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Kandidaten im Porträt: Ursula Seissiger (FDP)

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Kandidaten im Porträt: Ursula Seissiger (FDP)

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    Im Einsatz für die Bürgerrechte: Die FDP-Kandidatin Ursula Seissiger am Schweinfurter Mainufer.
    Im Einsatz für die Bürgerrechte: Die FDP-Kandidatin Ursula Seissiger am Schweinfurter Mainufer. Foto: Foto: Katja Glatzer

    Die Enten recken ihre Schnäbel der Sonne entgegen, ein Schwan taucht seinen Kopf samt Hals ins kühlende Mainwasser. „Die haben's gut“, sagt Ursula Seissiger und lacht. Der Main – überhaupt das Element Wasser – haben es der 66-Jährigen angetan. „Ich könnte stundenlang hier sitzen, in die Ferne schauen und die Seele baumeln lassen.“ Diese Weite – sie bedeutet auch Freiheit. Und die ist das Schlagwort für Seissiger in Bezug auf ihr politisches Engagement. „Ich trete für die Bürgerrechte ein und für die Freiheit jedes Einzelnen, sich zu entfalten.“ Deshalb kandidiere sie für die FDP.

    Mit Leidenschaft übt sie ihren Beruf als Allgemeinärztin aus. Und als Notärztin. „Schon mein Vater war Arzt. Damit bin ich aufgewachsen.“ Vehement wehrt sie sich aber gegen das Helfersyndrom. „Das ist nicht der Grund, warum ich das tue, was ich tue“, sagt sie selbstbewusst. Immer wieder kommt Seissiger auf ihren Beruf zurück, nutzt ihn, um politische Positionen zu untermalen.

    Erst 2009 trat sie in die FDP ein. Liberal gewählt hat sie schon lange, seit Ende der 60-er Jahre. Damals habe man als junger Mensch auf keinen Fall die „stockkonservative“ CSU wählen können. „Unter Strauß, das ging gar nicht.“ Seissiger wuchs im Würzburger Stadtteil Grombühl auf. Heute lebt sie im Frauenland, hat dort auch ihre Praxis. Die 66-Jährige ist flexibel. Sollte es mit der politischen Karriere klappen, könne sie jederzeit kürzer treten. Auch der Einsatz im Wahlkreis Schweinfurt zeugt von der Flexibilität der Direktkandidatin. „Ich kenne die Gegend hier gut. Und auch die Menschen. Was also spricht dagegen?“

    Das Politmagazin „Der Spiegel“ hat die FDP jüngst als Zombie-Partei bezeichnet. „Nicht wirklich tot, nicht wirklich lebendig“, hieß es in dem Artikel. „Die FDP ist quicklebendig und jederzeit zur Auferstehung fähig“, kontert Seissiger und ist sicher, dass ihre Partei weit über Prognosen von um die fünf bis sechs Prozent hinauskommt. Unwahrscheinlich dennoch, dass die Allgemeinärztin von Listenplatz 45 (Bayern) in den Bundestag einzieht. Ob sie sich da nicht als Platzhalter fühlt? „Wieso? Ich engagiere mich für meine Partei und hoffe auf hohe Wahlbeteiligung.“ Letztere zeichnet laut Seissiger eine stabile Demokratie aus. Sie wehrt sich gegen zu viel Bürokratie und Spitzensteuersätze. Die Folgen heimlicher Steuererhöhungen (kalte Progression) will die FDP bekämpfen. „Der Staat darf sich nicht auf Kosten der Bürger an der Inflation bereichern.“

    „Ich bin ein Problemlöser – Probleme erkennen, auflösen und möglichst keine neuen auslösen “, sagt die Frau mit den weißen Haaren und lacht verschmitzt. Dass sie einmal geschieden ist und nun ein zweites Mal in Trennung lebt, dazu steht sie. „Ich fühle mich wohl allein.“ Stolz ist sie auf ihre zwei erwachsenen Söhne, „von denen ich mich auch mal bemuttern lasse“.

