Was ist eigentlich Kinder- und Jugendpsychiatrie? Der 38-jährige Arzt studierte in seiner Heimatstadt Regensburg und in Würzburg Medizin. Danach als Stationen seiner umfassenden zehnjährigen Ausbildung: Würzburger Kinderklinik am Mönchberg und Facharzt-Weiterbildung an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Würzburg, anschließend neuropädiatrische Tätigkeit am Frühdiagnose-Zentrum Würzburg und Weiterbildung in der Erwachsenen-Psychiatrie des Bezirkskrankenhauses Werneck, Ausbildung zum Psychotherapeuten. Während der letzten dreieinhalb Jahre arbeitete Freunek - auch ambulant - als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Kinderklinik des Leopoldina-Krankenhauses in Schweinfurt.
Kinder- und Jugendpsychiatrie stellt die Besonderheiten der kindlichen Seele und deren Wechselwirkung zu seiner Familie und Umwelt in den Mittelpunkt, auf der Basis einer ausführlichen kinderneurologischen und neuropsychiatrischen Untersuchung, so kennzeichnet Freunek seine diagnostische und therapeutische Arbeit. Und verdeutlicht: "Die Eltern sitzen immer mit im Boot, denn sie tragen ja auch die Verantwortung für die Entwicklung ihrer Kinder und leiden mit ihnen, wenn es Schwierigkeiten gibt".
Außerdem gehört wie bei kaum einem anderen medizinischen Fachgebiet eine interdisziplinäre Sichtweise und Zusammenarbeit mit nicht-medizinischen Institutionen (Schulen, Jugendämter, therapeutische Einrichtungen) zum Konzept der täglichen Arbeit. So können seelische und soziale Fehlentwicklungen frühzeitig erkannt und korrigiert werden.
Schon im Säuglings- und Kleinkindalter gibt es manchmal Auffälligkeiten: Schlaf-Wach-Störungen, Essprobleme, stundenlanges Schreien, das das Kind und seine Eltern erschöpft. Ein weiteres ernstes Thema: Auch die langwierige Therapie der Folgen von körperlicher oder emotionaler Vernachlässigung oder Misshandlung, von sexuellem Missbrauch gehören zum Aufgabengebiet eines Kinderpsychiaters.
Der Bereich der Entwicklungsstörungen betrifft Sprache, Motorik, soziale Entwicklung, Kontaktaufnahme und Spielverhalten. Hierher gehört auch der kindliche Autismus. Bei der Therapie bedarf es einer engagierten Zusammenarbeit mit Logopäden, Ergotherapeuten und Frühförderstellen, etwa der Lebenshilfe.
Im Vorschulalter gibt es bei den kleinen Patienten neben Ängstlichkeit und Aggressivität Anzeichen von Depression, in Extremfällen bis zu Äußerungen wie "Mir macht das Leben keinen Spaß mehr". Das sind meist die "Sündenbock"-Kinder, so der Psychiater, die keine Freunde finden, die durch ständiges Versagen und Misserfolge bereits mutlos und kleinlaut geworden sind.
Aus dem Schulalter bekannt sind zum Beispiel die Hyperaktivität oder die Lese-Rechtschreibschwäche bei normaler Gesamtintelligenz. Falsche, herabsetzende Beurteilungen wie "faul, dumm, unwillig" lösen zusätzlich Reaktionen wie Ängstlichkeit oder Aggressivität aus: Der tägliche Besuch der Schule wird zur Qual. Die Aufzählung nur einiger der kindlichen psychiatrischen Erkrankungen setzt sich fort mit dem großen Gebiet der Essstörungen, zum Teil mit Selbstverletzungen, sowie den Psychosen und Persönlichkeitsstörungen.
Für die psychischen Störungen bietet Freunek neben einer differenzierten Diagnostik auch spezielle Trainingsprogramme an, die den Kindern und Eltern helfen sollen, ihre Wünsche adäquat zu äußern und durchzusetzen, ihre Aufgaben zu bewältigen und ihre Konflikte zu lösen. Geplant sind zum Beispiel ein Training der sozialen Kompetenz, ein Eltern-Training bei Aufmerksamkeits-Defizit / Hyperaktivitäts-Syndrom oder ein Gruppentraining für Kinder, die an einer Epilepsie leiden
Freuneks Patienten-Warteliste ist lang. Sie zeigt den großen Bedarf an umfassender Hilfe, zeigt die Not der Kinder und Jugendlichen. "Für Notfälle ist aber immer Zeit", betont der Arzt, außerdem wird demnächst noch eine Psychologin und eine Sozialarbeiterin das Team verstärken. "Das ist die große Chance der Kinder- und Jugendpsychiatrie", fasst der Arzt zusammen, "frühzeitig die Weichen zu stellen in Richtung einer günstigen Persönlichkeits- und Sozialentwicklung".