit durch ihre Splitter unfallträchtig. Wenn auf dem Schulgelände etwas passiert, bin ich dran“, so der Gemeindechef.

    Radler glaubt im Übrigen nicht, dass er vorab „jeden einzelnen Lehrer“ über die geplante Aktion hätte informieren müssen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden