Die Begehung auf dem Gelände fand am 26. Mai statt. Zwei Tage später erhielt Kletterwald-Chef Klaus Vatter das Schreiben, das ihm seitdem schlaflose Nächte bereitet. Die Stadt erkennt in dem vierseitigen Papier zwar die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung an und drückt auch ihre Freude über den wirtschaftlichen Erfolg des Klettergartens aus.
Gleichwohl gebe es in diesem Naherholungsgebiet Regeln, die auch der Kletterwald einzuhalten habe, heißt es. Es sei von der im April 2008 erteilten Baugenehmigung wie vom Pachtvertrag (9. Mai 2009) abgewichen worden.
Unterzeichnet ist der Forderungs-Katalog vom Leiter des Wirtschaftsförderungsamtes. Im Gespräch mit dieser Zeitung spricht Hans Schnabel von einer Gratwanderung, zumal der Klettergarten ein „außergewöhnliches und gewolltes Projekt“ sei. Das neue Angebot sei Belebung für den Baggersee, Attraktion und Gewinn für die Stadt. Dann das Aber: auch das Interesse der Allgemeinheit auf naturnahe Erholung sei zu berücksichtigen.
Vatter streitet Überschreitungen nicht ab. Sein Kletterleiter Thorsten „Fritz“ Silbermann behauptet aber, dass er den zuständigen Stadtmitarbeiter des Servicebetriebs Bau und Stadtgrün gefragt habe und der habe grünes Licht für den Aufbau auch außerhalb der Grenzen gegeben. Er bedauerte, dass der jetzt nicht mehr dazu stehe.
Die Kletterwald-Betreiber haben gleichwohl reagiert und beanstandete Elemente des so genannten Event-Bereichs bereits vor der Frist ab- und teilweise innerhalb des neuerdings abmarkierten Kletterwald-Areals wieder aufgebaut. Einige Elemente dieses Team-Parcours sollen laut Stadtschreiben in „unmittelbarer Nähe einer streng geschützten Tierart“ aufgestellt worden sein, worauf die Untere Naturschutzbehörde aufmerksam gemacht habe.
Vatter kann mit dem Großteil der Forderungen leben, wenn sich seine Begeisterung auch in Grenzen hält. Kletterleiter „Fritz“ hat beispielsweise bisher in einem Wohnwagen vor Ort übernachtet. Dass die Schlafstätte jetzt verschwinden soll, weil jegliches Übernachten am Baggersee – auch in Zelten – verboten ist, wird akzeptiert. Auch die feste Beleuchtung durch einen Bewegungsmelder zu ersetzen, werde umgesetzt.
Einige Punkte bereiten Vatter und Silberstein allerdings große Bauchschmerzen. Da wäre zunächst das Werbeverbot: Die Hinweistafel mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen und der Schaukasten, der Parcours und richtiges Klettern erklärt, nennt Vatter „Bestandteil“ der Anlage. Sie müssten bleiben und nicht wie verlangt verschwinden. Allgemeine Werbebanner habe er wie gefordert „längst entfernt“, das Komplett-Werbeverbot verstehe er aber nicht, weil Werbung nur für den Kletterwald nötig und mündlich zugesagt worden sei.
Punkt zwei – Nachtkletterverbot. Jeder andere ihm bekannte Klettergarten habe ein solches Angebot im Programm. Warum das in Schweinfurt nicht gehen soll, erschließt sich den Betreibern nicht. Die Kletterer würden zwar nach 22 Uhr tätig, seien aber lediglich mit Stirnlampen ausgerüstet und keine Belästigung.
Schließlich der Zaun um den erst in dieser Saison (legal) geschaffenen Kinder- und Behinderten-Parcours. Die Stadt sagt, die Umfriedung muss weg. Vatter und Co. nennen das unmöglich. Man habe eigens ein TÜV-Gutachten erstellen lassen, das einen Zaun aus Sicherheits- und Versicherungsgründen als nötig erachte. Silbermann erinnert, dass viele Radler und vereinzelt auch Autos, zum Beispiel des Bauhofs, an den Parcours vorbeifahren. Ohne Zaun müssten regelmäßig Kräfte abgestellt werden, das sei nicht machbar.
Bewusst habe man einen natürlichen Holz- und keinen Maschendrahtzaun gewählt, der sich ideal einpasse und niemanden störe. Der von Buben und Mädchen ab drei Jahren genutzte Bereich sei für die Kinder ein Erlebnis und fördere ihre Motorik. Sollte die Stadt auf dieser Forderung beharren, würden die beiden „gut frequentierten Parcours“ ersatzlos abgebaut, kündigte Vatter an.
Nötig sei auch eine sichtbare Abgrenzung am Ende der Seilbahnen, damit kein Passant mit den Kletterern kollidiert, die aus luftiger Höhe nach unten brausen. Vatter und Silberstein hätten auch gerne das bei den Kletterern am Ende ihrer Höhentour so beliebte Grillen fortgeführt. Das ist jetzt nur noch an den offiziellen Grillplätzen möglich, an der Hütte verboten.
Ein am Dienstag stattgefundenes Gespräch mit OB Gudrun Grieser brachte laut Vatter keine Erleichterungen. Gleichwohl sei eine weitere Runde unter anderem mit Schnabel zugesagt. Hoffnung der Betreiber ist, dass dabei doch noch der eine oder andere Kompromiss gefunden wird.