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OBEREUERHEIM: Katholischer Dekan für Schweinfurt-Nord, Pfarrer Gregor Mühleck, soll seine Pfarreien verlassen

OBEREUERHEIM

Katholischer Dekan für Schweinfurt-Nord, Pfarrer Gregor Mühleck, soll seine Pfarreien verlassen

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    Beliebt wegen seiner offenen Art: Pfarrer Gregor Mühleck, Leiter der frisch gegründeten katholischen Pfarreiengemeinschaft „Sankt Christophorus im Mainbogen“ mit Schwebheim, Sennfeld, Gochsheim, Weyer, Ober- und Untereuerheim, und gewählter Dekan im Dekanat Schweinfurt-Nord, soll nach dem Wunsch der Würzburger Bistumsleitung auf eine andere Stelle wechseln.
    Beliebt wegen seiner offenen Art: Pfarrer Gregor Mühleck, Leiter der frisch gegründeten katholischen Pfarreiengemeinschaft „Sankt Christophorus im Mainbogen“ mit Schwebheim, Sennfeld, Gochsheim, Weyer, Ober- und Untereuerheim, und gewählter Dekan im Dekanat Schweinfurt-Nord, soll nach dem Wunsch der Würzburger Bistumsleitung auf eine andere Stelle wechseln. Foto: ArchivFoto: Ursula Lux

    Dekan Gregor Mühleck, Leiter der Pfarreiengemeinschaft „Sankt Christophorus im Mainbogen“, der größten im Dekanat Schweinfurt-Nord, soll seine sechs Pfarreien verlassen. Das ist der Wunsch der Bistumsleitung, den der Priester am Wochenende in seinen Gottesdiensten öffentlich machte. Zum Entsetzen vieler seiner Gläubigen, die die Entscheidung nicht einfach hinnehmen wollen, ihren liberalen und weltoffenen Pfarrer zu verlieren.

    Festgeklopft ist offenbar noch nichts, „wir sind noch im lebendigen Gespräch“, sagt Pfarrer Mühleck auf Anfrage dieser Zeitung. Aber er macht deutlich, wenn auch verklausuliert, dass „die Bistumsleitung wünscht, dass ich gehe“, in eine andere Pfarrei, er selbst aber nicht aus seiner soeben erst gegründeten Pfarreiengemeinschaft weg will, aus seinem Pfarrhaus in Obereuerheim, wo er seit 25 Jahren gerne lebt, wo er über die Jahre eine Beziehung mit seinen Gemeinden aufbauen konnte. „Die Initiative ging nicht von mir aus“, sagt er zu dem geplanten Stellenwechsel. Aber er bekennt auch, dass er seinem Bischof Gehorsam geschworen hat, sich also auch fügen würde.

    Von Seiten der Diözese heißt es auf Anfrage, dass Personalgespräche grundsätzlich vertraulich seien und man sich deshalb nicht nach außen äußere. Pressesprecher Bernhard Schweßinger erklärt nur die „Grundregel bei uns, dass nach 15 Jahren ein Wechsel eines Pfarrers gut ist“. Im Sinne der Fürsorge für den Betroffenen, und gerade „wenn jemand ein gewisses Alter habe und lange in einer Gemeinde ist“, seien solche Überlegungen angebracht, „weil jeder Mensch anders sei und nicht jeder mit allen auskomme.“

    Warum Dekan Mühleck selbst den Wechselplan öffentlich machte, erklärt er so: „Weil ich will, dass die Leute mitdenken, dass sie zur Entwicklung Stellung nehmen“. Etwas gebremst klingt dies. Pfarrer Mühleck will wissen, was die betroffenen Menschen von einem Wegzug halten, ob sie damit klar kämen, was hinterher wäre, „ob oder wie das gehen könnte“, wie er sagt. Er geht offen mit solchen innerkirchlichen Vorgängen, diesmal Personalfragen, um. „Die Gemeinde solle wissen, was läuft“.

    Für diese Offenheit ist er bekannt, er nennt Dinge beim Namen, Probleme in der katholischen Kirche im Allgemeinen und Besonderen. Etwa, als er bei einer Diskussionsrunde in Greßthal im vergangenen Jahr die Missbrauchsfälle thematisierte, zu mehr Offenheit und Dialog in der Kirche aufforderte. Oder bei der Bildung der Pfarreiengemeinschaften, als er die Ängste der betroffenen Gläubigen formulierte, praktische und praktikable Lösungen für viele Schwierigkeiten anmahnte. „Ich gehöre zu denen, die auch in der Bistumsleitung ein offenes Wort sagen“, gesteht er ein.

