„Spätere Rückkehr nicht ausgeschlossen“. So lautete die Schlagzeile zu einem Bericht kürzlich über den Schweinfurter Martin Steinbach, der nach langem Wirken auf der Maibacher Höhe seit 2004 Dekan in Bad Tölz ist. Willi Erl gab dem Reporter daraufhin den Hinweis, dass sein Schulkamerad Klaus Krug zuvor – von 1974 bis 1998 – in eben dieser evangelischen Johanneskirche in Bad Tölz Pfarrer war. Krug, gerade 80 geworden, lebt noch immer in der Badestadt und freute sich nun über den unerwarteten Reporter-Besuch aus der Heimatstadt.
Eine Berühmtheit aus der Krug-Dynastie kennt jeder Schweinfurter: Karl Georg Krug (1893-1979), den Heimatdichter („Der Wanderer“) und Vogelschützer. Klaus Krugs Vater Emil ist der Bruder von Karl Georg Krug, nach dem die Main-Promenade benannt ist.
Klaus Krug besuchte in Schweinfurt die Goetheschule, dann das Humanistische Gymnasium. Abitur 1952. Er erhält wie Erl und der andere Freund und Klassenkamerad, Pfarrer Dieter Schorn, ein Stipendium für einen US-Aufenthalt. Krug war ein Jahr in Indiana – wegen der unerwarteten Freundlichkeit der Amerikaner ein ihn prägendes Erlebnis.
Krug studierte nach der Rückkehr Alt-Philologie und entschied sich nach sieben Semestern für die Theologie. Studienorte waren nach Latein und Griechisch in Würzburg jetzt Heidelberg und die theologische Fakultät Erlangen. Bereut hat er den Wechsel nie, die „christliche Botschaft ist ein großer Gewinn für die Menschheit“, sagt er.
Erste Station des Vikars Krug ist 1961 die Dreieinigkeitskirche in München-Bogenhausen. Dann wird er in die Münchner theologische Kirchenleitung berufen, ins Referat Liturgie und äußere Mission. 1967 Rückkehr nach Bogenhausen, wo der spätere Oberkirchenrat Theodor Glaser wirkte. Sie sind bis heute „eng befreundet“. Seine Frau Elga lernt Krug in Bogenhausen kennen, sie war dort Gemeindehelferin. 1974 gehen die Eheleute nach Bad Tölz, wo die Münchnerin groß geworden ist.
In Johannes Tölz wirkt Krug 24 Jahre lang, der als Bub in Johannis Schweinfurt konfirmiert wurde, lacht er. Hier wie dort finden sich Werke von Hubert Distler. Bei Schweinfurt-Besuchen wählt Krug in St. Johannis als Sitzplatz die Empore, „und ich sehe mir das Deckengewölbe von meinem Freund Hubert an“, berichtet er freudig.
Distler-Fan ist auch Richard von Weizsäcker, der nahe Tölz ein Feriendomizil hat. Den Ex-Bundespräsidenten gewann Krug 1994 einmal als Redner einer Pfarrkonferenz in Johannes Bad Tölz.
Die Bande nach SW sind eng, beste Kontakte gibt es zu Erl und Schorn, zu Martin und Georgia Drescher, deren ökosoziales Engagement er lobt. Zur nahen Verwandtschaft zählt Cousine Hannelore Schäfer-Gärdes, mit der Klaus Krug „die Liebe zum Hund“ teilt. Seine Großmutter mütterlicherseits war Helene Gärdes, die für Klaus Krug der „liebste Mensch“ war. Beim Luftangriff am 14. Oktober 1943 ist sie gestorben. Das Anwesen An den Schanzen war von einer Bombe getroffen worden. Für ihn, damals zehn, ein „schwerer Verlust“.
Vor Kurzem besuchte Klaus Krug Schweinfurt erneut. Tochter Stephanie (Sopran als Dido) war mit der Barockoper „Dido & Aeneas in Africa“ ihres Ensembles Cosi facciamo zu Gast im Theater. Dass sie diese Laufbahn einschlagen werde, habe am Elternhaus gelegen. Stephanie, die mit ihrer Familie auch in Tölz lebt, war im Tölzer Kirchenchor aktiv, sie und ihr Bruder Andreas, Physiker in Erlangen, wuchsen „mit Bach und Mozart auf“, lacht Pfarrer Krug.
Rückkehr in die Geburtsstadt? Nein, sagt Klaus Krug. Er fühlt sich wohl in Bad Tölz, ihm gefällt der Menschenschlag, der Humor der Oberbayern. Er habe gute Kontakte zum Schweinfurter Dekan Steinbach, komme weiterhin gerne und oft auch in die Geburtsstadt. Wo er bei der TG 1848 als Leichtathlet aktiv war (1000 Meter in 2:41,6 Minuten!), wo er bis heute – seit 1951 – Mitglied im Historischen Verein ist. Wenn die Schweinfurter Mainleite im Tölzer Postkasten liegt, wird die eine oder andere Erinnerung wach an „das gute, alte Schweinfurt“.