Die Wahl ist vorbei, die Namen der Kreistagsmitglieder bis zum Ende der Legislaturperiode 2020 stehen seit Dienstagnachmittag fest – deutlich früher als vor sechs Jahren. Jetzt geht es darum, die Posten zu verteilen. Da sind einige vakant, nicht nur weil es vor allem bei der CSU ein kräftiges Stühlerücken zu verzeichnen gab.
Eines der wichtigsten Ämter, die es zu besetzen gibt, ist das des stellvertretenden Landrats, nachdem Paul Heuler auf ein weiteres Mandat verzichtet hat. Den Erstzugriff hat die CSU als größte Fraktion. In Frage kommen angesichts des Wahlergebnisses Edeltraud Baumgartl, Friedel Heckenlauer und Reinhold Stahl. Die Wernecker Bürgermeisterin Baumgartl und der Stadtlauringer Rathauschef Heckenlauer stehen aber auch auf der Liste, wenn es um den Fraktionsvorsitz geht. Auch Lothar Zachmann und Martina Gießübel haben Chancen darauf, die 30-köpfige Gruppe anzuführen. Staatssekretär Gerhard Eck und Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber scheiden wegen ihrer Doppelbelastung eher aus. Das Amt wird ohnehin schwierig, weil sich die Binnenstruktur drastisch verändert hat: 15 der 30 CSU-Räte sind neu.
Es gibt Beobachter, die davon ausgehen, dass sich der Kreistag auf einen zweiten Stellvertreter für Landrat Florian Töpper (SPD) einigt, wie es in vielen anderen Landkreisen Usus ist. Gegenüber dieser Zeitung bestätigte Töpper, dass „sich die Frage tatsächlich stellt“. Dies böte die Möglichkeit, die Vielfalt des Landkreises zu repräsentieren. Er werde das Gespräch mit den Fraktionen suchen, ohne sich jetzt auf eine Zahl der Stellvertreter festlegen zu wollen.
Nach der Arithmetik dürfte ein weiterer Stellvertreterposten an die SPD gehen. Hartmut Bräuer wäre ein denkbarer Kandidat; es gäbe auch Alternativen. Bräuer ist derzeit Fraktionschef, aber das überragende Ergebnis von Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann (fast 25 000 Stimmen, 6400 mehr als der zweitplatzierte Bräuer) macht ihn zum Favoriten für den Fraktionsvorsitz.
Die CSU muss auch ihre sechs Vertreter im bedeutsamen Kreisausschuss neu finden, nachdem die bisherige Riege fast komplett den Kreistag verlassen hat: Baumgartl, Gießübel, der Neuling Thorsten Wozniak, Heckenlauer, Zachmann, der erfahrene Reinhold Stahl und auch Willi Warmuth dürften in die engere Wahl kommen. Staatssekretär Eck hat seinen Verzicht angedeutet.
Landrat Töpper spricht beim Wahlergebnis von einer Zäsur, nachdem viele Kreisräte im Vorfeld verzichtet hatten und nun einige nicht wiedergewählt worden sind. Andererseits gebe es neue Kreisräte, die viel Erfahrung auf Gemeindeebene mitbringen. Im Resultat sei der Landkreis gut abgebildet.
Große Überraschungen blieben bei der Wahl für die CSU aus – außer vielleicht, dass vier der fünf stimmenträchtigsten Bewerber Frauen sind. Gerhard Eck räumte mit über 53 419 die meisten Stimmen ab, dicht gefolgt von Anja Weisgerber (51 477). Eine Frau machte auch den größten Sprung nach vorne: Beate Glotzmann rückte vom 38. auf den 24. Platz vor. Pech für Richard Köth: Er scheiterte mit nur einer Stimme Unterschied am Einzug in den Kreisrat.
Bei der SPD (mit sechs Neulingen) sticht das Resultat Rottmanns heraus. Ansonsten setzten die Wähler auf arrivierte Kräfte; neben Rottmann vertritt nur Zehra Akcay die Jungen. Die Dittelbrunner Rechtsanwältin und Gemeinderätin dürfte die erste Kreisrätin im Landkreis mit türkischen Wurzeln sein. Erich Servatius sprang vom 17. auf den vierten Platz vor. Auch Ruth von Truchseß hat als Zehnte ihr Mandat verteidigt, obwohl sie nur auf dem 24. Platz gelistet war. Den größten Satz aber machte Neuling Hans Fischer, der als 43. der Liste auf dem fünften Platz landete.
Kontinuität bei den Freien Wählern: Dort gibt es nur drei Neulinge in der Fraktion. Das heißt, einige neue und günstig platzierte Bewerber reichten die Wähler nach hinten durch; allen voran Spitzenkandidat und Kreisvorsitzender Edwin Hußlein: Er landete auf dem 15. Platz. Dafür rutschte Hubert Zink von Platz 23 auf sechs.
Frisches Potenzial gibt es bei der um die Hälfte gewachsenen Fraktion der Grünen. Den Fraktionssprechern Birgid Röder und Walter Rachle stehen vier Neulinge zur Seite. Den größten Sprung machte Thomas Vizl, der vom achten auf den vierten Rang vorrückte. Dafür muss die als Dritte platzierte Heike Sandmann mit dem 15. Rang vorliebnehmen. Ein Achtungserfolg gelang Gustav Tietze, der im Herbst schon bei der Landtagswahl einen großen Sprung nach vorne gemacht hatte. Bei der Kreistagswahl machte er 52 Plätze gut.
Die Linken verloren mit ihrem dritten Sitz auch Angelika Strobel. Die FDP konnte ihre zwei Mandate behalten. Aber überraschend zog für Karl-Heinz Hiller der an Platz zwölf gesetzte Michael Galm neben Norbert Sauer in den Kreistag ein.
Nicht mehr gewählte Kreisräte:
CSU: Peter Zeißner (48., Listenplatz 49)
SPD: Elisabeth Bieber (17., Listenplatz 20), Horst Gandziarowski (25., Listenplatz 49), Georg Petz (46., Listenplatz 53).
Grüne: Gustav Tietze (8., Listenplatz 60), Renate Beck (11., Listenplatz 7).
FW: Josef Radler (11., Listenplatz 9), Siegfried Ständecke (14., Listenplatz 13).
Linke: Angelika Strobel (3., Listenplatz 3).
FDP: Karl-Heinz Hiller (4., Listenplatz 2).
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