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PUERTO DE LA CRUZ: Krachlederne auf den Kanaren

PUERTO DE LA CRUZ

Krachlederne auf den Kanaren

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    „Die Lustigen Egerländer“ existieren nur auf Teneriffa. Auch die Besetzung ist jedes Jahr eine andere. Der gebürtige Schweinfurter Conny Eckers (62) schätzt, dass bisher rund 2000 Musiker für die Benefizkonzerte auf die Kanaren gekommen sind. Dieses Jahr tritt die immer neu zusammengewürfelte Truppe zum 35. Mal auf. Die „Bayrische Woche“ ist jedes Jahr ein Renner – bei den Touristen, aber vor allem bei den Einheimischen. Davon zeugen viele Artikel aus deutsch- und spanischsprachigen Zeitungen der Insel, die Conny Eckers natürlich aufgehoben hat.

    Vor zehn Jahren hätte es die Kapelle fast ins Guinness Buch der Rekorde geschafft: Am Pico del Teide, dem zentralen Berg Teneriffas, gaben die Musiker in 3555 Meter Höhe ein Konzert. Den bisherigen Rekord einer Blaskapelle hatten sie damit um mehr als 1200 Meter überboten, Fernsehstationen übertrugen das Ereignis. Bloß: „Die Spanier haben den Rekord leider nicht ordnungsgemäß gemeldet“, bedauert Conny Eckers. Und so gab es keinen Eintrag ins Buch der Rekorde.

    Gegründet wurden die „Lustigen Egerländer“ Anfang der 70er von Karl Erhart aus Leinach (Landkreis Würzburg), geboren in Haid bei Marienbad im Egerland. Damals wurde auf Teneriffa eine Volksmusikgruppe gesucht, die im Rahmen der Bayrischen Woche auftreten sollte. Mit der Krachledernen und Filzhut im Gepäck schlug die Truppe erstmals auf den Kanaren auf. Schon früh halfen Erharts Freund Conny Eckers sowie Ernst Oberndörfer aus Zellingen bei der Suche nach geeigneten Musikern, oft Profis. Bis heute spielen sie jedes Jahr für zwei Wochen im Sommer. Heuer geht es am 28. August los.

    Kokolores-Musik am und im Pool

    Gespielt wird in Hallen, auf großen Plätzen, an Hotel-Pools – und manchmal auch im Pool, wie ein Zeitungsfoto belegt. Die meisten Konzerte geben die Blasmusiker in der Region um den Touristenort Puerto de la Cruz. Ihr Repertoire beschränkt sich dabei bei weitem nicht auf bayerische Bierzeltmusik. Klassik, Swing, Jazz, Musicals – alles kein Problem. Schließlich waren auch schon Profis der Münchener Staatsoper, des Oldenburger Schauspielhauses und Alphornbläser aus Garmisch mit dabei. Trotzdem: Der „Kokolores“, wie Eckers die weniger anspruchsvollen Trinklieder nennt, „ist bei den Leuten immer angesagt“.

    Den Flug auf die Kanaren müssen die Teilnehmer selbst zahlen, um die kostenlose Unterkunft kümmert sich der Fremdenverkehrsverein. Das Zusammentrommeln der Musiker ist Conny Eckers' Sache – wie es sich eben für einen Schlagzeuger gehört. Der 62-Jährige war nach seinem Studium am Würzburger Konservatorium Berufssoldat beim Heeresmusikkorps in Veitshöchheim – bis zu seiner Pensionierung 1994. Bekannt wurde er in Unterfranken vor allem mit seiner Tanzkapelle, mit der er jahrelang durch die Lande zog.

    „Die Organisation für die Reise beginnt immer schon im Oktober“, so Eckers. Dann beginnt er, die einzelnen Musiker anzuschreiben und mit den Fluglinien einen guten Preis für die 40- bis 60-köpfige Gruppe auszuhandeln. Eckers legt außerdem fest, was, wann und wo gespielt wird, „da folgen die mir schon“.

    Weg aus Deutschland

    Dabei nutzt er seine weitverzweigten Kontakte auf der Ferieninsel. 1973 war er zum ersten Mal als Musiker auf den Kanaren, und schon 1975 wusste er: „Irgendwann bleibe ich auf Teneriffa.“ Vor elf Jahren machte er seine Ankündigung wahr, lernte Spanisch und lebte zunächst in Santa Ursula. Dieses Jahr ist er nach Buonavista del Norte gezogen.

    Etwa acht Konzerte geben die Musiker innerhalb der zwei Wochen, dazwischen wird viel gefeiert und Urlaub gemacht. Jedes Jahr organisiert Eckers gemeinsame Ausflüge. Der komplette Erlös aus den Konzerten kommt Organisationen wie dem Roten oder dem Weißen Kreuz zugute. „Das geht mittlerweile sicher in die Millionen“, schätzt Eckers. Allein zum Bayrischen Abend kämen bis zu 1800 zahlende Gäste. Mittlerweile mischt dort sogar ein deutscher Bäcker mit, der Laugenbrezeln und Käsestangen verkauft. Und damit es richtig stilecht wird, will Eckers Bierkrüge im weiß-blauen Design: „So was kann man ja im Internet für wenig Geld in Thailand bestellen.“

    Einen eigenen spanischen Fanclub haben die „Lustigen Egerländer“ auch: „Das sind alles Frauen“, merkt Eckers nicht ohne Stolz an. Die Damen aus Los Gigantes kommen zu nahezu jedem Konzert, „und zwar in so einer Art Pseudo-Tracht“.

    Nicht nur die Musiker wechseln Jahr für Jahr, auch der Dirigentenstab wurde im Lauf der Jahrzehnte immer wieder weitergegeben. Seit drei Jahren dirigiert Bernd Hammer, Leiter der Musikschule Bad Kissingen. Er war als 17-jähriger Posaunist erstmals in den 70ern dabei, erinnert er sich: „Das war mein erster großer Auftritt im Ausland, einfach phänomenal.“

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