Am 1. Mai startet der Steigerwaldklub am Zabelstein in die diesjährige Wandersaison. Außerdem wird bei diesem Anlass der neue Steigerwald-Panoramaweg offiziell seiner Bestimmung übergeben. Wir sprachen mit Engelbert Müller, Vorsitzender des Steigerwaldklub-Zweigvereins Gerolzhofen.
Frage: Die Eröffnung der Wandersaison steht unmittelbar bevor. Wie hat sich Wandern in den vergangenen Jahren entwickelt? Ist eine Rückbesinnung auf die Natur, auf das Wandern festzustellen?
Engelbert Müller: Ja, das kann man ganz bewusst so sagen. Das Gesundheitsbewusstsein bei den Leuten ist wieder stärker ausgeprägt und wo könnte man leichter Gesundheit erreichen als bei der Bewegung in der freien Natur: frische Luft, man sieht viel, man hört viel. Wir beim Steigerwaldklub stellen fest, das es in der Gruppe, wo man das Zwischenmenschliche pflegen und Gespräche führen kann, besonders Spaß macht. Wir haben unheimlichen Zuwachs bekommen in den zurück liegenden drei, vier Jahren.
Wie sieht es denn derzeit um das Wanderwegenetz in der Region Steigerwald aus? Wie viele Kilometer markierter Wanderwege gibt es?
Müller: Der Steigerwaldklub Gerolzhofen hat ein Wegenetz von 84 Kilometern Fernwanderwege – das sind etwa der Mainwanderweg, der Keltenweg, das „blaue Dreieck“, der „rote Tropfen“, insgesamt sieben – und um Gerolzhofen herum an Rundwanderwegen noch einmal 33 Kilometer zu betreuen.
Und welche Aufgaben kommen da so auf die Klubmitglieder zu?
Müller: Wir haben einen Wegewart und der kümmert sich um die Beschilderung. Teils fertigt er sie selbst an, teils bekommen wir sie vom Hauptverein. Er läuft einmal jährlich die Strecken ab und bessert aus. Man darf sagen, dass die Beschilderung allgemein gelobt wird. Jetzt kommt der neue Panoramaweg dazu – von den gut 160 Kilometern Gesamtlänge zwischen Bad Windsheim und Bamberg fallen 17 in unseren Bereich. Er tangiert uns im Bereich Zabelstein und Handthal. Hier hat sich vor allem auch Waltraud Steinmetz bei der Beschilderung sehr mit eingebracht.
Der Steigerwaldklub hat ja auch einige Hütten. In den Bergen dienen solche bei weiten Touren Wanderern als Quartier, klar. Welche Bedeutung haben sie hier im Steigerwald?
Müller: Ein sehr starke. Vor zwölf Jahren haben wir die erste Hütte gebaut oben am Murrleinsnest. Da hatten wir zwar schon eine, aber die ist runtergebrannt, war nur noch eine Ruine. Nach dem Neubau haben wir die offen gestaltet, für Jedermann zugänglich. Da passiert dann auch nicht so viel. Auch am Steinernen Kreuz war eine kleine Unterstellmöglichkeit. Da ist dann beim Sturm ein Ast darauf gefallen und sie war kaputt. Die wurde dann auch neu gemacht. Dann haben wir noch unsere große Hütte am Zabelstein, das Lingmannhaus. Sie war in einem schlechten Zustand. Vor allem das Dach war stark beschädigt. Dann haben wir uns in der Vorstandschaft entschlossen, ein neues Dach drauf zu machen. Das haben wir dann auch gemacht: ein neues Dach mit Gebälk. Als wir weiter runter kamen, haben wir plötzlich gemerkt: Das Zeug da unten ist ja noch viel schlechter, als das da oben war. Also haben wir uns entschlossen, eine neue Hütte hinzubauen. Dann haben wir alles weggerissen und unter das Dach, das wir ja schon gemacht hatten, eine neue Hütte gebaut. Das war zwar ein wenig ein Schildbürgerstreich, aber es ist gut gelaufen, weil es auch gut vorbereitet war. Der Hüttenwert liegt bei 140 000 Euro. Die Hütte kommt sehr gut an bei Gruppen, vor allem auch bei Jugendgruppen. Sie ist fast immer belegt.
Das ist dann mit Übernachtungsmöglichkeit?
