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WERNECK: Knie-Prothese durchs Schlüsselloch

WERNECK

Knie-Prothese durchs Schlüsselloch

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    Ursula Weber ist eine Patientin von vielen. Sie ist 53 Jahre alt und litt unter enormen Kniebeschwerden. „Ohne Schmerztabletten ging gar nichts mehr“, erzählt sie. Das Röntgenbild verrät den Grund: auf der Innenseite des Kniegelenkes zeigte sich eine deutliche Arthrose. Der Beruf als Kellnerin tat ein übriges. Zuletzt war das Bein in eine leichte O-Stellung gekommen. Die Arbeit wurde für die Frau aus dem Hessischen zur täglichen Qual.

    Ihr Orthopäde riet seiner Patientin zu einer Gelenkspiegelung. Er baute aber schon nach dem Röntgenbild vor: „Die Schmerzen von der Arthrose werden Sie nicht los.“ Im Alter bis zu 65 Jahren wird allen Patienten in der Regel zunächst eine auch ambulant durchführbare Gelenkspiegelung empfohlen. Dabei wird zumindest der verschlissene Meniskus repariert. Bei Ursula Weber wurden – erwartungsgemäß – zusätzlich fortgeschrittene Knorpelschäden gefunden. Die mittlerweile konsultierten Ärzte in Werneck rieten ihr daraufhin zu dem neuartigen Verfahren.

    Nach der Spiegelung im Schloss Werneck konnte die Patienten wieder nach Hause. Zunächst musste eine spezielle Kernspintomographie des Kniegelenks angefertigt werden. Die CD dieser Untersuchung wurde nach Amerika geschickt. In den USA wurde die Kernspinuntersuchung von einem unabhängigen Radiologen noch einmal überprüft, bevor ein genau an das Knie der Patientin angepasstes Implantat maßgefertigt wurde. „Lange habe ich nichts mehr gehört, aber dann rief mich Oberarzt Dr. Karl aus Werneck an, dass meine Prothese endlich fertig ist“, erinnert sich Ursula Weber.

    Die 53-Jährige fuhr wieder nach Werneck, ihr defektes Knie wurde noch einmal gespiegelt. Nötig war im Knie ein lediglich drei Zentimeter langer Schnitt, nicht größer also als ein Schlüsselloch. Über diese Öffnung wurde die Microprothese quasi in das Gelenk eingehängt. „Die Ärzte haben mir hinterher erzählt, dass die Prozedur keine 20 Minuten gedauert hat. Schmerzen hatte ich danach eigentlich keine und geblutet hat es auch nicht.“

    Nach fünf Tagen durfte Ursula Weber schon wieder nach Hause. In den nächsten vier Wochen nahm sie, wie ihr geraten wurde, Krücken als Gehhilfe. „Damit die Kapsel vom Knie gut heilt“, sagte der Direktor der Orthopädischen Klinik, Prof. Dr. Christian Hendrich.

    Mittlerweile sind sechs Wochen vergangen. Die Patientin läuft flüssig ohne Stöcke und kann ihr Gelenk genauso weit beugen wie ihr gesundes Knie. „Das Tolle ist, dass ich gar keine Schmerzen mehr habe“– und auch das O-Bein ist behoben. „Jetzt kann ich bald wieder voll arbeiten“.

    Begeistert von der Technik ist auch Hendrich, der die Technik über seine USA-Kontakte kennen gelernt hat. „Natürlich gibt es noch keine Langzeitergebnisse, die Micro-Prothese ist erst ein gutes Jahr verfügbar. Es gab aber Vorläufermodelle, die teilweise sehr lange gehalten haben“. Das Orthopädische Krankenhaus Werneck ist zur Zeit eine von vier deutschen Kliniken, die diese neuartige Methode anbietet. Mit dieser Technik werde eine wichtige Lücke in der Behandlung des Kniegelenkes geschlossen, meint Hendrich. Unter 45 Jahren könne der Knorpel heutzutage beispielsweise durch eine Knorpelzelltransplantation wieder aufgebaut werden. Im Alter ab 60 Jahren stehen mittlerweile Prothesenmodelle auch für Patienten mit sportlichen Ambitionen zur Verfügung.

    Zwischen 45 und 60 Jahren ist die Entscheidung allerdings teilweise schwierig. Korrekturen der Bein-Achse nennt Hendrich „aufwändig und nicht immer dauerhaft erfolgreich“. Entscheidend für ein gutes Ergebnis ist die exakte Patientenauswahl. Dazu Hendrich: „Der Orthopäde muss das gesamte Spektrum von der Arthroskopie über die Micro-Prothese bis zur Vollprothese beherrschen, um bei jeder Form der Arthrose genau die richtige Technik einzusetzen.“ Ursula Weber jedenfalls ist heilfroh, dass sie aus Hessen nach Bayern fand „Ich bin wirklich voll zufrieden“.

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