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Keine Zeit für Romantik

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Keine Zeit für Romantik

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    Das ist eine Weile her, die Lehre, die Fachschule für Wein- und Gartenbau, die Meisterprüfung. Der Alltag lässt dem Winzer nicht viel Gelegenheit, über die alten Zeiten nachzudenken. Aber nun erzählt er, wie er als kleiner Junge mit seinem Vater in den Weinberg ging. Der bewirtschaftete seinen Morgen Weinberg noch so wie alle anderen Bauern in der Gegend. Karl war sechs Jahre alt, als der Vater 1973 professioneller Winzer wurde. Die ersten Jahre als Genossenschaftswinzer. Mitte der Achtziger wagten Vater und Sohn den Ausstieg, investierten, richteten die Kellerwirtschaft ein und die Winzerstube.

    Ein reiner Familienbetrieb. Die zwei Männer bewirtschaften 5,5 Hektar Rebfläche, dazu die Landwirtschaft, die Winzerstube. Arbeit gibt es das ganze Jahr über, natürlich auch im Winter, im Weinberg und im Keller.

    Eine steile Treppe führt hinunter in das alte Sandsteingewölbe, vor 1900 als Bierkeller einer Gaststätte erbaut. Acht bis zehn Grad hat es hier. Karl Fuchs ist an die Temperatur gewöhnt. In der Zeit der Gärung wird ihm sogar richtig warm, dann steigt das Thermometer schon mal auf 18 Grad. An kleineren Edelstahltanks vorbei geht es in den neuen Keller, 1991 vier Meter tief unter die Erde gebaut. Betonwände, blitzende Stahltanks, kein Krümelchen auf dem weißen Fliesenboden. Karl Fuchs geht von Tank zu Tank, spricht vom typischen Müller-Thurgau und Franken-Silvaner, vom Steigerwald-Bacchus, dem eleganten Kerner, rassigen Weiß-Burgunder, feinfruchtigen Gewürztraminer. Für ihre Roten haben die Fuchs einen modernen Tank angeschafft, in dem Spätburgunder, Domina und Regent im Herbst elektronisch gesteuert auf ihrer Maische gären. Regent? Der Jungwinzer gerät ins Schwärmen: Eine neue Sorte, erst 1999 in Franken zugelassen, pilzresistent, im Volumen mit einem Südländer zu vergleichen. Zum Abschied wird er eine Flasche mitgeben.

    Doch zunächst geht es eine steile Wendeltreppe nach oben. Maschinen und Zubehör vom Feinsten: pneumatische Presse, spezielle Filtermaschine, sterile Abfüllanlage, die ohne Desinfektionsmittel arbeitet. Und spätestens hier wird die Philosophie von Karl und Walter Fuchs Wein mit Hilfe von zeitgemäßen Methoden und Maschinen und aktuellem Know-How auszubauen und zu vermarkten. Viele Ideen kommen vom 36-jährigen Sohn, der laufend Seminare und Schulungen besucht. Aber auch dem 63-jährigen Walter gefallen die Designer-Etiketten auf der Bordeauxflasche und die Idee, einen Verkaufsraum einzurichten, eine richtige Vinothek, in der das ganze Sortiment an Wein und Schnaps gut präsentiert werden kann. Und auf den Maschinenpark ist er so stolz wie der junge.

    Den ersten Laubhefter in Unterfranken hatten die beiden, erzählt der Senior, eine Maschine, die die langen Triebe zwischen zwei Schnüre spannt, damit sie bei der Bodenbearbeitung nicht abgerissen werden. Gleich daneben in der Scheune steht das hochbeinige Ungetüm, der Vollernter. Seit elf Jahren gibt es so gut wie keine Handlese mehr bei den "Füchsen". Die Maschine nimmt die Rebzeile zwischen sich, schüttelt, nur die reifen Trauben fallen, die Rappen, so nennt man das Stilgerüst und die Unreifen bleiben hängen.

    "Wir nehmen nur die Beeren aus dem Weinberg. Alles andere bleibt erhalten. Das Rebholz wird gehäckselt, verrottet, wird zu Humus." Draußen im Weinberg, im Südhang des Sonnenwinkel, zeigt Karl Fuchs, wie er im Februar/März in jedem Weinberg Bodenproben zieht. Er lässt sie auf ihren Mineralstoffgehalt untersuchen und düngt nur noch, was wirklich fehlt. An diesem Morgen hat er im Regent tiefwurzelnden Gründünger gesät, der den Boden lockern soll.

    Schon im Dezember haben Karl und Walter Fuchs die Reben geschnitten, die Drahtrahmen repariert, nun wird niedergebunden. Die letzte Handarbeit sozusagen, allerdings mit Hilfe einer speziellen Bindezange. Nach den letzten Maifrösten werden die Frostreben entfernt. Und dann sollen die Beeren wachsen und gedeihen.

    Mit dem romantischen Bild des Winzers, der im Herbst Freunde und Bekannte um sich schart, um als Höhepunkt des Jahres die Trauben von Hand zu lesen, natürlich immer verbunden mit einer deftigen Brotzeit mitten im Weinberg - mit diesem Bild hat die Arbeit von Karl und Walter Fuchs nichts mehr gemein. Weinlese bedeutet den ganzen Tag auf dem Vollernter und dem Mähdrescher und abends in der Weinstube stehen, die zweimal im Jahr für acht Wochen geöffnet ist, im Herbst und im Frühling.

    Beide lieben ihre Arbeit, und zwischendurch gönnen sie sich schon mal einen Blick vom Sonnenwinkel über ihr Dorf hinweg ins Tal, mit den Türmen des Gerolzhöfer Steigerwalddomes am Horizont. Und Karl Fuchs sagt: "Schön ist es hier."

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