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GOCHSHEIM/SENNFELD: Kritik an zentraler Mainbogen-Praxis

GOCHSHEIM/SENNFELD

Kritik an zentraler Mainbogen-Praxis

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    Großes Ärztehaus: Am Eingang zum Baugebiet Rempertshag in Sennfeld entsteht derzeit die neue Mainbogen-Praxis. Das Hausärzte-Zentrum wird in Gochsheim kritisch gesehen.
    Großes Ärztehaus: Am Eingang zum Baugebiet Rempertshag in Sennfeld entsteht derzeit die neue Mainbogen-Praxis. Das Hausärzte-Zentrum wird in Gochsheim kritisch gesehen. Foto: Foto: Silvia eidel

    Der Rohbau des neuen Ärztehauses steht schon am Eingang zum Baugebiet Rempertshag in Sennfeld. Aber die künftige Mainbogenpraxis in der Reichsdorfstraße erregt nach wie vor die Gemüter, vor allem in Gochsheim. Dort fürchtet man, über kurz oder lang völlig ohne Allgemeinmediziner da zu stehen. Was die Leiter des neuen Sennfelder Ärztehauses, die Gochsheimer Mediziner Christian und Steffen van Gelder, bestreiten. Sie meinen, mit ihrem Engagement genau dies zu verhindern. Und vermissen die Unterstützung der Gochsheimer Gemeindeführung.

    Das neue Ärztehaus in Sennfeld wird zehn Sprechzimmer haben für sechs ärztliche Arbeitsplätze. Darüber hinaus beinhaltet die Fläche von 1000 Quadratmeter bei der geplanten Fertigstellung im Oktober 2016 acht Funktionsräume. Eine Apotheke mit 300 Quadratmeter fügt sich an. „Ein Sennfelder Apotheker hat sich dafür beworben und wird mit hineingehen“, erklärt Dr. Steffen van Gelder.

    Er wird mit seinem Bruder Christian die neue Hausarztpraxis leiten, die künftig die Mainbogen-Gemeinden Sennfeld, Gochsheim, Schwebheim und Grettstadt versorgen soll. Denn dort hören in den nächsten zwei bis drei Jahren etliche Allgemeinärzte altersbedingt auf. Und Nachfolger für deren Praxen wurden vergeblich gesucht. Das Modell heißt also: Eine Hausärzte-Gemeinschaft bilden, junge Ärzte anstellen.

    Daneben wird, wie Steffen van Gelder betont, die bisherige Gelder-Praxis in Gochsheim aber erhalten bleiben. Sie wurde mittlerweile zweistöckig ausgebaut, acht Sprechzimmer gibt es nun dort und drei junge Ärzte wurden angeworben.

    Arbeitskreis vorgeschlagen

    In Gochsheim hat man Zweifel, ob und wie das für die Versorgung der gesamten Bevölkerung funktioniert. Deshalb wurde von den Freien Wählern im Gemeinderat jüngst beantragt, einen großen Arbeitskreis zu gründen, der vielleicht neue Ideen kreiert. Doch das lehnte die Ratsmehrheit von CSU und SPD ab. „Es bringt nichts“, sagt Gochsheims Bürgermeisterin Helga Fleischer auf Nachfrage. Alte Geschichten wieder aufzuwärmen, nütze niemanden, und es seien schon alle Argumente ausgetauscht worden.

    Natürlich hätte sie das neue Ärztehaus lieber auf Gochsheimer Grund gesehen, meint sie zur Frage einer möglichen Nachbarn-Rivalität. „Welche Gemeinde hätte das nicht?“, schiebt sie nach. Denn auch Gochsheim habe, wie Sennfeld, ein adäquates Grundstück angeboten. Nun fürchtet sie, dass ab 2017 kein Hausarzt mehr in Gochsheim mit seinen 6300 Einwohnern praktiziert. Das habe auch Auswirkungen auf Apotheke oder Physiotherapeuten. „Die Leute hier sind nicht gerade begeistert“.

    Flyer waren bislang umsonst

    Um Nachfolger für die drei Mediziner zu finden, die Ende 2016 in Gochsheim aufhören wollen, habe die Gemeinde selbst an 2400 Ärzte in Deutschland Flyer verschickt - bisher ergebnislos. Statt eines großen Ärztehauses in Sennfeld, geografisch am nördlichsten „Zipfel“ der Mainbogen-Gemeinden, wäre Fleischers Vorstellung, kleinere Arztzentren zu errichten, einen Investor zu finden, der das Gebäude baut und langfristig vermietet.

    Fleischer nennt das Betreiben des Sennfelder Ärztehauses „eine wirtschaftliche Denkweise“ der Doktores van Gelder. Die Genannten selbst sprechen in einem Brief an diese Zeitung von der Garantie „einer dauerhaften Versorgung der betroffenen Gemeinden“. Man sorge gleichzeitig dafür, dass junge Ärzte einen attraktiven Arbeitsplatz finden.

    Das habe man in Gochsheim bereits effektiv praktiziert. Zwei Praxen, die 2014 schließen wollten, seien integriert, Ärzte und Personal übernommen und die Patienten davor bewahrt worden, sich einen neuen Hausarzt zu suchen. Man biete auch mit der neuen Mainbogen-Praxis eine Kooperation für jene Ärzte an, die ihre Praxis nicht mehr weiterführen möchten.

    Zweigstelle in Gochsheim

    Sennfeld werde das Haupthaus sein, Gochsheim, wo bisher die van-Gelder-Praxis sitzt, die Zweigstelle, sagt Dr. Steffen van Gelder auf Nachfrage. „Wir können dort zwei bis drei Ärzte beschäftigen“. Er selbst werde wohl Vollzeit in Gochsheim bleiben. Von Sennfeld aus werde ein Arzt ausschließlich für die Ambulanz da sein und Hausbesuche machen. Einige Arzthelferinnen würden fortgebildet, um einfachere Hausbesuche zu absolvieren. „Wir wollen die ganze Region im Mainbogen stützen“.

    Die derzeit noch vorhandenen Arztsitze in der Region bedeuteten zahlenmäßig eigentlich eine Überversorgung. Natürlich sei das Vorhaben der Zentralisierung ein gewisser „Rückschritt“ in den Augen der Bevölkerung, die nun teilweise zur Praxis fahren müsse. Aber es sei eine Lösung.

    Zufrieden ist Gochsheims Bürgermeisterin Helga Fleischer damit nicht. Sie will weiter versuchen, wenigstens noch eine weitere Praxis in Gochsheim zu erhalten.

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