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STADTLAURINGEN: Klettergarten am See: Nordwärts und dann gleich links

STADTLAURINGEN

Klettergarten am See: Nordwärts und dann gleich links

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    Den „Jedermannsweg“ in vier bis sechs Metern Höhe hat Mirjam schon ohne Probleme durchklettert. Und weil die junge Dame aus dem Haus Marienthal schon 16 Jahre alt ist, darf und will auch sie wie einige der Jungs aus der Schweinfurter Jugendeinrichtung eine Etage höher – auf den Höhenweg von Nordwärts, dem Kletterwald am Ellertshäuser See.

    Die nun bis zu 18 Meter Höhe sind natürlich eine ganz andere Herausforderung, Adrenalin pur, das merkt man Mirjam an. Aber sie macht das Klasse. Plötzlich aber schreckt sie zurück. Zur nächsten Plattform werde sie keinesfalls rüberklettern, ruft sie. Der Grund ist aber nicht etwa eine plötzlich aufkommende Höhenangst, sondern ganz banal: eine Spinne, die sich am Seil hochangelt. Alle, auch Mirjam, lachen, als die „Gefahr“ vorüber ist.

    Round-Table und Automobilclub ACV kümmern sich schon viele Jahre um die im Haus Marienthal lebenden Kinder und Jugendlichen. Seit 2009 gibt es den „Freundeskreis Haus Marienthal“, dem rund 30 Mitglieder quer durch die Schweinfurter Gesellschaft angehören. Sie bieten Hilfe etwa bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz an; kürzlich stattete man die Wohnung eines betreuten Jugendlichen mit Möbeln aus; Mitglieder halfen auch bei der Sanierung. Oft sind es Freizeitaktivitäten wie Wandertouren, der Besuch eines Bundesligaspiels, eine Radreparaturaktion und nun diese Klettertour. Zehn junge Marienthaler von zehn bis 16 Jahren sind bei der Premiere am See dabei. Außerdem klettern vier Akteure des Förderkreises mit, Marienthal-Erzieher Dirk Döppner kümmert sich vom Boden aus.

    Armin Dietz aus Schweinfurt betreibt den 2009 eröffneten Klettergarten Nordwärts, der so heißt, weil er im Norden des Landkreises und des Sees liegt. Dietz ist Ergotherapeut und Mitgründer des Plan B. Der noch junge gemeinnützige Schweinfurter Verein hat das Ziel, Menschen, die unter Traumatisierung und unter Persönlichkeitsstörungen – wie der Borderline-Störung – leiden, zu unterstützen und mit ihnen trotz schwerer Belastungen ein lebenswertes Leben zu gestalten.

    Dietz betreibt aber auch das Sportklettern aktiv. Jetzt hat er das Hobby zum zweiten Beruf gemacht – mit Nordwärts. Mit seiner Idee, den Klettergarten am See einzurichten, habe er im Rathaus von Stadtlauringen „offene Türen eingerannt“, sagt er.

    Der Klettergarten ist in den vergangenen Jahren gewachsen und er wächst noch, wie die an weiteren Bäumen bereits befestigten Plattformen zeigen. Was noch fehlt sind die Verbindungen.

    Fünf Trainer stehen Armin Dietz zur Verfügung. Die Marienthal-Jugendlichen weist Jochen ein. Er erklärt die hochwertige Ausrüstung, die Doppelsicherung, zeigt, wie man den Helm einstellt, dann wird das richtige Sichern am Boden geübt. Alle machen das gut. Sie dürfen auf einer Leiter nach oben, zunächst auf den Jedermannsweg.

    Die Existenz des noch jungen Klettergartens hat sich herumgesprochen, er ist an den stets offenen Wochenenden (jeweils 9.30 bis 20 Uhr) gut gebucht. Es kommen Schulklassen, Gruppen wie nun das Marienthal, aber auch viele Einzelpersonen aller Altersstufen. Für Kinder gibt es einen separaten Parcours. Der ist zwar nicht ganz hoch, aber auch die Kleinen entdecken den Wald aus einer für sie neuen Perspektive, sagt Dietz. Gruppen ab 20 Personen können auch außerhalb der Geschäftszeiten Bergluft schnuppern. Außer dem Klettern bietet Nordwärts Kanu-Touren, die moderne Schnitzeljagd Geocaching und im Winter Schneeschuhwanderungen an.

    Dass Klettern im Trend liegt, bestätigt Dietz. Ein Grund sei das „sich draußen Bewegen“. Klettern nennt er eine „gute Bewegungskombination“, jedes Körperteil sei gefordert. Weil Klettern außerdem die „ganze Konzentration im hier und jetzt“ benötige, helfe es in und in der Folge auch aus Problemlagen.

    Sicher auch dem einen oder anderen Jugendlichen des Marienthal. Sie alle waren an diesem Samstagnachmittag jedenfalls hoch konzentriert bei der Sache, haben gelacht. Über Sorgen und Probleme nachzudenken war im Klettergarten Nordwärts gar kein Raum.

    Kletterwald Nordwärts: Dietz & Lenz GbR, E-mail info@nordwaerts.info, im Internet www.nordwaerts.info, Tel. (0 15 78) 8 48 31 45. Geöffnet Samstag und Sonntag. Jetzt in den Pfingstferien täglich von 10 bis 18 Uhr.

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