    Von groß angelegten Ausspähaktionen – zuletzt hatte das Programm des US-Geheimdienstes NSA für Empörung gesorgt – hält die FDP-Kandidatin nichts. Die anlasslose Vorratsdatenspeicherung lehnt sie konsequent ab. „Die Menschen in Deutschland dürfen nicht pauschal unter Verdacht gestellt werden.“ Wenn überhaupt, müsse ein Anfangsverdacht bestehen. „Danach müssen ausführliche Begründungen geliefert werden.“

    Wichtig ist der Ärztin der soziale Bereich. Respekt und Achtung vor den Pflegeberufen müssen steigen, sagt sie. Und: „Nur mehr Geld in die Pflege hineinzugeben bringt nichts.“

    Gleichzeitig müssen neue Strukturen geschaffen werden und Bürokratie muss abgebaut werden. „Sie werden sehen“, sagt sie dieser Zeitung beim Interview an der Mainpromenade in Schweinfurt: „In vielen Dingen ist die FDP sinnvoller sozial als die SPD.“

    Was die Wahlprogramme der anderen Parteien angeht, da schaut die Kandidatin gerne mal rein. Skrupel, das eine oder andere für die eigene Partei zu nutzen, hat sie nicht. „Mit Handkuss klaue ich alle guten Ideen.“ Ihre liberale Einstellung kennt wenige Grenzen, aber sie endet, wenn andere gefährdet sind. Sie zieht ein aktuelles Beispiel aus der Medizin heran: „Eltern sollten ihre Kinder gegen Masern impfen lassen.“ Zwar ist Seissiger gegen eine generelle Impfpflicht, dennoch würde sie befürworten, dass in der Risikozeit nur geimpfte Kinder beispielsweise den Kindergarten besuchen dürfen. „Wir tragen Verantwortung gegenüber unseren Mitbürgern.“

    Eigentlich könnte Seissiger nach einem arbeitsreichen Leben in Rente gehen, reisen und einfach nur die Seele baumeln lassen. „Den notärztlichen Dienst habe ich schon eingeschränkt“, versichert sie. Aber sonst? Sie zwinkert. „Wenn ich nicht in den Bundestag gehe, möchte ich in den Würzburger Stadtrat gewählt werden.“ Und auf unterer politischer Ebene Themen wie Ernährung angehen. „Damit können wir Krankheiten vorbeugen“ – da ist sie wieder in ihrem Genre. Etwas umtriebiger könnte die 66-Jährige derzeit beim Wahlkampf im Internet sein: „Da bin ich noch nicht wirklich aktiv geworden“, meint sie zögerlich. Gelobt aber, bei Facebook ein Profil anzulegen.

    Da jeder Mensch für sein eigenes Schicksal verantwortlich ist, muss auch eine Ärztin ausspannen: Seissiger macht dies am liebsten auf der Couch bei einem Glas Wein und mit einer Folge der Krimiserie Navy CIS.

    ONLINE-TIPP

    Alle Beiträge zum Thema Wahlen unter schweinfurt.mainpost.de

    Seissiger, Ursula

    Erst seit 2009 ist Ursula Seissiger Mitglied der FDP. Gewählt hat sie die Liberalen aber schon seit Ende der 60-er Jahre. Besonders wichtig sind der 66-jährigen Würzburgerin die Bürgerrechte, für die sie kämpfen will. Abhörskandale und Steuererhöhungen sind für sie ein No Go. Respekt vor der Arbeit eines Jeden und eine Familie, in der man sich fallen lassen kann, hält sie für wünschenswert. Bei ihren Söhnen, die 32 und 34 Jahre alt sind, kann sie genau das. Ansonsten ist Seissiger lösungsorientiert. Soziale Kompetenz ist in ihrer Arbeit als Allgemeinärztin und Notärztin unerlässlich. Die will sie auch in ihrer politischen Arbeit miteinbringen. Seissiger steht auf Listenplatz 45 der bayerischen FDP für den Wahlkreis Schweinfurt. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass sie in den Bundestag einziehen wird, sieht sie es als ihre Pflicht, die Liberalen zu vertreten. Sie hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung und glaubt an ein Wahlergebnis der FDP weit über 6,5 Prozent. In ihrer Heimatstadt Würzburg möchte sie sich auch nach der Bundestagswahl politisch engagieren und Verantwortung übernehmen. Gerne möchte die Ärztin Mitglied im Stadtrat werden.

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