„Weg oder vielleicht doch nicht weg?“ Diese Frage stellten sich den beiden Witwen „Inge“ (Bettina Dünninger) und „Rita“ (Angelika Scheidig) während ihrer kurzweiligen und amüsanten Theateraufführung „Verlebt und Lebendig“ beim Wernecker Kulturfrühling. Ein absolvierter Kurs „Sich nicht an alten Krempel hängen, macht frei!“ war angeblich Anstoß für die einsetzende Wegwerfentschlossenheit des Kabarett-Duos.
Die Wegwerfregeln verhießen: weniger Putzaufwand, keine Depressionen, keine Stauballergien und mehr Lebensenergie. Die schier unüberschaubare Menge an Requisiten von einst prägte das Bühnenbild und bereitete ein weites Feld für Träume und Erinnerungen.
Manche davon wurden von den beiden Schauspielern Christine Hadulla und Peter Hub szenisch zwischengespielt. Eine Theaterszene aus „Hamlet“ erinnert an Theaterbesuche im Pelz. Eine Szene aus „Die Feuerzangenbowle“ holte Filme von damals zurück.
Auch von „Inge und Rita“ selbst wurden Szenen von damals nachgespielt: Sie legten einen fetzigen Rock'n'Roll auf die Bühnenbretter, oder sie arbeiteten Kreuzworträtselhefte ab. Schließlich landeten Fotoalben, Kreuzworträtselhefte, Reiseandenken, Geschenke oder Stibitztes, Kitschiges oder Religiöses im „Kommt weg“-Karton. Vorübergehend.
Die Bühnenszene „Wirf du weg! – Nein du!“ mit hin und her fliegenden Schuhen und Hüten verdeutlichte die aufkommende Unsicherheit, ob Wegwerfen die allein selig machende Lösung sei. Da jedes Teil Erinnerungen weckte, kamen die beiden Frauen zu keinem befriedigenden Ergebnis.
Langsam kippte die Wegwerfwut in liebevolles Bewahren. Der Karton „Kommt vielleicht weg“ quoll bald über. Eigentlich wäre er mit „Bleibt da“ zu beschriften gewesen. Die Zuschauer konnten dieses Ringen um die Wertigkeit der Dinge dank der sehr ausdrucksstark spielenden Darsteller mit dem Herzen und mit viel Freude nachvollziehen.