Wenn es „kracht", ist bei Radfahrunfällen neben den Beinen vor allem der Kopf betroffen. Ein Helm verhindert schwere Kopfverletzungen. Roland Breitenbach ist Anfang Oktober 2014 bei einer Fahrradtour in den Landkreis ohne Fremdeinwirkung gestürzt. Der St. Michael-Pfarrer erlitt dabei vor allem lebensgefährdende Kopfverletzungen. Breitenbach trug keinen Helm. Heute würde er immer einen Deckel aufsetzen, sagt er.
Karikatur mit Schmunzelchrakter soll zum Helmtragen animieren
Dieser Unfall und eine zweite Begebenheit animierte nun den bekannten Schweinfurter Künstler Heinz A. Böhm zu einer Karikatur mit Schmunzelcharakter, mit der er vor allem die Botschaft übermitteln will: Leute, tragt einen Helm, damit es Euch nicht so ergeht wie dem zum Glück wieder genesenen Pfarrer. Eine Karikatur, so Böhm, animiere vielleicht auch mehr Radfahrer, sich einen Helm anzuschaffen.
Der Künstler stellt Breitenbach mit einem Kopfverband dar. Zur Seite hat er dem Pfarrer einige bekennende Radfahrer gestellt. Zunächst diese drei Radfahrer: Theaterleiter Christian Kreppel, Diakoniechef Jochen Keßler-Rosa und Tagblatt-Redakteur Hannes Helferich. Auswahlkriterium für Böhm war, dass sich alle Drei für ein auffälliges Helm-Modell in der Signalfarbe orange entschieden hatten, das man eher jüngeren Zeitgenossen zuordnet.
Auch das hat eine Geschichte: Der Autor war nur einige Tage nach dem schrecklichen Breitenbach-Unfall unverschuldet mit einem anderen Radler kollidiert. Der Crash war Anlass zum sofortigen Helm-Erwerb. Seine Bedenken im Radgeschäft, dass es sich beim orangenen Sonderangebot um ein bevorzugt von jungen Skatern benutztes Modell handelt, zerstreute die Verkäuferin.
Drei orangene Helme fahren durch die Stadt
Der Autor begegnete dann Tage danach dem bis dahin helmlosen evangelischen Pfarrer, der ebenso Gefallen am auffälligen Teil fand wie wenig später der Theaterleiter am Helm von Keßler-Rosa. Die Nachricht der drei orangenen Helmträger landete bei Böhm, der nun die Zeit für die Karikatur gekommen sah.
Dass ausgerechnet der „Gottesmann an jenem Tag seinen Helm nicht aufgesetzt hat“, bedauert Böhm und längst auch Breitenbach. Der Pfarrer war also im Besitz eines Helms, fuhr damals nur oben ohne los.
Böhms Botschaft – tragt Helm – in Gestalt der Karikatur ergänzte der Zeichner noch um einen fünften Mann. Warum? Mit einer Bekannten hatte sich Böhm eher zufällig über die Big Five (englisch: große Fünf) ausgetauscht. So bezeichneten Großwildjäger in Afrika Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Böhm fand das witzig und wählte als fünftes Tier den nicht minder bekannten Radfahrer, St.-Josef-Chefarzt und Harmonie-Vorsitzenden Georg Lippert aus. Das wiederum hatte mit dessen extravaganten Kopfschutz zu tun: Dieses „seltsamen Teil, das eher an einen Stahlhelm erinnert“, habe er längst karikieren wollen, lacht Böhm.
Auch der ADFC empfiehlt einen Kopschutz beim Radfahren in Schweinfurt Stadt und Land
Letzter Teil der Geschichte: Um die Botschaft „Helm tragen“ in die breitere Öffentlichkeit zu bringen, war Big Five nun bereit, die Karikatur mit einem Live-Foto quasi nachzustellen. Alle Protagonisten sind nämlich der Meinung: Ein Helm auf dem Kopf ist beim Fahrradfahren nötig, beim Skifahren sei das heute normal.
Sagen das auch die Fachleute? Das Vorstandsmitglied im Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club, Martin Dettmar, schildert zunächst die Rechtslage: In Deutschland besteht keine Helmpflicht für Radfahrer. Die Forderungen nach einer solchen nennt er untauglich, weil seit langem übereinstimmende Meinung aller Experten und der Bundesregierung sei, dass eine Pflicht weder durchzusetzen noch zu kontrollieren sei. Sie würde die Fahrradnutzung drastisch senken, damit den Autoverkehr zunehmen lassen. Das sei weder umwelt- noch gesundheitspolitisch zu verantworten.
Helme sollen also immer freiwillig getragen werden und Eltern mit gutem Beispiel vorangehen. Denn: Kinder bis zum zwölften Lebensjahr müssen einen Helm tragen (gilt auch für den Transport im Fahrradanhänger oder dem Kind im Fahrradsitz).
Der ADFC vertritt gleichwohl die Auffassung, dass eine generelle Senkung des Unfallrisikos für Radfahrer vorrangig durch eine radfahrerfreundliche(re) Verkehrsplanung erfolgen sollte. Beim Unfall von Breitenbach sei vermutlich eine zu hohe Bordsteinkante die Ursache gewesen, sagt Dettmar. In bewohnten Gebieten könnten schwere Unfälle durch Tempolimits vermieden werden, was ja jetzt möglich sei.
Das ADFC-Vorstandsmitglied ist selbst Helmträger und sagt, dass gute Fahrradhelme schon bei manchem Unfall schwere Kopfverletzungen verhindert haben. Für den Radverkehr in Schweinfurt und im Landkreis empfiehlt er beim Radfahren einen Helm. „Weil es leider noch viele Radwege gibt, die nicht den heutigen Empfehlungen für sichere Radverkehrsanlagen entsprechen“, begründet Dettmar.
Finale: Böhm verweigert jede Aussage, welches Tier er welchem der Big Five zuordnet. Der Künstler erinnert auch, dass das Copyright der Karikatur bei ihm liegt. Sie kann bei ihm erworben werden.