Ruhig und konzentriert hören die gut 30 Kinder zu, um zu wissen, wann sie sich auf welchen Platz auf der Bühne setzen oder stellen sollen. Es ist eine der letzten Proben vor der Aufführung, und sollten die Kinder so etwas wie Lampenfieber haben, so lassen sie sich das nicht anmerken.
Um die Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren auf der Bühne zu platzieren, muss die Regisseurin Christine Kühn schon einiges an Jonglierarbeit verrichten. Dann endlich sitzen die Kinder, und die Probe zum Kindermusical "Die Hochzeit von Kana" beginnt. Aufgeführt wird sie nach einer Woche der Probe am kommenden Sonntag um 11 Uhr in der evangelischen Auferstehungskirche am Bergl, im Anschluss daran gibt es in der Kirche noch ein Mittagessen.
Nach "Der barmherzige Samariter" ist das nun schon das zweite Kindermusical in der Kirchengemeinde, und auch jetzt laufen wieder alle Fäden beim hauptamtlichen Jugendreferenten der Kirchengemeinde zusammen, bei Johannes Michalik. "Wir haben bei den Musicals einen Abstand von zwei Jahren vorgesehen", sagt er. Was auch damit zusammenhängt, dass sich alle seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter für das Musical eine Woche Urlaub genommen haben.

Da ist nämlich eine Menge zu stemmen: die Lieder müssen einstudiert werden, die verbindenden Theaterstücke lernen sich auch nicht über Nacht, einzelne Rollen müssen gar gesondert geübt werden, und dann müssen die Kinder auch noch mit Bastelmaterial für ihre "Lap-Books" und – ganz wichtig – mit zwei Mahlzeiten pro Tag versorgt werden.
Bibelarbeit mit dem Thema "Wer ist Jesus?"
Morgens um acht geht es los mit einer halbstündigen Bibelarbeit mit dem Thema "Wer ist Jesus?". Denn bei der Hochzeit von Kana, dem ersten öffentlichen Auftritt Jesu im Johannes-Evangelium, verwandelt Jesus dort Wasser in Wein. Und weil sich halt jeder bei der Hochzeit fragt, wer dieser Jesus überhaupt ist, "haben wir uns bei der biblischen Arbeit auf genau diese Frage konzentriert", sagt Michalik. Dann übernehmen seine Mitarbeiter die nächsten Schritte.
Jörg Neukirchner, ohnehin schon der Chorleiter und Organist der Kirche, singt sich mit den Kindern ein, dann geht's ab auf die aufwändig gestaltete große Bühne in der Kirche. Auch dort sind Mitarbeiter für die Bühne und die Technik am Werk, genauer gesagt hat dort Daniel Kühn den Hut auf. Die einzelnen Theatersequenzen hat Judith Neukirchner mit den Kindern eingeübt. Zehn Mitarbeiter sind es insgesamt, die sich liebevoll um den "Sack Flöhe" kümmern.
Das typische Bild eines Kindertheaters
15 der 30 Kinder leben im Ortsteil Bergl, einem Brennpunkt-Ortsteil in Schweinfurt. Dem unabhängigen Besucher der Probe fallen sie gar nicht groß auf. Vielmehr vermittelt die Probe, bei der die Kinder alle zusammen auf der Bühne sein werden, das typische Bild eines Kindertheaters: die meisten sind bei der Sache und hören konzentriert zu, einigen muss das gerade Gesagte nochmal langsam wiederholt werden, und wiederum andere, die sich an dem ihnen zugeteilten Bereich langweilen, machen Unfug und setzen Unschuldsmienen auf, wenn sie dabei erwischt werden. Also alles völlig normal.

"Gerade die Kinder aus dem Bergl sind manchmal eine Herausforderung für uns", so Michalik, "aber eine solche Arbeit wie diese hier schweißt eher zusammen." Das Ergebnis: Die Kinder sind gut bei der Sache. Was auch für die anderen 15 Kinder gilt, von denen die meisten aus dem Stadtgebiet kommen und einige wenige auch aus Orten des Landkreises.
Als Christine Kühn dann symbolisch den Taktstock für das Eingangslied hebt, wird es mucksmäuschenstill – die ersten Töne gehören der Zeremonienmeisterin, die mit ihrer begnadeten Stimme alles in ihren Bann zieht. Und ab dann läuft die ganze Probe der "Hochzeit von Kana" fast schon wie von selbst. Leider bleibt es bei der einzigen Aufführung am Sonntag im Familiengottesdienst. Allein schon der Eindruck der Probe schreit nach weiteren öffentlichen Aufführungen.