Die Tür zum Künstlerhof öffnet sich erst auf eindringliches Klingeln. Dann betritt man linkerhand den hellen Raum, in dem früher die örtliche Heißmangel ihren Platz hatte. Jetzt ist es der Hauptraum des Kirchner-Archivs in seinem Geburts-, Wohn- und Arbeitshaus, das im vergangenen Jahr renoviert worden ist. Im Rahmen der Winterakademie der Schweinfurter Museen, Galerien und Bibliotheken führte Sibylle Kneuer durch die Ausstellung mit besonderem Fokus auf die Tierbilder des Oberndorfer Künstlers.
Mitten im Raum steht die Bronzeplastik „Streitende Hengste“ aus dem Jahr 1980, deren Lebendigkeit und Lebensnähe verblüffen. Nicht nur in der Plastik hat Gustl G. Kirchner sich mit dem Thema Tier auseinandergesetzt. Pastelle, Tuschezeichnungen, Aquarelle, Ölbilder und Fresken – immer wieder neu interpretiert er das Thema. Deutliche Einflüsse von Franz Marc und der Gruppe Blauer Reiter zeigt „Zwei blaue Rinder“.
„Amazonen“ dagegen erinnert in Farbgebung und Darstellung an frühzeitliche Höhlenmalerei. Auch die Druckgraphik, in der er nach dem Besuch der Werkkunstschule Offenbach arbeitet, zeigt immer wieder Tiere. „Kunst ist die Anerkennung der Schöpfung in ihrer ganzen Größe“, schrieb Gustl. G. Kirchner in einem Aufsatz.
Der Holzschnitt „Hühner“ strahlt Heiterkeit aus. Sibylle Kneuer verknüpft Leben und Werk Kirchners, zeigt Fotografien des vitalen Künstlers. Kirchner ist in der Heimat verwurzelt. Er tauscht sich aus mit Künstlern aus der Region wie dem Theatermann Luigi Malipiero aus Sommerhausen oder dem Maler Erwin Rainer Fasshauer. Vier Jahre lang war er Soldat in der Kavallerie – vielleicht rührt auch daher die Liebe zum Pferd. Im Nebenraum gibt es noch drei Holzschnitte aus der 1981 entstandenen Mappe der Fabeln sowie Entwürfe zu den zahlreichen Glasfenstern zu sehen. Unter den Zuhörern saß eine freundliche Dame, die Cousine Gustl G. Kirchners, Helene Seidl. „Pfiff“ hätten sie den Gustl damals gerufen, weil er immer daran zu erkennen gewesen sei, dass er ein Lied auf den Lippen hatte. Er habe auch schon mal auf Servietten gemalt, wenn gerade kein Papier zur Hand war, erzählt sie.
Es war ein kurzweiliger Abend, der Einblick in das Leben und Werk des so vielseitigen Künstlers gewährte. Anfang Oktober bieten die Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt eine Exkursion zu den Kirchenfenstern Kirchners an. Desweiteren wird das Seniorenbüro am 25. Mai eine Fahrt in den Steigerwald zu Werken Kirchners unternehmen. Auf die Veranstaltungen wird in der Presse hingewiesen.