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GEROLZHOFEN: Konfessionen bereichern sich gegenseitig

GEROLZHOFEN

Konfessionen bereichern sich gegenseitig

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    Gemeinsam leiten der evangelische Pfarrer Reiner Apel (links) und sein katholischer Amtskollege Stefan Mai (rechts) den Gottesdienst zum Abschluss des Wandeltheaters. Neben ihnen sind die Tafeln zu sehen, auf denen sie Stimmen über die jeweils andere Konfession gesammelt haben.
    Gemeinsam leiten der evangelische Pfarrer Reiner Apel (links) und sein katholischer Amtskollege Stefan Mai (rechts) den Gottesdienst zum Abschluss des Wandeltheaters. Neben ihnen sind die Tafeln zu sehen, auf denen sie Stimmen über die jeweils andere Konfession gesammelt haben. Foto: Foto: Elisabeth Kerler

    „Heute fühlen wir uns als gleichberechtigte Partner wahrgenommen.“ – „Die Ökumenischen Gottesdienste sind gut besucht.“ – „Ich fühle mich als Katholikin in der evangelischen Gemeinde immer willkommen.“ – „Der große Wunsch wäre für mich, wenn wir gemeinsam Kommunion und Abendmahl feiern könnten.“

    Das sind nur einige der Stimmen mit Lob für die jeweils andere Konfession, die der evangelische Pfarrer Reiner Apel und der katholische Pfarrer Stefan Mai in ihren Gemeinde zusammengetragen haben und auf großen Tafeln in den Kirchen darstellten.

    Andere lauteten: „Mich beeindruckt, mit welcher Ehrfurcht die evangelischen Christen den Empfang des Abendmahles zelebrieren.“ – „Ich sehe die vielen Gemeinsamkeiten. Die Stellung der Frau ist in der evangelischen Kirche vielleicht wertschätzender.“ – „Die evangelische Kirche scheint mir offener, liberaler und toleranter als die katholische Kirche zu sein.“ „Gut finde ich, dass das geistliche Amt in der evangelischen Kirche offen steht für Frauen.“ Die ewige Anbetung der Katholiken, die Prozessionen und die Kirchenmusik der katholischen Gottesdienste fanden von evangelischer Seite Gefallen.

    Der Blick auf den jeweils anderen

    In einem Ökumenischen Gottesdienst zum Abschluss der Wandeltheater-Aufführungen von „Du musst dran glauben“ wurde der Blick der beiden Konfessionen aufeinander in den Mittelpunkt gestellt.

    Im Theaterstück war deutlich geworden, welches Leid der Streit zwischen den Konfessionen hervorgerufen hat. Mai betonte, dass ihm das auch im echten Leben begegnet war: So hatte es in einem Dorf geheißen, dass man lieber arm, aber katholisch, als reich und evangelisch heiraten sollte. Eine evangelische Frau war für ihren Mann zum katholischen Glauben konvertiert und dann in Tränen ausgebrochen, als sie feststellte, dass auf der Urkunde ihr alter Glauben als „Irrglaube“ bezeichnet wurde.

    Mai und Apel blendeten in dem Gottesdienst aktuelle kritische Stimmen an den beiden Konfessionen nicht aus: „Luther ist ein Glaubensspalter. Da gibt es nichts zu feiern. Ich klage Klerus, Papst und Bischöfe an: Warum haben sie unsere Lithurgie (Lateinische Messe, Mundkommunion) zerstört, den Protestanten zuliebe“, lautete etwa eine Stimme. „Mir fehlt das Herz und Gemüt in der evangelischen Liturgie, das Erleben mit vollen Sinnen“, bemängelte ein anderer Gläubiger.

    Hier zersplittert, dort oberflächlich

    „Lange Zeit habe ich die evangelische Kirche gar nicht wahrgenommen und jetzt weiß ich immer noch nicht viel von ihr“, lautete eine eher milde Kritik. „Wer soll in Fragen der Ökumene bei soviel Zersplitterung in der Kirche der Reformation für die katholische Kirche der Ansprechpartner sein? Ich müsstet selbst in Ökumene mit einer Stimme zusammenkommen“, hieß es.

    Auf der anderen Seite wurde der katholischen Kirche Oberflächlichkeit vorgeworfen, wurde der Kelch beim Abendmahl gefordert oder die Anrede „Liebe Gerolzhöfer und Gäste“ der katholischen Kirche kritisch betrachtet. Es gab aber auch Stimmen, die beiden Konfessionen nichts abgewinnen konnten. „Beide Kirchen sind Lug und Trug“, hieß es da etwa. Das sei eine gemeinsame Herausforderungen für beide Konfessionen: „Die Zahl der aktiven Kirchenmitglieder wird kleiner, die gesellschaftliche Debatte vielstimmiger. Die Kirchen werden dann wahrgenommen, wenn sie mit einer Stimme sprechen, wie vor Jahren beim gemeinsamen Sozialwort oder heute bei Fragen der Asylpolitik“, erklärte Pfarrer Apel.

    Er betonte, dass sich beide Kirchen brauchen, um aktuellen Problemen begegnen zu können. Dabei helfe die Perspektive von außen, die die jeweils andere Konfession bieten könne. Auch Pfarrer Mai betonte, dass man neben den Gemeinsamkeiten beider Kirchen, gerade auch die Unterschiede wertschätzen sollte.

    Individualität – Emotionalität

    Dank derer könnten sich die Konfessionen ergänzen und gegenseitig bereichern. So fände man in der evangelischen Kirche mehr die Betonung des Verstandes und des Individuums sowie die Wertschätzung der heiligen Schrift, dafür spreche die katholische Kirche mehr die emotionale Seite und die Sinne an, das „Wir“-Gefühl und Symbole.

    Mai gab er zu bedenken: „Glaube ohne Verstand macht blind. Glaube ohne Gefühl und Emotion wird kalt.“ So brauchten sich beide Konfessionen, ohne sich deswegen angleichen zu müssen.

    Zu starke Angleichung betrachtet Mai ebenso als Gefahr wie eine Konkurrenz zwischen den beiden Konfessionen. Er freute sich, dass die Sieger- und Verlierermentalität im ökumenischen Gespräch zurückgeht. Und auch Apel war der Ansicht: „Vieles ist heute schon möglich.“ So können die beiden Gerolzhöfer Pfarrer die Worte des evangelischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm zum Abschluss des Wandeltheaters bekräftigen: „Wir lassen uns nicht mehr auseinanderbringen!“

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