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GOCHSHEIM: Karalahana aus Gochsheim

GOCHSHEIM

Karalahana aus Gochsheim

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    Gemüse aus der Schwarzmeer-Region: Fatih Bakaya baut in Gochsheim Karalhana an, eine Blattkohl-Sorte.
    Gemüse aus der Schwarzmeer-Region: Fatih Bakaya baut in Gochsheim Karalhana an, eine Blattkohl-Sorte. Foto: Foto: susanne Wiedemann

    Die Zeiten, in denen auf den Gochsheimer Feldern nur Zwiebeln, Kümmerli und Kopfsalat gewachsen sind, sind längst vorbei. Sachen, die mal exotisch waren, gehören jetzt fest zum Sortiment und zur deutschen Küche. Zucchini zum Beispiel, Paprika, Auberginen.

    Fatih Bakaya hat auf seinen Feldern aber noch richtige Exoten. Portulak zum Beispiel, der völlig anders aussieht, als die feldsalatähnlichen Blätter, die es am Wochenmarkt in Schweinfurt gibt. Oder Blattkohl, Karalahana. Bakaya hat eine Marktlücke entdeckt. Er baut Gemüse und Kräuter speziell für die türkische Küche an.

    Schon die Eltern haben Gemüse angebaut, die Familie hat zusammengeholfen. Seit heuer macht der 36-Jährige den Gärtnerbetrieb jetzt als Vollerwerb. Die Arbeit macht ihm Spaß. Er hat nach der kaufmännischen Ausbildung später noch eine Gärtnerlehre gemacht, sich in die Materie reingekniet und sich Gedanken gemacht:

    Kartoffeln, Tomaten – das bauen schon andere an. Bakaya setzt auf Grünzeug wie den Blattkohl aus der Schwarzmeer-Region, den seines Wissens nach sonst keiner weit und breit in diesen Dimensionen anbaut. Auf 6000 Quadratmetern wächst der Kohl. Die grünen Blätter werden gedünstet, wie Spinat. Sie sind sehr eisenhaltig, sagt er. Und sie werden verwendet bei Gerichten, die ungefähr dem Krautwickel entsprechen. Und wer gerade keine Weinblätter zur Hand hat, kann auch mit Karalhana diese köstliche, gefüllte Vorspeise machen.

    Minze, Petersilie, die glatte (die krause ist in der südlichen Küche nicht so beliebt) baut er auch im großen Stil an. „Der Bedarf ist enorm gestiegen.“ Das merkt der Besucher: Das ganze Kühlhaus riecht nach Minze. Saubohnen gehören genauso zum Sortiment wie Zucchini.

    Von der Ernte zum Händler

    Bakaya beliefert Großhändler in Stuttgart, Frankfurt, Mannheim. Die Ware wird nach der Ernte quasi sofort zum Händler gebracht. Zwölf Stunden liegen zwischen Ernte und Lieferung, sagt er. Die Samen holt er aus Spanien, Italien und der Türkei. Man braucht Zeit, um Qualität zu kriegen. Und auch Geduld, um langsam reinzuwachsen.

    Viele eigentlich südliche Sachen wachsen gut in Franken. Paprika zum Beispiel, mittlerweile auch Melonen. Nur eine Frucht wird klimabedingt nicht so recht: die Feige. Fatih Bakaya hat sich schon mal einen Kurzurlaub in der Türkei gegönnt, um frische, perfekte, reife Feigen zu essen.

    „Ich habe angerufen, ob die Feigen reif sind und bin rübergeflogen.“ Das hat er kurze Zeit später noch mal gemacht – und im Flieger einige getroffen, die sich wie er auch schon zum zweiten Mal einen Feigen-Kurzurlaub gegönnt haben. Wer nicht mal eben wegfliegt zum Obstessen, dem empfiehlt er die Ancona-Feige, die es zur Zeit im Handel gibt. „Sehr gut.“

    Mit zweieinhalb Jahren ist Fatih Bakaya nach Deutschland gekommen. Seit er sieben ist, lebt die Familie in Gochsheim. Er lebt gern hier, fühlt sich wohl.

    „Ich bin in zwei Welten groß geworden“, sagt Bakaya. Türkei bedeutet für ihn Familienzugehörigkeit, religiöse Heimat. Seine Kinder kennen ebenfalls zwei Welten, sie sind regelmäßig in der Türkei.

    Was man macht, das macht man für sich, sagt Bakaya. Wenn seine Kinder den Betrieb mal weiterführen wollen, würde es ihn freuen. Wenn sie andere Wege gehen wollen, wäre dies für Bakaya allerdings auch okay.

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