Sie läuft, die Zusammenarbeit von Landwirten und Trinkwasserversorgern in der Region. Und zwar schon seit über 30 Jahren. Beide, der Zweckverband Rhön-Maintal-Gruppe und die Landwirte in den Wasserschutzgebieten Poppenhausen, Hain und Ettleben, gehen mit dem Thema Nitrat offensiv um. Die Nitrat-Werte der Brunnen sind alle im grünen Bereich, trotzdem werden die Anstrengungen fortgeführt: Ganz neu mit dem Projekt "Wasserschutzbrot".
"Trinkwasserschutz gelingt nur mit den Landwirten", sagt RMG-Vorsitzender Reinhold Stahl. Deshalb setzt der Wasserversorger für 100 000 Einwohner auf Kooperation, auf Entschädigung für die Landwirte, die wegen Einschränkungen in den Wasserschutzgebieten Ertragseinbußen hinnehmen müssen.
Prämien für gezielte grundwasserschonende Bewirtschaftung
Ab 1988 bot die RMG einen pauschalen finanziellen Ausgleich in den verschiedenen Schutzzonen um die Trinkwasserbrunnen herum. 2016 wurden neue Vereinbarungen mit den Landwirten geschlossen, mit Unterstützung des Fachbüros GeoTeam (Bayreuth), mit Beratung des Landwirtschaftsamtes und abgestimmt mit dem Bauernverband. Inhalt: Es gibt Prämien für gezielte grundwasserschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen.
Dazu zählt auch der Anbau von Zwischenfrüchten nach der Ernte. Diese binden Nitrat, verbessern die Bodenfruchtbarkeit und dienen dem Erosionsschutz. Der Anbau ist für die Landwirte ein zusätzlicher Aufwand an Saatgut, Arbeit und Zeit, wofür die RMG einen Ausgleich zahlt.

Jedes Jahr lässt die RMG die Böden in den Wasserschutzgebieten auf den Nitratgehalt untersuchen. Die aktuellen Ergebnisse vom Herbst 2019 geben den Bemühungen Recht: "Dank des verstärkten Zwischenfruchtanbaus lagen die Restnitratwerte im Herbst auf vielen Flächen deutlich niedriger als unter Winterbrache oder Wintergetreide", fasst es Christoph Hartmann von GeoTeam zusammen. Dabei sei es beispielsweise in Ettleben aufgrund der niedrigen Grundwasserneubildung der teilweise anmoorigen Böden besonders schwer, niedrige Nitratwerte zu erhalten.
Die betroffenen Landwirte konnten bei zwei Informationsabenden der RMG in Ettleben und Poppenhausen die Messergebnisse schriftlich mit nach Hause nehmen. "Nitratgehalt im grünen Bereich", konstatierte auch Rainer Schubert, Wasserschutzberater beim Landwirtschaftsamt Schweinfurt.

Auch im Wasser sind die Früchte der Kooperation sichtbar. Früher lag der Nitratgehalt im Mischwasser der sechs RMG-Brunnen bei Ettleben deutlich über 30 Milligramm pro Liter – aber immer unter dem Grenzwert von 50 Milligramm. Inzwischen ist er auf 27 Milligramm gesunken. Die zwei Brunnen bei Hain wiesen nur noch knapp über 30 Milligramm auf. Und in den neun Brunnen bei Poppenhausen lag der Durchschnitt 2019 sogar nur bei 19 Milligramm.
Um "am Ball zu bleiben", wie es Stahl nennt, fördert der Wasserversorger seit vergangenem Jahr auch das Projekt "Wasserschutzbrot" der Regierung. RMG-Mitarbeiter Norbert Rost erläutert, worum es geht.
32 fränkische Landwirte verzichten beim Weizenanbau auf dritte Stickstoffdüngung
Beim Anbau von Getreide wird Stickstoffdünger in mehreren Gaben auf dem Acker ausgebracht. Im Boden wird der Stickstoff zu Nitrat umgewandelt, der über das Grundwasser in die Trinkwasserbrunnen gelangen kann. Beim "Wasserschutzbrot", das es seit 2014 gibt, verzichten aktuell 32 fränkische Landwirte beim Anbau ihres Backweizens auf die dritte Stickstoffdüngung. Damit verringert sich das Risiko der Nitrat-Auswaschung. Allerdings ist damit auch der Eiweißgehalt des Weizens geringer, der damit nicht mehr als Qualitätsweizen, sondern nur noch als Futterweizen zu vermarkten wäre.
Pro Hektar Anbau dieses "Wasserschutzweizens" gibt nun die RMG 100 Euro Zuschuss. Laut Stahl kann das Getreide in der Cramer-Mühle in Schweinfurt gemahlen werden. Spezielle Weizensorten ermöglichen, dass das Mehl gute Backeigenschaften hat. 26 Bäckereien in ganz Franken machen derzeit mit, in der Region werden noch welche gesucht. Bodenuntersuchungen belegen, dass der Nitratgehalt im Sickerwasser gegenüber konventionellem Brotweizen um 15 bis 20 Milligramm pro Liter zurückgeht, sagt Rost.

Als erster Landwirt in der Region nahm 2019 Manfred Popp aus Ettleben mit zehn Hektar Weizen an dem Projekt teil – erfolgreich, wie er sagt. Weshalb er auch für die kommende Vegetationsperiode wieder einige Hektar dafür einplant.
"Der Verbraucher hat es in der Hand, mit dem Kauf des Wasserschutzbrots zum Grundwasserschutz beizutragen und eine regionale Wertschöpfungskette zu stärken", appelliert RMG-Vorsitzender Reinhold Stahl.
Für die hiesigen Bauern bleibt aber das Problem, dass die Region trotz guter Nitratwerte in einem "roten Gebiet" liegt, hält Landwirt Erich Werner in Poppenhausen fest. Und damit auch unter die verschärfte Düngeverordnung mit ihren zusätzlichen Auflagen fallen wird.
Weitere Informationen: www.wasserschutzbrot.de