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SCHWEINFURT: Kilianskirche: Für immer verloren?

SCHWEINFURT

Kilianskirche: Für immer verloren?

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    Laut alter Pläne befinden sich die Reste der Kilianskirche in großen Teilen direkt unter dem heute auf dem Grundstück stehenden Gebäude. Aber: Der Eigentümer hat ein von der Stadt genehmigtes Baurecht für seine Umbau- und Neubaupläne.
    Laut alter Pläne befinden sich die Reste der Kilianskirche in großen Teilen direkt unter dem heute auf dem Grundstück stehenden Gebäude. Aber: Der Eigentümer hat ein von der Stadt genehmigtes Baurecht für seine Umbau- und Neubaupläne. Foto: Foto: Hannes Helferich

    Auf dem 3500 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke Am Löhlein/Kiliansberg will die BWG Bau Schweinfurt zwölf Eigentumswohnungen bauen: Je vier in der existenten Villa und in zwei Neubauten. Diese sind dreigeschossige Flachdachbauten mit Staffelgeschoss. Im Bauausschuss des Stadtrates am 17. Oktober 2015 wurde das Vorhaben nach kontroverser Diskussion mit einer 10:5-Mehrheit genehmigt.

    Später Protest ein Jahr nach der erteilten Baugenehmigung

    Jetzt, ein Jahr danach, formiert sich Widerstand, weil auf dem Grundstück die erste, mutmaßlich im 9. Jahrhundert erbaute Kirche St. Kilian stand, umgeben auch von einem Friedhof. SPD-Stadtrat Peter Hofmann hat kürzlich eine Anfrage ans Rathaus gestellt und Fritz Schäfer regt in einem am Dienstag an Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Stadträte und das Landesamt für Denkmalpflege geschickten Brief an, zumindest Teile dieses Stück des „Uralt Schweinfurt“ für die kommenden Generationen sichtbar zu erhalten.

    In der damaligen Bau-Sitzung erläuterte der Chef des Stadtentwicklungs- und Hochbauamtes, Markus Sauer, dass bei den obligaten Grabungen keine Kirchen-Fundamente, allerdings Gräber und Grab-Utensilien gefunden wurden. Diese sind verpackt, gelagert und alles auch dokumentiert. Die Neubauten befänden sich außerhalb der Bereiche der entdeckten Bodendenkmale.

    Stadtplaner bestätigt, dass bei Grabungen keine Kirchenfundamente gefunden wurden

    Hofmann begründete seine aktuelle, späte Anfrage mit der Information direkter Nachbarn, dass man bei den Grabungen doch auf alte Fundamente der Kilianskirche gestoßen sei. Ein Architekt des Bauherrn habe das den Nachbarn gesagt. Das aber stehe „im deutlichen Widerspruch“ zu der damaligen Mitteilung Sauers.

    Die Antwort gab es im Bauausschuss letzte Woche. Sauer wiederholte dabei seine Mitteilung vom Oktober 2015, dass bei den Grabungen in diesem „denkmalsensiblen Bereich“ keine Kirchenfundamente gefunden worden seien. Das Landesdenkmalamt, das man wegen Hofmanns Anfrage nochmals befragte, habe das bestätigt. Bei der von den Nachbarn genannten Äußerung des Architekten handele es sich „wohl ein Missverständnis“.

    Stadtrat Peter Hofmann: Alte Lagepläne belegten die Existenz der Kilianskirche auf dem Areal

    Hofmann kritisierte im Bauausschuss letzte Woche, dass die Antwort unter dem Top „Informationen der Verwaltung“ gegeben wurde. Er hätte sich einen eigenen Tagesordnungspunkt gewünscht, weil das gezeigt hätte, das man das Thema „ernst nimmt“. Wenn auch keine Fundamente gefunden wurden, sei aufgrund alter Lagepläne dennoch klar, dass die erste Kilianskirche dort gestanden hat. Sie sei von erheblichem Interesse für Schweinfurt und ein zeitgeschichtlich wichtiges Bodendenkmal. Die Baugenehmigung hätte deshalb „niemals erteilt werden dürfen“, sagte Hofmann. Das Kind sei aber jetzt in den Brunnen gefallen.

    Auch Fritz Schäfer bedauert in seinem Schreiben, dass ihm „natürlich bewusst ist“, dass der Stadtrat auf dem Grundstück „Baurecht geschaffen hat“. Von einer Idee des Stadtheimatpflegers und Schweinfurter Architekten Dag Schröder habe er ebenso „leider erst in den letzten Wochen“ erfahren. Er als „alter Schweinfurter“ sei von dessen Vorschlag aber „begeistert“.

    Vorschlag des Stadtheimatpflegers ist eine Sichtbarmachen des Bodendenkmals

    Schröder hatte „einen kleinen Bürgerpark mit einem Dokumentationspavillon zur Erinnerung an die erste Stadtgründung Schweinfurts mit kartierten Darstellungen, Texten und Fundstücken“ angeregt, schreibt Schäfer. Und weiter: Bei einem Besuch Schmalkaldens sei ihm an der Stadtkirche St. Georg ein mit einer Glasplatte überdecktes Bodendenkmal aufgefallen – Mauerreste, Fundstücke und entsprechende Hinweise. Eine solche Dokumentation sei auch am Kiliansberg vorstellbar.

    Die Fundamente der ersten Kilianskirche, dem neben der Burg auf der Peterstirn wohl ältesten Schweinfurter Bauwerk, dürften seines Erachtens nicht „endgültig zerstört werden“. Stattdessen müsste in geeigneter Weise auf die dort im 9. Jahrhundert errichtete Kirche, den sie umgebenden Friedhof und das zugehörige Kloster hingewiesen werden.

    Fritz Schäfer bietet seine finanzielle Unterstützung an

    Trotz der bestehenden Rechtslage sollte man versuchen, zumindest Teile davon sichtbar zu erhalten. Er sei bereit, sich an der Finanzierung einer Lösung zu beteiligen. Schäfer spricht in seinem Schreiben an Stadt und Stadträte von einer Größenordnung im fünf- bis sechsstelligen Bereich. Denkbar nennt der prominente Unternehmer auch einen Teilerwerb der für das Bürgerpark–Projekt notwendigen Grundstücksfläche vom derzeitigen Eigentümer.

    Dem ebenso für Alt Schweinfurt kämpfenden Stadtrat Hofmann bestätigte Stadtplaner Sauer eine vom Landesamt erlassene Auflage an den Bauherrn, dass „alle Bodeneingriffe von einer Grabungsfirma begleitet werden“, also auch wenn Bäume beseitigt werden. „Der ungestörte Erhalt der Denkmäler vor Ort besitzt für die Denkmalpflege Priorität“, heißt es im Bescheid des Amtes vom Juli.

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