    Auch deshalb wurde der 59-Jährige erst im vergangenen Herbst von den Klerikern und hauptamtlichen Laien im Dekanat Schweinfurt-Nord in seine zweite Amtszeit als Dekan gewählt, dem einzigen wählbaren Amt in der Hierarchie der katholischen Kirche – außer dem Papstamt. Hier ist er verantwortlich für die kirchlichen Mitarbeiter, auch dafür, dass die Pfarrstellen besetzt sind. „Wenn er wechselt, muss halt ein neuer Dekan gewählt werden“, erklärt Diözesan-Sprecher Schweßinger das Procedere.

    In der Leitung der Pfarreiengemeinschaft „Sankt Christophorus im Mainbogen“, die erst im vergangenen Oktober in den Orten Ober- und Untereuerheim, Gochsheim, Weyer, Sennfeld und Schwebheim errichtet wurde, würde wohl eine Vakanz entstehen. „Ich gehe davon aus, dass niemand bereitsteht“, sagt Mühleck.

    Über 7100 Katholiken zählt die größte Pfarreiengemeinschaft im Dekanat, eine Mammutaufgabe für einen Seelsorger. Alleine muss er diese allerdings nicht meistern. Ihm zur Seite stehen Pfarrvikar Heinrich Knauer, ein Pastoralreferent, eine Gemeindereferentin und drei nebenberufliche Diakone sowie ein Ruhestandspfarrer.

    „Helles Entsetzen“

    Dennoch ist in den Pfarreien die Nachricht von einem möglichen Weggang Gregor Mühlecks eingeschlagen. „Helles Entsetzen im Dorf“, hat etwa Wolfgang Schäfer in Obereuerheim ausgemacht. Der frühere Pfarrgemeinderatsvorsitzende erklärt seine Gemeinde als „nicht einverstanden“ mit diesem Vorhaben der Bistumsleitung.

    „Wir werden mit der Diözesanleitung das Gespräch und den Dialog suchen mit dem Ziel des Verbleibens unseres Pfarrers,“ sagt er. „Und wir werden den zivilen Protest proben, wir werden uns aktiv organisieren, unsere Kräfte vereinen“. Jede Menge Briefe wurden und werden noch nach Würzburg geschrieben. „Wir sind relativ erbost darüber, weil wir schon bei der Bildung der Pfarreiengemeinschaften nicht gefragt wurden und jetzt wieder nicht gehört werden.“

    Mühleck sei beliebt, zum einen wegen seiner Menschlichkeit, seiner offenen Zugangsweise, zum anderen wegen seiner Fähigkeit, „die Glaubensbezüge der Bibel trefflichst in unsere Gegenwart zu reflektieren“, sagt Schäfer. „Der Pfarrer sagt uns was, inhaltlich. Das wird heutzutage von der Kirche viel zu wenig beachtet: Die praktische Umsetzung unseres Glaubens“, formuliert es der Obereuerheimer. „Wir brauchen jemanden, der nicht nur Halleluja ruft“. Schäfer fürchtet auch, dass viele Ehrenamtliche sich dann nicht mehr engagieren würden. Als „menschlich fragwürdig“ bezeichnet er die Maßnahme der Diözese, jemanden, „an die 60 Jahre alt“, aus seinem Leben herauszureißen.

    Für Helmuth Ries, den Pfarrgemeinderatsvorsitzenden von Schwebheim, ist ein Weggang Mühlecks „zur Zeit ganz ungünstig“, wie er sagt. „Damit wäre praktisch die Arbeit eines ganzen Jahres hinfällig“, meint er in Bezug auf die frische Pfarreiengemeinschaft. Die sei man langsam angegangen, aber der neue Pfarrer sei „sehr verträglich“, man könne mit ihm gut über alles reden, er sei kein Oberlehrer.

    „Wechsel macht keinen Sinn“

    „Nicht begeistert“ von der Nachricht zeigt sich auch der Pfarrgemeinderatsvorsitzende von Weyer, Tobias Schickerling. „Seine Art ist neu für uns, er macht zwar einiges anders, und Ältere tun sich vielleicht schwer, aus dem Trott 'rauszugehen“, meint er. „Aber wenn man sich dran gewöhnt hat, ist es sehr positiv“, resümiert er über die Art des neuen Pfarreienleiters. „Er ist persönlicher, offen, geht auf die Leute zu“.

    Es mache für ihn keinen Sinn, jetzt zu wechseln, sagt Schickerling, der Konsequenzen fürchtet. „Wenn keine Kirche mehr gehalten wird, kommen keine Leute mehr, das Leben der Pfarrgemeinde wäre lahmgelegt.“

    Die Ehrenamtlichen und Verantwortlichen in der Pfarreiengemeinschaft werden sich jetzt erst einmal beraten, wie es weitergehen soll.

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