(rsf) „In solch einem Haus kann man den Zusammenhalt und den Austausch der verschiedenen Lebensalter untereinander stärken und leben.“ Mit dieser Erwartung eröffnete Bürgermeisterin Birgit Göbhardt das Mehrgenerationen-Haus im Kindergartengebäude von Zell. Es ist eines von 500 in der Bundesrepublik, das im Rahmen eines Aktionsprogramms fünf Jahre lang mit jeweils 40 000 Euro gefördert wird.
Göbhardt nannte die Einwichtung „ein zukunftsweisendes Modell“, denn es sei wichtig, Räume zu schaffen, wo ein Miteinander der verschiedenen Altersstufen stattfinden könne. Der Trend zur Kleinfamilie ermögliche vielen Kindern keinen Kontakt mehr zur älteren Generation und viele ältere Mitbürger fühlten sich nicht mehr gebraucht und abgeschoben.
„Mehrgenerationen-Häuser sind wie Bienenstöcke in unserer Gesellschaft. Der Honig, den sie produzieren – das sind menschliche Beziehungen, die Weitergabe von Kulturwissen und unentgeltliche Hilfe untereinander“, zitierte Göbhardt Familienministerin Ursula von der Leyen.
Bei der Führung für Gäste durch das Haus betonte Pfarrer Michael Krauß, dass die Lage für den Kindergarten optimal sei. An den Kinderspielplatz grenze der kommunale Abenteuerspielplatz und der Wald. Zudem fließt der Zeller Grundbach vorbei, sodass genügend Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder vorhanden sind. Weiterhin bleibe aber der Kindergarten ein in sich geschlossener Bereich.
Das Dachgeschoss, ausgestattet mit einer kleinen Küche und WC- Anlagen, wird jetzt stärker für Aktionen genutzt, die das Gebäude als Mehrgenerationen-Haus ausweisen. Die Bandbreite der Saalnutzung, gelegentlich als Turnraum für die Kindergartenkinder beansprucht, soll durch die nun stärkere Belegung mit Vorträgen, Ausstellungen und für Basare vergrößert werden. Er soll auch vermietet werden.
Zweimal im Jahr lädt die evangelische Kirchengemeinde Senioren zu einer gemeinsamen Geburtstagsfeier ein. Auch Sitzungen des Elternbeirates und der Kirchenverwaltung finden dort statt. Durch eine Schiebetür kann der Raum um rund 20 Quadratmeter vergrößert werden. Ferner beherbergt das Dachgeschoss nach der Umgestaltung das „offene Café“. Dort stehen den Besuchern neben einem Kaffeeautomaten und Zeitungen auch ein Kopierer sowie ein Computer zur Verfügung. Geöffnet ist dieses Café während der Öffnungszeiten des Kindergartens.
Mit einsteigen wird auch die Diakonie Schweinfurt. Der Leiter des Sozialdienstes im Diakonischen Werk, Klaus Wanka, will hier stundenweise soziale Beratung anbieten. „Es kann kommen, wer Probleme hat“, betont Wanka. Oft ergebe sich dann eine Weiterleitung der Personen an die Sucht-, Schwangeren- oder Schuldnerberatung. Möglicherweise könne in Zell auch eine Außenstelle der Schweinfurter Tafel eingerichtet werden, so Wanka.
Sehr positiv war die Meinung der Gäste zu dieser Einrichtung. Eine Ausstrahlung auf weitere Gemeindeteile Üchtelhausens hält die Gemeindereferentin der Pfarreiengemeinschaft Schweinfurter Rhön, Annemarie Beiergrößlein, für möglich, da mit dem Mehrgenerationenhaus ein „Pilotprojekt in Üchtelhausen“ geschaffen wurde.
Verantwortlich für das Projekt ist Kindergartenleiterin Liane Hofmann-Derleth. „Unser Haus muss sich weiter entwickeln“, sieht sie die Chance für die Nutzung des Kindergartengebäudes. Zwar sei schon immer eine Zusammenarbeit der Generationen hier üblich gewesen, aber diese könne jetzt noch intensiviert werden. Durch die Aufnahme in das Programm „Mehrgenerationen-Häuser“ kann eine weitere Betreuungsperson im Kindergarten angestellt werden.
Das Stichwort
Mehrgenerationen-Häuser „Starke Leistung für jedes Alter“ so lautet das Motto für das Förderprogramm Mehrgenerationen-Häuser. Nach Vorstellungen der Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen soll das Miteinander und die gegenseitige Unterstützung der Generationen gefördert werden. Zudem sollen in einem solchen Haus Dienstleistungen angeboten werden, die die Menschen verschiedenen Alters brauchen. Vorbild für die Mehrgenerationen-Häuser sind die Prinzipien der Großfamilie, die in eine moderne Form übertragen werden.