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SCHWEINFURT: Künstler der Triennale: Christian Höhn

SCHWEINFURT

Künstler der Triennale: Christian Höhn

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    Der Fotograf: Christian Höhn in der Kunsthalle vor „Shanghai IV“.
    Der Fotograf: Christian Höhn in der Kunsthalle vor „Shanghai IV“. Foto: Foto: Katharina Winterhalter

    Es sind nicht die spektakulärsten Aufnahmen aus Christian Höhns beeindruckender Serie „Megacities“, die Kurator Hans-Peter Miksch für die zweite Triennale für zeitgenössische Kunst ausgewählt hat: gerade der Blick auf Minneapolis, der neben Shanghai in der Kunsthalle ausgestellt ist, hat nichts von der Dramatik, mit der der Fotograf beispielsweise Chicago oder Paris zeigt oder von der atemberaubenden Schönheit, die er in Honolulu sieht. Miksch hat zwei Arbeiten ausgewählt, die eher die kühle, im Fall von Minneapolis sogar nüchterne, fast ein wenig trostlose Seite der Metropolen dieser Welt repräsentiert.

    Seit 2005 arbeitet der 44-jährige Nürnberger Fotograf an seinem Projekt, das – ebenso wie die Städte, die er fotografiert – den Zusatz „mega“ verdient. Rund 40 großformatige Arbeiten sind inzwischen entstanden. Auf die Frage, was er von diesen Städten zeigen will, gibt er zuerst die widersprüchliche Antwort „ihre Seele und ihre Monumentalität“. Später formuliert er dann, dass es ihm doch eher um den Charakter einer Stadt geht, der sich in den Aufnahmen widerspiegeln soll.

    Dieser Charakter erschließt sich nicht auf die Schnelle. Schon lange vor der Reise in eine Stadt liest Christian Höhn sehr viel, bis er ein erstes Bild im Kopf hat. Er organisiert und recherchiert, bis er weiß, dass sich die Aufnahme, die ihm vorschwebt, realisieren lässt. In der Stadt angekommen, läuft er lange umher, schaut sich Orte an, die in Frage kommen und macht Testaufnahmen mit einer kleinen digitalen Spiegelreflex. Schon zu diesem Zeitpunkt fällt die Entscheidung über seinen Standort, den Ausschnitt und den Zeitpunkt. Jede Stadt soll in dem Licht gezeigt werden, das ihren Charakter am deutlichsten hervorhebt.

    Fast immer richtet Höhn seinen Blick von oben auf Gebäude und Straßen, bezieht manchmal auch die Umgebung mit ein. Meist genügt ihm ein Hochhaus als Standort. Steht aber keines am idealen Ort, chartert er einen Helikopter, koste es was es wolle. Alleine die Fluggenehmigung kann – wie in Paris – Wochen dauern, von den Preisen für eine Flugstunde einmal abgesehen. Erst wenn alles geklärt ist, steigt Christian Höhn mit einer seiner beiden analogen Großbildkameras auf das ausgewählte Hochhaus oder in den Helikopter und macht seine Aufnahmen. Wenn er Glück hat, kann er eine Stadt zu unterschiedlichen Tageszeiten fotografieren (wie in Shanghai) und später auswählen, aber oft gibt es nur eine Chance.

    Der Negativfilm wird im Großlabor belichtet, mit sehr hoher Auflösung eingescannt und nur leicht nachbearbeitet. Für die Präsentation in Leuchtkästen – wie in Schweinfurt – lässt Höhn aus dem 10 mal 13 Zentimeter großen Negativ ein riesiges Dia auf durchsichtigem Material herstellen und auf eine dünne Acrylglasplatte aufziehen. Diese Kästen gibt es natürlich nicht von der Stange, Höhn lässt sich jeden einzelnen nach seinen Bedürfnissen herstellen. Der Lohn des Aufwands: eine fantastische Brillanz und Tiefe. Auf diesen Fotografien sind selbst kleinste Details noch erkennbar. Außerdem verleihen die Kästen den Aufnahmen einen fast skulpturalen Charakter.

    Die fast kühle Perfektion der Fotografien unterstreicht die Unwirtlichkeit vieler Metropolen und so kann diese Serie durchaus auch als Kritik an der „Lebensform Stadt“ gelesen werden. Höhn zeigt die „Megacities“ als monumentale, menschenleere Kulisse. Wir sehen zwar das Licht hinter den Fenstern, wir sehen die Lichtspuren der unzähligen Autos, den Mensch selbst sehen wir nicht – er ist verschwindend klein aus dieser Höhe.

    Christian Höhn, 1968 in Bayreuth geboren, arbeitet seit 1993 als Fotograf und bewegt sich mühelos zwischen den Genres Fotokunst und Auftragsarbeiten in den Bereichen Porträt und Architektur. Er hat mehrere Bildbände veröffentlicht, unter anderem „Menschen in Franken“. Das wichtigste Kriterium für eine Aufnahme ist nicht die Frage, ob es Kunst ist, sondern ob sie gut ist.

    In dieser Serie stellen wir die Künstler der Triennale für zeitgenössische Kunst vor. Die Ausstellung ist bis 23. September in der Kunsthalle zu sehen. Mehr Arbeiten aus der Serie „Megacities“, auf: www.christianhoehn.de.

    ONLINE-TIPP

    Alle Artikel der Serie unter schweinfurt.mainpost.de

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