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Schweinfurt: Kammeroper Köln spielte "Das Land des Lächelns": Immer nur lächeln – doch wie's da drinnen aussieht…

Schweinfurt

Kammeroper Köln spielte "Das Land des Lächelns": Immer nur lächeln – doch wie's da drinnen aussieht…

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    Theater Schweinfurt Das Land des Lächelns
    Theater Schweinfurt Das Land des Lächelns Foto: Niklas Überschär

    Am Ende tragen Franz Lehár und seine unsterblichen Melodien trotz aller Einschränkungen doch den Sieg davon: Der begeisterter Schlussapplaus des Publikums mit Händen und Füßen ist ein verdienter Dank an alle Künstler der Kammeroper Köln für deren Version von Lehárs Meisteroperette "Das Land des Lächelns".

    Wegen des fehlenden Orchestergrabens in der Ersatzspielstätte im Evangelischen Gemeindehaus musste sich das Kölner Theater für eine Quartett-Besetzung aus Klavier, Violine, Klarinette und Cello als musikalische Begleitung entscheiden, platziert auf der linken Vorderbühne.

    Das war wohl das größte notgedrungene Handicap des Abends: Durch den Zusammenschnitt der üppigen Orchesterpartitur auf vier Instrumente fehlte für Zuschauer und Gesangssolisten das einmalige Flair und der kunstvolle Zauber Lehár'scher Instrumentation. Gerade die formt so ausdrucksvoll den Kontrast zwischen dem beschwingten Wien und dem düsteren China in Töne. Sollte man die Gesangssolisten dieser lyrischen Operette mit Opernanklängen und großen Gefühlen überhaupt mit solch einem erweiterten Klavierauszug begleiten?

    Das Ende einer großen Liebe

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Reiz des Asiatisch-Exotischen auch das Theater erreicht, etwa in Puccinis "Madame Butterfly". In den 1920er-Jahren arbeiteten die zu Freunden gewordenen Puccini und Lehár an chinesischen Stoffen. Puccini an "Turandot" und Lehár an "Die gelbe Jacke" als Erstfassung des "Land des Lächelns".

    Darin folgt die Wiener Diplomatentochter Lisa (CarrieAnne Winter) dem chinesischen Ministerpräsidenten Prinz Sou-Chong (Antonio Rivera) in dessen Heimat. Doch die Amour fou platzt, als Sou-Chong einer der Tradition geschuldeten Heirat mit vier Chinesinnen zustimmen muss. Als Lisa widerspricht, lässt Sou-Chong sie einsperren und bewachen. "Du bist hier nur eine Sache", herrscht er sie an.

    Die Sängerin CarrieAnne Winter als Lisa gefällt mit leuchtendem Sopran, ausgezeichneter Pianohöhe und beseeltem Spiel. Ihr Partner Antonio Rivera als Sou-Chong verfügt über eine markante Stimme, die in den Spitzentönen etwas hart und forciert klingt. Gerade dieser Rolle hätte etwas Schmelz, Innigkeit und lyrische Intensität gut getan.

    Das Buffopaar Tyler Steele als Gustl und Hannah Rühl (Chongs Schwester Mi), stimmlich und spielerisch in Bestform, glauben zunächst auch an den Bestand ihrer Liebe – trotz aller kulturellen und religiösen Gegensätze: "Meine Liebe, deine Liebe". Daneben glänzen Hans-Arthur Falkenrath in einer Doppelrolle und Markus Lürick als Eunuch, und sie sorgen für Lacher, gute Laune und Lokalkolorit.

    Und schon sind wir bei den unvergänglichen Melodienreigen der Arien und Duette. Zeigt die unbeschwerte Lisa anfangs im Walzertakt noch eine unbändige Lust zum "Flirten, ein bisschen flirten", so gestaltet CarrieAnne Winter "Ich möchte wieder einmal die Heimat sehn", voller Wehmut und Traurigkeit – Abgesang einer zum Ende verurteilten leidenschaftlichen Liebe.

    Ein variabler großer Fächer mit einer Lotusblume

    Ein variabler großer Fächer mit einer Lotusblume (als alleiniges Bühnenbild) verdeutlicht dies: Mit jedem neuen Erkalten ihrer Zuneigung zu Sou-Chong verliert die Lotusblume allmählich ihre Blätter. "Immer nur lächeln", "Von Apfelblüten einen Kranz" und "Dein ist mein ganzes Herz" sind die anspruchsvollen Arien von Antonio Rivera, denen er mit einer subtilen Vortragsweise noch mehr spürbare Emotion geben könnte.

    Dieses manchmal emotionsarme Spiel findet auch in den großen Duetten seinen Niederschlag. "Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt", "Bei einem Tee à deux". Aber: Es ist auch schwer für das Sängerpaar bei fast fehlendem Bühnenbild und einer spärlichen musikalischen Begleitung Emotionen wachsen zu lassen. Wunderschön Riveras Lied "Liebes Schwesterlein", in dem Sou-Chong seine kleine Schwester Mi tröstet – hier findet der Sänger zu einer lyrischen und zugleich melancholischen Note.

    Schließlich lässt Sou-Chong Lisa gen Westen ziehen und seine Schwester Mi weint ihrem Gustl nach. Alle müssen auf ihr Glück verzichten. Und der Prinz bleibt allein zurück: "Immer nur lächeln – doch wie's da drinnen aussieht …."

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