Müller: Ja, wir haben 22 Betten in zwei Räumen drinnen stehen. Unten ist ein Aufenthaltsraum für gut 40 Leute. Auch eine Küche ist drin, die Selbstverpflegung ist gewährleistet. Es ist zwar kein Wasser vorhanden und kein Strom, den Strom haben wir von einem Notaggregat. Und das Wasser muss man vom nahen Eselsbrunnen holen. Es ist also etwas Romantik auch dabei.
Und am Murrleinsnest?
Müller: Da haben wir Tische und Bänke drin, und da kann auch jeder rein, der will, und Brotzeit machen. Alle vier Wochen geht mal einer von uns rauf und kehrt die Hütte aus. Auch die kleinere Hütte am Steinernen Kreuz mit ihren zwei Tischen wird gut angenommen für eine Rast.
Ist der Zabelsteinturm eigentlich auch ein Projekt des Steigerwaldklubs?
Müller: Im Ursprung ja. Da hat der Steigerwaldklub mitgewirkt. Aber dann war der erste Turm baufällig, und es mussten mit der Zeit neue Türme her. Die kosten ja weit über 100 000 Euro, das konnten wir dann nicht mehr schultern. Das hat dann der Landkreis übernommen.
Der Steigerwaldklub ist ja auch in der Brauchtums- und Traditionspflege verankert. Was läuft in diese Richtung so alles?
Müller: Jetzt haben wir zum Beispiel bald unseren Zabelsteintag, der ist immer an Christi Himmelfahrt. Da wandern wir sternförmig von Gerolzhofen, von Geusfeld, von Handthal aus zum Zabelstein hoch. Da gibt's dann ein zünftiges Mittagessen, und dann geht's wieder zurück. Was immer mehr Besucher anlockt, das ist unser Johannisfeuer am Zabelstein. Da kommen bis zu 250 Leute.
Wo ist eigentlich ihr Lieblingsfleck im Steigerwald?
Müller: Das kann ja nirgends anders sein als am Zabelstein. Der lässt mich nicht mehr los. Weil wir halt auch viel Arbeitskraft hier reingesteckt haben. Beim Hüttenbau etwa haben wir über 5000 freiwillige Stunden geleistet. Und auch im vergangenen Jahr wurden wieder 1700 Stunden dort in dem Bereich geleistet, etwa beim Bau einer Toilettenanlage. Also der Zabelstein, der nimmt uns schon in Beschlag.
Mal abgesehen vom Steigerwald, wo liegt da Ihr Lieblingswandergebiet?
Müller: Im Spessart. Dort war ich einmal beruflich, habe in dieser Zeit den Spessart kennen und schätzen gelernt. Dort ist es ein wenig wie im Steigerwald, auch wenn es dort noch etwas höher ist und die Wälder noch ausgedehnter. Der Spessart ist ja einer der größten Wälder in Deutschland. Seit 22 Jahren mache ich mit den Leuten immer eine Busfahrt mit Wandertag in den Spessart. Und da kommen immer über 50 Interessanten zusammen.
Welchen Wandertipp für den Steigerwald haben Sie für unsere Leser parat?
Müller: Eine wunderbare Strecke ist der Weg von Gerolzhofen auf den Zabelstein. Wenn man nicht so weit laufen kann oder mag, müsste man ein Stück hinauf fahren und von Geusfeld Richtung Zabelstein laufen. Auch das ist eine herrliche Strecke, ebenso wie die von Handthal zum Zabelstein über das Murrleinsnest. Ich hätte ja eigentlich nie gedacht, dass der Steigerwald und der Zabelstein so toll angenommen werden. Aber wenn man am Zabelstein so einen ganzen Tag arbeitet, dann sieht man erst einmal, wie stark der Zabelstein frequentiert ist.
Wie steht der Steigerwaldklub eigentlich zu der Diskussion um einen Nationalpark Steigerwald?
Müller: Wir sind ja hier mit unseren Leuten im Steigerwald verwachsen und wir sind auch der Meinung, dass wir keinen Nationalpark brauchen. Ich weiß, dass da der Hauptverein vielleicht eine andere Meinung hat. Aber unser Steigerwald ist so schön, dass man das nicht braucht. Wir pflegen und erhalten den Steigerwald so, wie er ist. Man hört oft, dass alles da ist: Er hat wilde Gegenden, er hat gepflegte Gegenden, er ist einmalig. Und wenn das in der Vergangenheit nicht immer so gepflegt und gehalten worden wäre, dann wären wir heute nicht so weit.